Arlt legt seine Wiederwahl in die Hände der Bürger

30. Dezember 2024

Die SPD Mecklenburg-Vorpommern hat unlängst Landesliste zur Bundestagswahl aufgestellt. Auch für den Bundestagsabgeordneten Johannes Arlt ging es um einen Platz auf der Landesliste. Dem direkt gewählten Politiker im Wahlkreis 17 (Mecklenburgische Seenplatte II – Landkreis Rostock III) wurde Listenplatz 6 in Aussicht gestellt. Mit der vorgesehenen Platzierung zeigte sich Johannes Arlt nicht einverstanden und verkündete daher noch am selben Tag seinen Verzicht auf einen Platz der Landesliste. Johannes Arlt nimmt zu seinem Verzicht. Außerdem ein Kommentar dazu:

„Ich habe, nach intensiven Beratungen im Kreise des Landesvorstands, der Landesvertreterversammlung mitgeteilt, dass ich auf der Landesliste der SPD MV nicht antreten werde. Als Direktkandidat im größten Wahlkreis der Bundesrepublik setze ich auf die Erststimme und verzichte auf einen Listenplatz, der durch die Zweitstimme entschieden wird. Ich bin mit dem Platzierungsvorschlag des Landesvorstands auf der Liste nicht einverstanden.”

Er fügt hinzu: „Nicht nur der etablierte Abgeordnete Frank Junge hätte einen nicht verdienten Platz zugewiesen bekommen, auch für mich war ein hinterer Listenplatz vorgesehen. Das Rational der Zusammenstellung kann ich nicht nachvollziehen. Ich stehe für eine transparente und abrechenbar ergebnisorientierte Politik und bin daher nicht bereit, diese Platzierung zu akzeptieren – denn die Ergebnisse der Arbeit blieben bei der Listenaufstellung unberücksichtigt. Die intensiven Verhandlungen auf der Landesvertreterversammlung haben mich in meinem Entschluss bestärkt. Um weitere Kämpfe und innerparteiliche Uneinigkeit zu vermeiden, habe ich meine persönliche Entscheidung getroffen und mich gegen einen sicheren Listenplatz entschieden. Jetzt liegt die Entscheidung direkt bei den Bürgern: Sie können durch ihre Erststimme für mich bestimmen, ob sie möchten, dass ich meine intensive Arbeit im Bundestag für unsere Region fortsetze. In den letzten drei Jahren wurden u.a. 150 Millionen Euro Bundesgelder für unseren Wahlkreis eingeworben. Mit dem mobilen Büro hat sich eine flexible und bürgernahe Form der Betreuung etabliert, die in einem großen Wahlkreis näher an den Menschen und ihren Sorgen ist. Ich bin mir sicher, dass die Bürger verantwortungsvoll entscheiden werden, wen sie als Vertreter ihrer Region im Bundestag sehen wollen. Ich denke, dass wir mit der neuen Ausgangslage im Wahlkampf frei von Vorgaben gute Chancen haben, Vertrauen zu erlangen und das Direktmandat wieder zu gewinnen. Einfach mit klaren Worte, starken Taten und einem zupackenden Politikstil.“

Johannes Arlt ist direkt gewählter Abgeordneter für große Teile der Landkreise MSE und LRO im Deutschen Bundestag. Der Offizier vertritt den flächenmäßig größten Wahlkreis Deutschlands und ist Mitglied im Wirtschaftsausschuss, im Verteidigungsausschuss und als Stellvertreter im Verkehrsausschuss. Zudem ist er zusammen mit der Landtagsabgeordneten Nadine Julitz aus Waren auch Kreisvorsitzender der SPD im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Dazu ein Kommentar:

Respekt Herr Arlt! Dass ein Politiker auf einen Listenplatz verzichtet und nur auf das wackelige Direktmandat setzt sowie öffentlich erklärt, warum er den sechsten Platz nicht annehmen wollte, ist doch eher selten. Und – ganz unabhängig von Parteien – aus journalistischer Beobachtung waren Sie in den vergangenen drei Jahren seit Ihrer Wahl einer der ganz wenigen Politiker, die wirklich versucht haben, den Bürgern doch wieder näher zu kommen Das ist in der heutigen Zeit wirklich nicht so leicht. Zu groß ist der Frust, zu heftig war die Abneigung gegen die Ampel. Die Menschen hier in der ländlichen Region sind nur schwer zu überzeugen und lassen sich auch nicht unbedingt schnell in Gespräche verwickeln.

