Behinderte müssen sich auf Warener Bahnhof quälen – Tunnelumbau verzögert sich weiter

18. Juli 2020

Der Warener Bahnhof bleibt auch nach dem Umbau ein Sorgenkind. Vorerst zumindest. Denn nach wie vor ist der Bahnhof nicht barrierefrei, und das haben in den vergangenen Wochen und Monaten vor allem Behinderte unangenehm zu spüren bekommen. Uns liegen Berichte von Reisenden vor, die nicht gut zu Fuß sind, sich aber alleine oder mit Hilfe von Angehörigen durch den Tunnel quälen mussten. Dabei dürfte das eigentlich nicht sein. Denn nach Auskunft der Stadtverwaltung gibt es eine Vereinbarung mit der Bahn, die zusichert, dass zusätzlich Personal bereit steht, um für die Reisenden da zu sein. Und zwar so lange, bis der Tunnel barrierefrei ist. Doch bis der barrierefrei ist, dauert es noch eine Weile, denn der Baubeginn verzögert sich nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ weiter.

„Der Zug, mit dem unser Sohn nach Berlin fahren wollte, stand auf Bahngleis 3. Mein Sohn ist auf den Rollstuhl angewiesen, kann nur kurze Strecken mit Unterstützung bewältigen. Auf dem Bahnhof wurden wir vom Personal ziemlich unwirsch abgefertigt. Wir hätten uns anmelden müssen. Das heißt also, wenn man sich nicht lange vordem entscheidet, darf man in Waren nicht mit dem Zug losfahren oder hier ankommen. Wir haben es dann mit viel Quälerei geschafft“, berichtet eine Mutter.

Kein Einzelfall: Eine Familie aus dem Hessischen, die ihre alte Mutter mit in den Urlaub nach Waren gebracht hat und eigenen Angaben zufolge bei der Buchung nirgends auf das Problem mit den vielen Treppen im Warener Tunnel hingewiesen wurde, stand plötzlich ratlos vor dem Aufgang in Richtung Nordstadt. Vom Gleis 3 runter kommt man nach den Bauarbeiten über eine lange Rampe gut, aber eben nicht wieder raus aus dem Tunnel. „Personal haben wir nicht gesehen. Zum Glück haben andere Reisende geholfen“, berichten die Urlauber.

Das Vorhaben, den Tunnel barrierefrei zu gestalten, gibt es schon seit vielen Jahren, doch viele Planungen mussten im Laufe der Zeit immer wieder über den Haufen geworden werden, weil sie entweder zu teuer waren oder die Bahn etwas gegen die favorisierte Variante hatte.

Baubeginn jetzt für Frühjahr 2021 geplant

Nach den jetzigen Plänen soll in Richtung Teterower Straße ein Aufzug gebaut werden und in Richtung Bahnhof eine Rampenanlage. Kostenpunkt: Etwa 4,4 Millionen Euro. Einen Zuschuss von 2,2 Millionen gab’s dafür bereits vor zwei Jahren vom Land.

Der Baubeginn für diese Variante ist auch schon mehrfach verschoben vordem, zuletzt hieß es, dass es nun im Herbst dieses Jahres losgehen soll. Aber auch dieser Termin ist schon nicht mehr wahr.
Wie die Stadt auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ mitteilte, gab es im Rahmen des Genehmigungsverfahrens weitere Auflagen, wie die Umverlegung einer Gasleitung und ein Schallimmissionsgutachten. Und so wird mit der Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes ab September dieses Jahres und mit dem Baubeginn dann für den barrierefreien Tunnel im Frühjahr 2021 gerechnet.


6 Antworten zu “Behinderte müssen sich auf Warener Bahnhof quälen – Tunnelumbau verzögert sich weiter”

  1. Emma sagt:

    „wenn man sich nicht lange vordem entscheidet“

    Mal ehrlich – das ist doch nur eine Ausrede der Reisenden.
    Wenn man mit einem Rollstuhl mit der Bahn fahren will, dann plant man in der Regel seine Reise zumindest im Vorfeld ein wenig früher als der körperlich nicht Beeinträchtigte.
    Hier hätte eben nur ein Anruf genügt und die Bahn hätte dann Mitarbeiter zum Bahnhof Waren geschickt.
    Es kann ja nicht 24 Stunden permanent einer dort stehen und warten, bis mal pro Tag 1-3 Reisende dieses Angebot nutzen müssen.

    Bahnhofsinformation:
    Stufenfreier Zugang – Vorhanden
    Ein-/ Umsteigehilfe – Nur nach Voranmeldung unter 01806 512 512*

    *20 ct/Anruf aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 60 ct/Anruf, täglich von 6:00 bis 22:00 Uhr für Sie erreichbar.

    Der stufenfreie Zugang ist jetzt natürlich nicht vorhanden und hier sollte die Bahn tatsächlich mal ihre Bahnhofsinformation aktualisieren (immer ganz unten links unter den Verbindungsdaten).

