Ein Hetz-Video sorgt an der Müritz für Kopfschütteln

14. Juni 2022

Auf Warener Facebook-Seiten kursiert seit einigen Tagen ein Hetz-Video – gerichtete gegen Flüchtlinge aus der Ukraine. Dieses Video, das bereits mindestens einmal von Facebook gelöscht wurde, sorgt in großen Teilen der Bevölkerung für Kopfschütteln, ein Müritzer Anwalt prüft gerade die rechtliche Relevanz und eine mögliche Anzeige gegen den Urheber. Und darum geht’s: Ein älterer Herr spaziert mit seinem Handy am Parkplatz vor der Jugendherberge am Nesselberg entlang, filmt Autos, zeigt ukrainische Kennzeichen und spricht polemisch immer wieder von „dicken Autos“ und „größten Schlitten“. Dann heißt es: „Da sind ja die ganzen Flüchtlinge“  mit Bezug auf die Jugendherberge und „Die müssen ja durch ganz Polen fahren“,  und  „Unsere neuen Hartz-4-Empfänger“.

In der Jugendherberge am Nesselberg sind bekanntlich schon kurz nach Beginn des Krieges um die 100 Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht – vorrangig Frauen und Kinder. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer kümmern sich um sie – angefangen von der Verpflegung bis hin zum Deutsch-Unterricht.

Der Urheber des Videos will ganz offensichtlich einen Keil zwischen Einheimische und Flüchtlinge treiben. Bei „Wir sind Müritzer“ sind dazu bereits einige Mails von Warener Bürgern eingegangen, die sich zum einen ganz klar davon distanzieren und zum anderen aber auch Konsequenzen fordern. Das erste Video, hochgeladen von dem älteren Herren, wurde inzwischen gelöscht, doch am Sonntag hat eine nicht unbekannte Frau aus der Gastronomie der Region genau dieses Video erneut hochgeladen. Bei beiden Veröffentlichungen ließen die Hetz-Kommentare, die man dadurch erreichen wollte, nicht lange auf sich warten, ganz nach dem Motto: „Wir armen Deutschen müssen um jeden Cent kämpfen und die Flüchtlinge kommen hier mit ihren großen Autos an.“

Einmal ganz davon abgesehen, dass es sich um normale Wagen handelt, die zu hunderten in der Müritz-Region auch von Einheimischen gefahren werden und alles andere als luxuriös sind: Ein Video mit Kennzeichen der Autos zu veröffentlichen ist eindeutig strafbar. Ob es die entsprechende Kommentierung des Urhebers auch ist, wird derzeit anwaltlich geprüft. Ebenso die Wieder-Veröffentlichung durch die Warener Unternehmerin.

„Das ist ein Neid- und Hetz-Video, wie es schlimmer nicht sein kann. Was glauben denn die Leute? Dass die Menschen aus der Ukraine hier in Lumpen ankommen? Sie haben bis zum Ausbruch des Krieges gelebt wie wir, haben hart gearbeitet, sich etwas geschaffen und natürlich auch Autos gekauft. So wie wir. Viele mussten alles stehen und liegen lassen, flüchteten zu Fuß, mit der Bahn oder Hilfskonvois. Andere haben die Flucht, zum Teil unter Lebensgefahr, im eigenen Auto auf sich genommen. Ich finde es entsetzlich, jetzt zu hetzen, weil sie ihre Autos mitgebracht haben. Der Herr, der dieses Video erstellt hat, sollte sich schämen und einfach mal vorstellen, dass er innerhalb kürzester Zeit alles aufgeben und abhauen muss“, so eine Leserin (Name ist der Redaktion bekannt), in einem sehr emotionalen Schreiben an „Wir sind Müritzer“.

Sie ist aber sehr froh, dass es auf der anderen Seite viele Müritzer gibt, die den Flüchtlingen seit Wochen helfend zur Seite stehen. Die „Hetzer“ sieht sie als Ausnahme. Aber als eine sehr traurige Ausnahme.

Wer die Initiative „Müritz hilft“ unterstützen möchte: https://mueritz-hilft.org/

Foto: Screenshots Video


14 Antworten zu “Ein Hetz-Video sorgt an der Müritz für Kopfschütteln”

  1. Uwe sagt:

    Mhm naja genau wie beim C Thema, traut man sich gar nicht mehr seine eigene Meinung hier zu schreiben…

  2. Warener sagt:

    Einfach nur ekelhaft. Ich schäme mich für meine Mitbürger. Wer selbst nichts gebacken bekommt, hat nur Hass, Neid und Hetze übrig. Hoffentlich gibt es rechtliche Konsequenzen. Und hoffentlich auch im Bekanntenkreis dieser abscheulichen Menschen!

