Interne Querelen: Zahlreiche Kündigungen beim HSV 90 Waren

26. Mai 2023

Unruhe nicht nur beim SV Waren 09, auch ein anderer Warener Verein fährt gerade in sehr unruhigem Fahrwasser – der HSV 90 Waren. Die Handballer haben bislang nur mit guten Ergebnissen – vor allem der Männer- und Frauenmannschaft – für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt stehen diese beiden Erwachsenen-Mannschaften nach vereinsinternen Querelen vor dem Aus. Nach dem Rausschmiss eines Trainers hat nach Recherchen von „Wir sind Müritzer“ fast die komplette Männer-Mannschaft ihre Mitgliedschaft gekündigt, und auch viele Frauen wollen nicht mehr beim HSV 90 weiter machen, sondern suchen gerade eine Alternative. Während die Männer schon lange ganz oben mitspielen, gibt’s das Frauenteam noch gar nicht so lange und ist gerade erst in Fahrt gekommen. Diese Fahrt scheint nun zu Ende.

Wie Vereinsvorsitzender Torsten Pfitzner auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ bestätigte, rumorte es bereits länger im Verein. Letztendlich habe der Vorstand die Notbremse gezogen und Trainer Max Träger entlassen. „Wegen schwerwiegender Vorwürfe“, wie Pfitzner sagt, näher wollte er darauf aber nicht eingehen. Auch bestätigte er die Kündigungen von Handballern, seinen Angaben zufolge sollen es 16 sein. Sowohl die Männer- als auch die Frauenmannschaft seien aber noch nicht aus dem Spielbetrieb abgemeldet, die Sportler hätten noch bis Ende Juni Zeit, sich zu entscheiden, ob sie wirklich gehen.

Und selbst wenn, sieht Torsten Pfitzner den HSV 90 nicht gefährdet. „Wir haben 12 Kinder- und Jugendmannschaften und lege den Fokus ohnehin auf den Nachwuchs.“ Sollten die Erwachsenen-Mannschaften fehlen, habe das sogar Vorteile. Finanzielle, denn der Spielbetrieb der „Großen“ koste ordentlich Geld. „Wir haben ungefähr 180 Mitglieder, sind finanziell gut aufgestellt, niemand muss sich Sorgen machen“, sagte Pfitzner, der dem Verein seit dreieinhalb Jahren vorsteht.

Denjenigen, den Pfitzner als „Störfaktor“ bezeichnet, habe man nach Hause geschickt. Gemeint ist Max Träger, Trainer der Männer und Frauen und 17 Jahre lang Vollblut-Mitglied beim HSV 90. Träger war bis vor einem Jahr auch im Vorstand, ist dort aber seinerzeit nach eigenen Angaben bereits „‚rausgekickt“ worden.

Die Gründe für seinen Rausschmiss hält er für fadenscheinig und an den Haaren herbeigezogen, weil er eben jemand sei, der auch mal den Mund aufmache und sich für seine Team-Mitglieder ins Zeug lege. Auch, wenn’s mal unbequem sei. Beispielsweise, als es um die Trainingszeiten ging, die für die Männer und Frauen eine Zumutung gewesen seien. Er möchte im Nachhinein nicht mit Dreck werfen, obwohl ihm der Abschied vom HSV 90 Waren sehr schwer gefallen sei. „Aber im Verein redet man mehr übereinander statt miteinander“, so Max Träger gegenüber „Wir sind Müritzer“.

Der  geschasste Trainer bestätigte ebenfalls den Weggang vieler Spieler, die jetzt eine andere sportliche Heimat suchen, entsprechende Gespräche würden gerade laufen. „Es geht um den Sport und nicht um irgendwelche Befindlichkeiten. Und wir wollen unseren Sport gerne weiter machen. Auch in einem anderen Verein, einer anderen Stadt“, so Träger. 

Die Fronten scheinen also verhärtet, die Stimmung im HSV 90 Waren tendiert nach unten.


9 Antworten zu “Interne Querelen: Zahlreiche Kündigungen beim HSV 90 Waren”

  1. Frank Westphal sagt:

    Und sowohl Fan‘s als auch Eltern sind von der Art und Weise erschüttert. Erwachsenen Menschen in einem Vorstand traut man eigentlich mehr zu. Deshalb wurde sie nal gewählt.

  2. Westphal, Jacqueline sagt:

    Wenn man das so liest, sieht es so aus, das der Vorstand nicht für den Verein, sondern in ihrem eigenem Interesse gehandelt hat. Ich bin erschüttert und finde es als langjähriger Fan sehr schade, wie ein Vorstand mit seinen eigenen Mitgliedern umgeht.

    J.W.

  3. Leon-André Ahrens sagt:

    Für die Stadt Waren ein herber Verlust, da es für die vielen älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen Menschen schon nicht allzu viel Angebot in der Stadt gibt. Natürlich ziehen sie aufgrund ihres Bildungsweges gerne mal weg, sind aber dennoch mit der Stadt als Heimat verwurzelt. Diese Verwurzelung gilt es eigentlich zu stärken, im Falle sie irgendwann wieder zurückkehren könnten. Gerade ein Verein sollte daher schon im Grundsatz ein Miteinander betreiben.

