Müritzer Jäger retten Kitze vor dem Mäh-Tod
Für viele Jäger der Müritz-Region ist die Nacht derzeit schon gegen 3 Uhr zu Ende. Aber nicht, weil sie auf ihren Hochsitzen auf Wildschwein und Co. warten, sondern weil sie Tiere retten wollen. Der Jagdverband Müritz hilft seit dem vergangenen Jahr, Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren. Dafür sind seit Anfang Mai etwa 15 Jäger in den frühen Morgenstunden mit Drohnen auf den Feldern der Müritz-Region unterwegs, spüren die Kitze auf und warnen so Landwirte, die mit ihren großen Mähern anrücken. Das alles ehrenamtlich und neben ihrer eigentlichen Arbeit. „Für uns ist das eine Herzensangelegenheit“, berichtet Niels Wagenknecht aus Möllenhagen – einer der Freiwilligen, die gegenwärtig nicht viel Schlaf bekommen.
Zwischen Mai und Juni setzen die Ricken ihre Kitze in die Welt. Meistens sind das ein bis zwei, manchmal sogar drei Jungtiere. In den ersten Lebenswochen legt die Ricke ihre Kitze in deckungsreichem Gelände ab. Das sind oft hohe Wiesen oder Felder, wo die jungen Tiere vor Fressfeinden geschützt sind. In den ersten Lebenstagen bewegen sich die Kitze nicht von diesen Stellen weg, die Ricke sucht sie regelmäßig zum Säugen auf. In dieser Zeit haben die Kitze einen sehr geringen Eigengeruch und sind somit für Räuber, wie Füchse sehr schwer zu finden.
Vierte Drohne schon in Aussicht
Droht den Kitzen Gefahr ducken sie sich, bis die Mutter zurückkommt. Doch genau das kann für sie tödlich enden, denn zu dieser Zeit sind auch die Landwirte zum Mähen unterwegs. Von ihren großen Maschinen aus sehen sie die Kitze nicht – mit fatalen Folgen. Während früher hier und da Menschengruppen vor dem Mähen durch die Felder streiften, um die Kitze zu finden, hilft heute moderne Technik. Und die nutzen die Jäger der Müritz-Region jetzt auch. Gegenwärtig verfügen sie über drei Drohnen mit Wärmebildkameras – Kostenpunkt je Drohne: fast 7000 Euro.
„Das können wir natürlich nicht alleine durch unsere Mitgliedsbeiträge stemmen. Wir haben zum Glück viele Spender gefunden, darunter auch Landwirte“, sagt Roland Auzinger als Vorsitzender des Jagdverbandes Müritz, der derzeit knapp 700 Mitglieder zählt. Aber auch Landrat Heiko Kärger habe Wort gehalten. Auf einer Versammlung versprach er, dass der Kreis nach Möglichkeiten suchen wolle, dieses wichtige Projekt zu unterstützen. Gesagt – getan, vor kurzem überwies der Kreis 3000 Euro. Dafür soll dann die vierte Drohne angeschafft werden. Denn die drei Teams, die jetzt jeden Morgen in der Region auf Tour sind, reichen nicht aus, um alle Felder abzusuchen.
„Ein gutes Gefühl“
In diesem Jahr haben die Müritzer Jäger bereits etwa 170 Kitze gerettet, alleine am Donnerstag waren es fast 30. Und das funktioniert so: Der Drohnenpilot steuert das Flugobjekt samt Wärmebildkamera. Das muss am frühen Morgen passieren, da es dann noch kühler ist und die Kitze sich von der Umgebungstemperatur abheben. Zeigt die Kamera diese „warme Stelle“ an, lotst der Drohnenpilot seine Helfer zu der Stelle. Die Kitze werden dann mit speziellen Kiepen „gefangen“ und gekennzeichnet, die Landwirte können dann drumherum mähen. Geht das nicht, werden die „Baby-Rehe“ mit Handschuhen und Gräsern behutsam auf den Arm genommen und abseits der Wiese abgesetzt, damit die Ricke sie auch wiederfinden kann.
Das alles immer in Absprache mit den Landwirten und nach gründlicher Planung. „Man kann nicht einfach sagen, wir gehen jetzt mal los. Wir planen jeden Einsatz einen Abend vordem ganz genau“, so Roland Auzinger. Und er ergänzt: „Das ist natürlich alles sehr aufwändig und wir machen das neben unserer eigentlichen Arbeit. Aber es ist ein gutes Gefühl. Wenn man einmal so ein kleines Kitz im Arm gehalten und gerettet hat, weiß man, dass sich dieser Einsatz lohnt.
Rund 110 Felder mit weit über 1000 Hektar haben die Müritzer Jäger in diesem Jahr bereits abgesucht, dabei um die 170 Kitze vor dem Mäh-Tod bewahrt. In den kommenden Wochen kommen noch viele weitere Hektar hinzu. Und natürlich viele Kitze, die ihr junges Leben den rührigen Jägern verdanken.
Wer die ehrenamtliche Arbeit der Jäger unterstützen möchte, hier das Spendenkonto:
Jagdverband Müritz e.V.
Raiffeisenbank Mecklenburger Seenplatte
IBAN: DE 53 1506 1618 0000 5247 35
Verwendungszweck: Spende Kitzrettung
Fotos: Judith Bobe und Jagdverband Müritz
Soooo toll die Aktion, vielen vielen Dank den tierlieben Helfern!!!!!!!
Das ist wirklich eine ganz tolle Aktion, die hoffentlich viele Nachahmer finden wird!!! Riesigen Respekt und großen Dank an alle Beteiligten <3
Ein dickes DANKESCHÖN an alle Beteiligten ❤️
Toll, dass Ihr das macht 👍