  3. Jürgen sagt:

    #uwe, schreib was vernünftiges das ist alles in Ordnung

  4. Hans-Uwe sagt:

    Du kannst deine Meinung gerne schreiben solange sie nicht beleidigend, bewusst unwahr oder rechtlich intolerant ist.
    Sollte dem so sein, kann man zu recht mit Konsequenzen rechnen ob rechtlich oder einfach nur Kommentare die einen hoffentlich darauf hinweisen wie falsch man liegt.

  5. toberg sagt:

    Sicherlich ist das erstmal verstörend, wenn Flüchtlinge mit dem eigenen Auto kommen. Wahrscheinlich auch, weil wir bisher nur ganz arme Flüchtlinge kannten, die übers Meer ohne was kamen.
    Aber mal rational überlegt: Wenn Putin hier einmarschiert und wir flüchten müssten, würden wir dann nicht auch unser Auto aus der Garage holen und losfahren? Sorry…. aber in meiner Garage steht kein alter verrosteter Kleinwagen…
    Ja und dann stehen wir alle da mit unseren Autos in einem fremden Land auf der Straße. So wie die Ukrainer hier.

  6. micha sagt:

    Bertolt Brecht prägte den Ausspruch „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“

    Ersteres wird nun für alle spürbar teurer, da dreht sich der moralische Kompass bei einigen.

  7. EBI sagt:

    Ich habe mich mit älteren Leuten unterhalten, die mir erzählten wie schlimm es ist, vor Kriegstreibern flüchten zu
    müssen. Also bitte etwas mehr Toleranz wäre angebracht. Diese Menschen haben für ihren Besitz noch im Frieden
    hart gearbeitet. warum bitte sollten sie alles stehen und liegen lassen wenn die Möglichkeit besteht damit die Flucht vor
    dem menschenverachtenden Krieg zu vollziehen. Wer sich über diese Menschen noch brüskieren kann,tut mir nur Leid.

  8. Harald Lesch sagt:

    Ich verstehe die ganze Aufregung um die Autos und andere Gegenstände bei Flüchtlingen allgemein nicht!

    Nehmen wir mal an, eine ukrainische Familie muss aus ihrer Heimat wegen Krieg flüchten und hat einen frisch gelieferten Neuwagen vor der Haustür in der Ostukraine stehen.
    Der ukr. Vater hat (oder hatte) eine Arbeit in der örtlichen ukr. Stadtverwaltung und die Mutter arbeitete in einem Blumenladen im ukrainischen Ort.
    Jetzt nimmt die Familie das Auto, welches vielleicht auf Raten bezahlt wird, mit nach Deutschland und die wichtigsten (Bilder, Unterlagen) und wertvollsten Gegenstände (Digitalkamera, Kleidung) packen sie in den Kofferraum.

    Trotzdem sind sie nun nicht reich!

    Das Auto ist nicht abbezahlt und darf nicht verkauft werden, sie schulden der ukr. Bank jetzt sogar wahrscheinlich mehrere Raten, denn der Vater und die Mutter werden jetzt kein Gehalt bekommen und dann fehlt denen auch das Geld für die Autorate.
    Die wertvollen Gegenstände sind oft gebraucht und die Flüchtlinge haben auch eine Hoffung, dass sie in naher Zukunft wieder zurück können.
    Wieso dann jetzt alles für einen schmalen Taler (Gebrauchtware) verkaufen und später für Neupreise kaufen?
    Würden wir doch auch nicht machen.

    Selbst ein angespartes Vermögen in der Ukraine (in ukrainischer Währung) ist in Deutschland in Euro nicht mehr so viel Wert.
    Da kann man gerne mal im Internet nach den Löhnen in der Ukraine suchen und diese in Euro umrechnen.
    Selbst wenn jeder Arbeiter (also hier Mutter + Vater) jeden Monat 20 % in das Sparschwein geworfen hat die letzten 5 Jahre, sind das in Euro sehr sehr wenige Tausend Euro oder sogar weniger.

    Wenn der „große“ Wagen ein Gebrauchtwagen ist (kann trotzdem finanziert sein) und sich komplett im Eigentum der ukr. Familie befindet, kann man ihn natürlich verkaufen.
    Und dann?
    Dann hat die Familie hier in Deutschland kein Auto. Hätte in naher Zukunft kein Auto für die Rückfahrt und vor Ort. Die Hoffnung ist ja da bei einigen und viele Flüchtlinge kamen ja auch aus dem westlichen Teil und sind schon wieder zurück gefahren.
    Sie könnte natürlich den teuren Gebrauchtwagen verkaufen und einen günstigen Gebrauchtwagen dafür kaufen:
    ABER
    Jetzt wird es bürokratisch schwierig.
    Das alte Auto ist in der Ukraine zugelassen. Selbst wenn sie es per Internet in der Ukraine abmelden können, haben sie Schwierigkeiten in Deutschland ihr neues Auto anzumelden.
    Fester Wohnort wegen Steuer, KFZ-Versicherung zu deutschen Euro-Preisen.

    Ob am Ende dann mehr Geld übrig bleibt, wage ich zu bezweifeln.