  4. Anke Kosin sagt:

    Traurig so etwas zu lesen… ich bin zutiefst erschüttert über soviel Selbstdarstellung eines Vorstandes (bzw. was davon noch übrig geblieben ist), der es innerhalb von ca.2 Jahren geschafft hat, so eine Stimmung im Verein zu verbreiten…nach und nach wurden alle anderen Mitglieder des Vorstandes rausgekickt, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen…
    Den Männern, die jetzt ihre Kündigung abgegeben haben, ist es mit Sicherheit nicht leicht gefallen, einige von ihnen waren mehr als 10 Jahre in diesem Verein… hat jemand vom jetzigen Vorstand mal gefragt wie es ihnen dabei geht??? Wirklich traurig zu lesen,dass es ja aber nicht wirklich schlimm ist, da sie ja viel Geld kosten…
    So mag Unternehmensführung in der heutigen Zeit funktionieren aber hier handelt es sich um einen Verein, in dem vieles auf freiwilliger Basis und ehrenamtlich funktioniert…da sollte die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleiben…
    Aus Erfahrung kann ich nur sagen,dass ein Verein von den Mitgliedsbeiträgen und Fördermitteln exestiert, die auch die Männer und Frauen betreffen…die dürften jetzt doch fehlen…aber auch das ist sicherlich egal…
    Aber es werden wieder Wahlen kommen und dann schauen wir weiter…

  5. Paulus Petrus sagt:

    Der Verein hat 20 starke Jahre hinter sich, viele Auf und Abs, aber auch schon immer eine starke Jugendarbeit. Diese mündete in Klasse Erwachsen-Mannschaften. Den Spielbetrieb habe ich als Aktiver, Trainer und Fan gerne begleitet und wir hatten immer einen familiären Zusammenhalt.

    In 3 Jahren wurde das also komplett an die Wand gefahren? Und dann auch noch den Fokus auf das Geld zu legen, anstatt auf das eigene Führungsversagen und zeitgleich das gute Polster zu betonen? Klasse Vorstandsarbeit…

  6. Peter Freitag sagt:

    Der Verein hat 20 starke Jahre hinter sich, viele Auf und Abs, aber auch schon immer eine starke Jugendarbeit. Diese mündete in Klasse Erwachsen-Mannschaften. Den Spielbetrieb habe ich als Aktiver Spieler, Trainer und Fan gerne begleitet und wir hatten immer einen familiären Zusammenhalt.

    In 3 Jahren wurde das also komplett an die Wand gefahren? Und dann auch noch den Fokus auf das Geld zu legen, anstatt auf das eigene Führungsversagen und zeitgleich das gute Polster zu betonen? Klasse Vorstandsarbeit…

  7. Stefan sagt:

    Hallo Frau Kosin,

    ich kann Ihnen versichern, dass Unternehmen so, gerade heute, nicht geführt werden.
    Der autoritäre Führungsstil funktioniert nicht mehr und das ist auch gut so.
    Wo der Mitarbeiter sich den Arbeitgeber auswählen kann, da muss der Unternehmer handeln und für eine angemessene Atmosphäre und entsprechende Rahmenbedingungen, sorgen.

    Ich kenne den Verein, seinen Vorstand und seine Mitglieder nicht, aber es liest sich wirklich gruselig was da von Seiten der Führung kommt.
    Die Sparte der Erwachsenen kostet also Geld, es gibt aber ein gutes Polster um den Verlust von Beiträgen zu kompensieren und natürlich liegt die Jugendarbeit im Fokus…
    Wie gut, dass diese Jugend nie älter wird und dann vielleicht eine Herren-/ Damenmannschaft benötigt.
    Sicherlich sind auch keine Kinder von jetzt ausscheidenden Mitgliedern dabei …

    Ich wünsche den Betroffenen, dass sie schnell eine neue Heimat finden.
    Vielleicht könnte sich Möllenhagen vorstellen sich in diese Richtung zu erweitern?

  8. Ewald sagt:

    „und dann vielleicht eine Herren-/ Damenmannschaft “

    Es macht einen Unterschied, ob ich einfach nur eine „Erwachsenenmannschaft“ habe, die zweimal die Woche in der Halle aus Spaß spielt oder ob ich eine richtige Ligamannschaft habe mit dem ganzen Rattenschwanz.

    Kann das Argument mit dem „Geld kosten“ schon nachvollziehen. Für Kinder- und Jugendarbeit (Kindermannschaften) gibt es auch Fördergelder und bei der einen oder anderen Mutter oder Vater sitzt das Geld auch lockerer und mit den Beiträgen und der Förderung bekommt man auch die Kinder-/Jugendmannschaften finanziert (Hallenzeiten, Trainer etc.)
    Auch wird der eine oder andere Betrieb lieber nur eine Kinder-/Jugendmannschaft sponsoren, als eine Männermannschaft.

  9. Stefan sagt:

    Hallo Ewald,

    sicher macht das einen Unterschied, aber beim Fußball ist es merkwürdigerweise eine Art Prestige und bei allen anderen Sportarten nur eine Bürde – so zumindest kommt es mir des Öfteren vor.
    Steigen nicht auch Einnahmen mit dem Erfolg?
    Natürlich sind dem Aufstieg immer finanzielle Grenzen gesetzt, aber ein Pauschalisieren und Herunterbrechen auf Geld, ist auch keine feine Art.