Ausreden, Trennungsabsichten, blaue Flecken – Prozess um Leonies Tod mit immer neuen Details

30. Oktober 2019

Im Prozess um den gewaltsamen Tod des Mädchens Leonie am 12. Januar in Torgelow werden immer mehr Details bekannt, die das Vorgehen der Mutter und des Stiefvaters in kein gutes Licht rücken. So soll sich die Mutter, die über einen Bildungsträger nachträglich Verkäuferin lernte, immer neue Ausreden einfallen lassen haben, wenn jemand irgendwelche blauen Flecke bei Leonie oder ihrem Bruder bemerkte. Da musste schon mal die Kita als Ausrede herhalten, obwohl nach dem Umzug aus Wolgast im Juli nach Torgelow die Kinder dort nur zwei Wochen im September in die Kita gegangen waren, danach gar nicht mehr.

Mehrere Freundinnen berichteten übereinstimmend, dass sich die Mutter von Leonie noch am 8. Januar eigentlich vom Angeklagten trennen wollte. Sie hatte sich sogar danach erkundigt, welche Wohnung mit wie viel Quadratmetern ihr wohl in Rostock – wo eine Bekannte wohnte – mit drei Kindern zustehen würde. „Es wären 90 Quadratmeter gewesen“, sagte die Rostockerin. Dazu kam es nicht mehr. Ihrer Mutter und den Freundinnen hatte die 25-jährige Mutter von Leonie auch davon berichtet, wie der Stiefvater ihr immer wieder Eifersuchtsvorwürfe machte und dass er mit der Erziehung der Kinder nicht klar kam.

Großmutter hielt nur eine Stunde durch

„Er war immer sehr aufbrausend und hat meiner Tochter nicht gut getan“, sagte die Großmutter aus Wolgast vor Gericht. Ihre Tochter, so wurde bekannt, hatte sich noch das erste Kind, dass sie mit dem „Neuen“ hatte, 2017 „noch wegmachen lassen.“ Da war sie wohl nicht sicher, ob die Beziehung gut sei, hieß es. Das gesamte Verhältnis sei vorher mit dem Kindesvater viel besser gewesen, sagte die Großmutter. Da waren die Kinder auch gelöster, mit dem Angeklagten sei die Situation immer sehr angespannt gewesen. Die Großmutter konnte nur eine Stunde Rede und Antwort stehen, danach musste das Gericht die Anhörung aus gesundheitlichen Gründen abbrechen.

Von dem heute 28 Jahre alten Mann, der jetzt als Kindesvater auch Nebenkläger ist, hatte sich Leonies Mutter bereits Ende 2016 getrennt. Das traf den Wolgaster wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Wir hatten zwei Kinder, ich hatte Arbeit und wir hatten Führerscheine – es schien alles perfekt zu sein.“ Im Nachhinein betrachtet habe er wohl zuviel gearbeitet – in der Gastronomie auf Usedom – und Leonies Mutter war zu oft auf sich gestellt. Dazu kam, dass sich die Erwachsenen zufällig mit dem jetzt Angeklagten angefreundet hatten. Der Stiefvater und der Kindesvater arbeiteten in demselben Lokal.

Immer wieder neue Ausreden

Der Kindesvater berichtete am Dienstag, wie er sich ab Ende 2016 fast zwei Jahre darum bemüht hatte, seine Kinder sehen zu dürfen. Ohne großen Erfolg. Dazu gab es im September 2018 letztlich einen Beschluss des Familiengerichtes und Anfang November wäre der erste „Umgangstermin“ gewesen. „Als meine Schwester und ich nach Torgelow kamen, wurden wir abgewimmelt“, sagte der Wolgaster. Auch die Polizei konnte nicht helfen.

Schließlich verstrichen alle weiteren „Umgangstermine“ ergebnislos, selbst zu Weihnachten und zu Leonies Geburtstag – dem 31.12.– wartete der Vater vergebens. Angeblich war das Auto der Mutter und des Stiefvaters aus Torgelow zu der Zeit kaputt.
Jetzt wisse er, warum er seine Kinder nicht sehen durfte, erklärte der Vater verbittert vor Gericht. Dann hätte er wohl die vielen Verletzungen der Kinder eher gesehen, was vermutlich verhindert werden sollte. Unklar blieb bisher, warum ein anonymer Hinweis beim Jugendamt des Kreises und eine Anzeige bei der Polizei noch im Februar 2018 keine Erkenntnisse über Verletzungen bei den Kindern brachte und so die Tragödie eventuell verhindert hätte.


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