Warener Brandopfer schließen ihre Lebensretter in den Arm

9. Mai 2022

Ohne Domenik und Daniel hätten die 78 Jahre alte Brigitte Drewes und der 81-jährige Horst Warsow heute wohl nicht auf dem Warener Feuerwehrhof stehen können. Vor rund einer Woche ging in der Wohnung des älteren Paares der Akku eines Rollstuhls ins Flammen auf, das Feuer versperrte ihnen den Weg ins Freie. So brachten sich die Warener zunächst auf ihrem Balkon in Sicherheit vor dem Rauch und riefen um Hilfe. Domenik Loch und Daniel Übner – 18 und 39 Jahre alt – hörten die Schreie, überlegten nicht lange und eilten sofort in die Wohnung, um die Senioren zu retten. Heute Vormittag sahen sich Retter und Brandopfer das erste Mal wieder. Ein sehr emotionaler Moment. „Ohne Euch Beide wären wir jetzt tot“, sagte Horst Warsow und nimmt seine Retter dankbar in den Arm.

Es war der 29. April, ein Freitagabend, das Rentner-Ehepaar lag zum Glück noch nicht im Bett. Als Horst Warsow auf die Toilette ging, sah er plötzlich Flammen an seinem Rollstuhl, der direkt an der Wohnungseingangstür stand. Sekunden später knallte auch der zweite Akku, die Flammen schlugen bis an die Decke. Zwar hat der 81-Jährige noch versucht, das Feuer zu ersticken, doch er war chancenlos. Also griff er sich seine Partnerin und lief mit ihr auf den Balkon. Brigitte Drewes hat sich geistesgegenwärtig noch das Telefon gegriffen, ehe das Wohnzimmer schon voll mit schwarzem Qualm war. Sie rief die Feuerwehr und gemeinsam mit Horst um Hilfe.

Nicht lange überlegt

Zu dieser Zeit haben Daniel Übner und Domenik Loch auf einem Balkon ein Stückchen weiter die Woche bei einem Bierchen ausklingen lassen. Sie hörten die Schreie und sahen den Rauch. Ohne lange zu überlegen, liefen sie los, eilten in den betroffenen Aufgang bis hoch in die fünfte Etage. Gemeinsam haben sie die Wohnungstür eingetreten und sind zu dem Ehepaar gelaufen. Zunächst schnappten sie sich Horst Warsow und brachten ihn ins Freie, seine Partnerin war so ängstlich, dass sie nicht mitlief. Doch die Männer kamen ein zweites Mal, um auch sie zu retten. Anschließend rannten sie eine Etage tiefer und holten mit Eimer und Schüsseln Wasser zum Löschen. „Wir sind bestimmt zehnmal hoch und runter“, erzählt Domenik. Lange überlegt haben Beide nicht. „Das lief alles automatisch. Wir wussten, dass wir helfen müssen und haben dann geholfen“, so Daniel. Erst im Nachhinein ist ihnen klar geworden, was sie da eigentlich gemacht haben und dass sie sich selbst in Gefahr brachten. Aber: „Wir würden es immer wieder so machen.“

Von dem heutigen Aufeinandertreffen mit den Brandopfern wussten sie nichts. Eine TV-Produktionsfirma hat das gemeinsam mit „Wir sind Müritzer“ organisiert. Spontan entschieden sich auch Warens Bürgermeister Norbert Möller, Feuerwehrchef Reimond Kamrath und Warens Polizeichef Stefan Philipp, den Lebensrettern ebenfalls Danke zu sagen.

Nach einem Aufruf bei „Wir sind Müritzer“ kümmert sich jetzt auch eine nette Malchowerin um Brigitte und Horst, denn nach so einem Brand gibt es einiges zu regeln – zu viel für die Senioren. Deshalb sind sie sehr froh über die Unterstützung. Wenn alles gut geht, unterschreiben sie heute auch den Mietvertrag für eine neue Wohnung, denn in die alte möchte Horst Warsow auf keinen Fall zurück. „Das schaffe ich einfach nicht“, sagte der 81-Jährige. Auch Möbelspenden sind nach dem WsM-Aufruf bereits angeboten worden.

Retter und Gerettete wollen auf jeden Fall in Kontakt bleiben und vielleicht demnächst – wenn die neue Wohnung eingerichtet ist – bei einem Käffchen in aller Ruhe plaudern.


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