Rammschlag startet millionenschweren Schleusen-Neubau

9. Oktober 2021

Das touristisch wichtige Wasserstraßennetz der Mecklenburgischen Seenplatte und rund um Berlin hatte beim Bund lange keinen hohen Stellenwert. Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, die noch immer in Bonn sitzt, war vor allem dafür zuständig, dass Güterverkehr und Logistik auf den Flüssen klappt. Und da waren Rhein und Mittellandkanal den Behörden wichtiger, als Müritz-Elde- oder Obere-Havel-Wasserstraße. Doch inzwischen gibt es ein Umdenken. Das rund 100 Jahre alte Bundeswasserstraßengesetz ist geändert worden, nun nimmt der Bund auch die touristischen Wasserwege in Angriff.
Als Beispiel dient die Schleuse Steinhavelmühle, die 1840 gebaut wurde. Nach 180 Jahren wird das Bauwerk nun erneuert, über das neu geschaffene Wasserstraßen-Neubauamt Berlin und als eine Art Modellprojekt. Insgesamt fließen 39 Millionen Euro in das idyllische Fleckchen drei Kilometer vor Fürstenberg – es ist die erste Schleuse in Brandenburg nach Diemitz und Strasen bei Neustrelitz.

Eine Arbeitsgemeinschaft aus großen Baufirmen – Strabag, Eurovia und Mette Wasserbau Berlin – hat unlängst zum symbolischen Rammschlag ordentlich Technik aufgefahren: Fünf Bagger und Rammgeräte stehen dort, wo das alte Schleusenbecken war. Das Wasser wird an der Seite vorbeigeleitet, wo es nur langsam Richtung Süden fließt.

Das gesamte alte Schleusenbecken ist abgebaut und bis zum Rand mit Erde verfüllt. Hier werden die neuen 13 Meter langen Stahllarssen eingerammt. Mit viel Kraft und Lärm. Gebaut werden soll bis Ende Mai 2022. damit die Hauptsaison im Wassertourismus wieder stattfinden kann. Neben der Schleuse wird auch die „muskelbetriebene Bootsschleppe“ für Wasserwanderer erneuert.

Und das ist auch das Besondere: Von 2019 bis 2024 wird in fünf Bauetappen gebaut, damit die Hobbykapitäne immer in der Hauptsaison durchkommen, anders als bei der monatelangen Zwangssperrung der Schleuse Zaaren bei Templin. Ab Sommer 2022 soll dann das Wehr an der Steinhavelmühle erneuert werden, wozu die Schleuse aber nicht mehr gesperrt werden muss. Die beeindruckende riesige alte Wassermühle ist leider noch unsaniert, wann der Privateigentümer das ändert, ist laut Stadt Fürstenberg noch unklar.

Wie „Wir sind Müritzer“ weiter erfuhr, sollen demnächst die marode Schleuse Kannenburg zu den Templiner Gewässern und Friedenthal in Oranienburg erneuert werden.
In Mecklenburg hat man die Schleuse Strasen als Nächste im Bauplan-Blick. Bleibt zu hoffen, dass die neue Berliner Koalition den Wasserstraßentourismus ebenfalls wichtig genug findet.


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