    P.S.
    Die Stadtvertreter sind für dieses Debakel verantwortlich, nicht der Bürgermeister (falls jetzt wieder einige Leute alle Probleme der Stadt auf ihn schieben wollen)

  2. East West sagt:

    Sagt bitte zu dieser Konstruktion, nie wieder Bahnhof. Das ist wirklich der letzte Bau. Unter Bahnhof versteht man, etwas anderes. In Wirklichkeit ist es ja ein Ärztehaus und hat mit Bahnhof nur wenig zu tun. Eine Schande für so einen Ort wie Waren. Was hat man nur aus diesen Bahnhof gemacht. Keine Toiletten bzw. ständig Defekt, so daß die Reisenden, in die Nahe gelegene Bierstube gehen müssen. Imbiss nicht vorhanden, Zeitungsladen auch nicht. Also dieser Bau, hat wie gesagt, mit Bahnhof wenig zu tun. Da hilft auch nicht, dieser neue Bahnsteig. Und da ist es auch nicht verwunderlich, daß die Bahnfahrer die hier ein und aussteigen , nur mit dem Kopf schütteln.

  3. Helga Krüger sagt:

    Das stimmt aber nicht mit anmelden habe ich getan es wurde mir auch zu gesagt das jemand da ist.Stand morgens mit Hundbox(20 kilo Hund )Koffer und Tasche an der Treppe kein Personal in Sicht als der Zug einfuhr habe ich dan gesehen das so eine Dame genau die mir versichert hatte sie ist pünklich da .An Freundlichkeit mangelt es leider in Waren das Personal hält sich für Gott.

    • David sagt:

      Da hilft dann nur beschweren und bitte auch machen – nur dann ändert sich das und es wird „gutes Personal“ eingestellt und keines, dass sich für Gott hält und unfreundlich ist.

    • Ronny Füllgraf sagt:

      Erstmal sorry falls sie so schlechte Erfahrung gemacht haben. Ich arbeite auch dort. Können sie mir schildern wie es genau gelaufen ist? Also allgemein ist es so: Wenn sie sich bei der Zentrale anmelden und durchgeben das sie an den Treppen und an dem Zug Hilfe brauchen, dann bekommen wir ein Auftrag. Ist es nur Hilfe am Zug, stehen wir am Bahnsteig und suchen die Person die Hilfe benötigt. Ist bekannt das sie schon an den Treppen Hilfe benötigt, stehen wir am Tunnel zur vereinbarten Zeit. Dazu müssten wir auch wissen von welcher Tunnelseite man kommt. Denn wir können ja nicht an 2 Tunneleingängen gleichzeitig schauen.
      So läuft es in der Regel ab und das klappt auch sehr gut.

      Mit freundlichen Grüssen
      Ronny Füllgraf

  4. Ronny Füllgraf sagt:

    Sorry aber das ist sehr einseitig geschrieben.

    Ich bin einer der Mitarbeiter vor Ort. Und ich, und meine Kollegen auch, sind immer vor Ort und helfen. Ich stehe in der Schicht sehr oft an den Treppen und frage ob ich helfen kann. Allerdings ist das auch nicht unsere einzige Aufgabe.

    Natürlich gehen uns einige hilfsbedürftige durch die Lappen. Da wir uns nicht teilen können. Wenn ich jemanden von der Bahnhofsseite die Treppen runter helfe dann sehe ich natürlich nicht ob jemand von der Teterower Straße auch Hilfe benötigt. Die Treppe an der Teterower Straße ist eh schlecht einsehbar. Eine Person kann nun mal nicht gleichzeitig an 2 Treppen gleichzeitig oben stehen. Desweiteren haben wir auch Aufträge an den Zügen. Wir müssen bei jedem Zug am Bahnsteig stehen wenn er kommt. Wenn dann Leute 3 Minuten vorm Zug am Bahnsteig 1 ankommen und ich schon am Bahnsteig 3 auf den Zug warte, dann kann es passieren das derjenige keine Hilfe bekommt. Selbst jeden Zug schaffen wir nicht immer, weil wir Kunden am Automaten bis zur letzten Minute helfen müssen oder halt eben an den Treppen.

    Wenn wir Kunden darauf hinweisen nicht zu rauchen, dann deswegen weil es alle paar Meter angeschrieben steht. Wenn wir Kunden bitten vom Fahrrad abzusteigen, dann deshalb weil es einige Schilder gibt die darauf hinweisen. Das machen wir nicht um jemanden zu ärgern. Sondern weil es die Hausordnung so hergibt. Und es eigentlich jeder mit normalen Menschenverstand wissen müsste.

    Zum Thema Rollstuhlfahrer: Diese müssen sich vorher anmelden, dann bekommen wir bescheid von der Zentrale und helfen auch. Rollstuhlfahrer ( die wirklich nicht gehen können ) können nun mal nur von Gleis 1 fahren. Und diese Info ist nicht nur seit letztes Jahr bekannt. Man kann auch zu uns direkt kommen und sagen morgen brauche ich um 08:00 Uhr Hilfe. Dann hilft auch jemand.
    Zu Corona Hochzeiten waren wir auch nur von 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr da. Was aber auch am Diensthaus dran stand. Nun sind wir wieder von 06:00 Uhr bis 22:00 Uhr da.

    Wie gesagt jeder kann sich über die Zentrale anmelden oder bei uns direkt. Allen spontanen Hilfesuchenden helfen wir so gut es geht. Natürlich gehen uns da einige durch die Lappen, wir können uns nun mal nicht teilen. Ich kann auch am Zug nicht an 2 Türen gleichzeitig helfen. Das dürfte denke ich mal verständlich sein.