Nichtsdestotrotz waren Sie in den vergangenen Jahren regelmäßig selbst mir ihrem Bus in den allerkleinsten Gemeinden, wenn Sie nicht konnten, Ihre Mitarbeiter. Und ja, Sie haben bisher auch die Auseinandersetzung mit anderen Ansichten nicht gescheut. Sachlich und unaufgeregt. Auch mit uns. Das gibt’s heute wirklich nur selten, sehr viele Politiker ducken sich weg, wenn’s brenzlig wird, verstecken sich hinter denen „da oben“ oder können sich einfach nicht erinnern. Sie haben in den vergangenen drei Jahren gezeigt, dass Politik auch anders geht, standen damit allerdings auf ziemlich verlorenem Posten. Denn Sie und Ihre Kollegen müssen „hier unten“ ausbaden, was „die da oben“ verzapft haben.

Ihr Verzicht auf den sechsten Listenplatz hat einmal mehr gezeigt, dass es in den Parteien – nicht nur in Ihrer – häufig nicht darum geht, was jemand geleistet, wie er gearbeitet hat, sondern um Posten-Geschacher, Netzwerke, wer mit wem kann und damit einzig und alleine die Sicherung von Jobs im Reichstag.
Deshalb noch einmal: Respekt!                                                                                         Antje Rußbüldt


8 Antworten zu “Arlt legt seine Wiederwahl in die Hände der Bürger”

  1. Toralf Schnur sagt:

    Ich möchte ganz persönlich deutlich machen, dass ich Herrn Arlt außerordentlich schätze und unterstütze. Er ist ein kompetenter und ebenso fleißiger Abgeordneter. Wer ihn wählt macht aus meiner Sicht nichts falsch.

  2. Lutra sagt:

    Listenplatz 6 bei der SPD in MV ist definitiv kein sicherer Listenplatz mehr. Und mit zu erwartenden Direktmandaten sieht es auch ganz kritisch aus.
    Übrigens wird sowas bei anderen Parteien auf einem Parteitag geheim abgestimmt und nicht vom Vorstand ausgekungelt.
    Hat aber alles auch sein Gutes, die Bundeswehr kann jeden Mann gut gebrauchen.

  3. Sehr geehrter Herr Lutra,

    auch bei der SPD wird die Liste geheim auf dem Parteitag abgestimmt. Allerdings macht der Landesvorstand hier -wie in allen Parteien- einen Vorschlag. Natürlich ist eine Rückkehr in meinen Beruf als Offizier immer möglich, da ich Berufssoldat bin.

    Beste Grüße

  4. Rainer sagt:

    Alles Gute und einen erfolgreichen Wahlkampf! Ich habe die Arbeit der letzten Jahre mit Aufmerksamkeit verfolgt und würde mir wünschen, dass sie konsequent und erfolgreich fortgeführt wir.

  5. Balsam sagt:

    … endlich mal ein Abgeordneter mit „Biss“..

  6. Reiner Fröhlich sagt:

    Ich bin der Meinung das in der deutschen Regierung keine, absolut keine Partei etwas zu suchen hat! In eine Regierung gehören studierte Fachleute.
    Parteien können vor sich her wirtschaften wie jeder andere Verein. Sei es ein Kegelverein, Männer Chor oder Kasperle Theater. Das die Parteien Kasperle Theater bestens beherrschen haben Sie in den letzten Jahren bewiesen. Eine führende Industrie Nation in den Ruin gewirtschaftet mit Einem Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister.: Der Deutschland stets zum kotzen fand !!! Für diese Aussage hätte er sofort abgesetzt und weg gesperrt werden müssen. Leider ist der Parteiensumpf so tief, so abgrundlos tief.
    Deutschland muss auf die Barrikaden und die Parteien entmachten.

  7. Frank Dürfeld sagt:

    Unsere Ministerpräsidentin ist dafür bekannt, daß sie sich mit Mitarbeitern umgibt die ihr höfisch Untertan sind. Da zählt Kompetenz nicht zu den must have‘s.
    Im Gegenteil. Kompetenz ist gefährlich.
    Einzige Chance MdB
    Ich wünsche viel Erfolg✌️

  8. Lutra sagt:

    Sehr geehrter Herr Arlt, Sie irren, wenn Sie die SPD Praxis auch auf andere Parteien projizieren.
    Woanders bereitet der Vorstand keine Liste vor und der Parteitag stimmt auch nicht über eine Liste ab. Im Gegenteil wird woanders über die Bewerber für jeden einzelnen Listenplatz, meist in Kampfabstimmung, geheim abgestimmt, nachdem sich die Kandidaten einzeln vorgestellt und der Befragung durch die Mitglieder gestellt haben. Da gibt es mitunter dann Überraschungen.
    Das Ganze nennt sich innerparteiliche Demokratie und sorgt weitestgehend dafür, daß die Basis das letzte Wort hat. Es ist aus Sicht der Bürger eben nicht überall gleich viel Demokratie drin, auch wenn es ganz groß draußen auf der Packung draufsteht.