    P.S.
    Wie heißt denn die Restauranbetreiberin?

  9. H.W. sagt:

    Ich habe das Video nicht gesehen, aber aus dem Bericht kann ich nicht erkennen, dass hier Hass verbreitet wurde. Unter Hetze verstehe ich auch etwas anderes und Neid gibt es überall, nicht nur bei den Flüchtlingen und bisher noch nicht strafbar. Ich habe immer etwas Bauchschmerzen, wenn ich lese, dass einige meinen anderen raten zu müssen, etwas vernünftiges zu schreiben. Damit geben sie im Grunde doch Uwe recht.

  10. Stefan sagt:

    Ich musste ehrlich gesagt sogar schmunzeln als den Satz „ Unsere neuen Hartz-4-Empfänger” gelesen habe.
    Wäre spannend zu wissen, ob besagter Herr ebenfalls so über die hiesigen Mitbürger spricht, welche privilegiert in einem Land voller Möglichkeiten aufwachsen und doch das Siechtum des Nichts bevorzugen…
    Damit meine ich übrigens nicht jene Mitmenschen, welche durch Krankheit, oder Ähnliches, in diese Situation gekommen sind.

  11. ABC sagt:

    Den Flüchtlingen vorzuwerfen, dass sie noch drei Sachen gerettet haben, ist schon niederträchtig. Man muss nicht gut finden, dass Milliarden in diesen Krieg gepumpt werden, aber die einzelnen Menschen können doch nichts dafür. Habe das Video nicht gesehen, aber das erscheint mir als eine GANZ SCHÄBIGE SACHE! Einige meiner Angehörigen sind ’45 hierher vertrieben worden mit nur dem, was sie auf dem Leibe hatten. Wie manche Hiesigen sich verhalten haben ist kein Ruhmesblatt. Deutsche waren so zu Deutschen. Und das ist genau so eine Garnitur von Menschen, wie sie sich jetzt geoutet haben. Ganz hässlich!

    P.S.
    Wie heißt denn die Restaurantbetreiberin?

  12. Micha sagt:

    Ja, es ist schon etwas Geschmack bei der Sache etwas süß oder sauer man weiß es nicht genau . Das Ukrainische normale Volk wie auch hier in Deutschland ist der größte Verlierer dieses Krieges und seinen wirtschaftlichen Folgen . Ja , klar machen sich hier und da Leute Gedanken wenn sie sehen das dort doch keine so schlechten Autos stehen . Der Grund für die Aufregung liegt aber auf der Hand . Jeder der hier in Deutschland schon gearbeitet hat ,Steuer gezahlt hat für schwere Arbeit und dann in die Arbeitslosigkeit geraten ist der weiß von was er spricht. Spätestens beim ausfüllen der Papiere ! Haben Sie ein Auto und was ist der Wert? Der ehrliche Deutsche schreibt ja und es ist soviel Wert und gibt den Antrag ordnungsgemäß ab . Es kann aber passieren er bekommt als Antwort verkaufen sie bitte ihr Auto es ist zuviel Wert sonst können wir keine Leistungen für sie bereit stellen . Er hat aber gearbeitet Steuern und Arbeitslosenversicherung gezahlt . Und jetzt denken wir alle nach . Wie kommt sowas er hat doch gearbeitet und jetzt soll er es verkaufen . Also ich kann das schon verstehen bei dem was auf uns zukommt, dass mal jemand was sagt . Ja der Krieg ist Mist und nicht schön mich stören die Kinder und Mütter auch nicht denn sie haben mir ja nichts getan . Genauso wenig wie die meisten Ukrainer den Russen nichts und umgekehrt genauso . Die Wahrheit für diesen Krieg liegt in der Finanzelite und ihren Schergen .Putin ist nicht der alleinige Aggressor in diesem Konflikt. Denn der Konflikt begann schon Jahre früher . Aber die kleinen sollen wieder die Zeche zahlen dort wie auch hier . So und dann ist doch auch klar wenn unsere Bürger ,Steuerzahler vom Staat anders behandelt werden würden ,dann würde auch keiner etwas sagen sprich so ein Video posten. Mal ehrlich , dass ist doch dann auch ein bisschen zu verstehen denke ich . Ich hoffe das es bei Zeiten vorbei ist und jeder wieder in seine Heimat kann .

  13. Uns Uwe sagt:

    Na der ältere Herr scheint ja selber von Hartz 4 zu leben. Und von der doch so bekannten Gastronomin ganz zu schweigen, weiß doch jeder wer es ist. Aber bei der läuft es schon Jahre nicht so gut, ist doch klar das man da, den schwarzen Peter bei allen anderen sucht. Hoffentlich gibt’s ne schöne hohe Geldstrafe…

  14. Amina A. sagt:

    Bei einem Durchschnittsverdienst von ca. 2000 Euro IM JAHR in der UA , muß man schon echt hart arbeiten. Selbst für abgegriffenen Luxus. Respekt.