Ein Jahr nach Kokert-Paukenschlag: Neustrelitzer CDU mit Frau an Spitze, Seenplatte-CDU mit wenig Landeseinfluss

31. Januar 2021

Ein Jahr nach dem völlig überraschenden Rückzug des CDU-Landesvorsitzenden Vincent Kokert aus Neustrelitz haben die Christdemokraten an der Seenplatte zwar überall Nachfolgekandidaten – aber den Schock wohl noch nicht ganz überwunden. Zumal Ende 2020 ein zweiter Rücktritt wohl ebenso überraschend kam: Dauer-Minister und Landtagsmitglied Lorenz Caffier legte das Amt des Innenministers nieder.
Nun – zwölf Monate nach Kokerts Rückzug, den manche schon als künftigen Ministerpräsidenten sahen, will eine Frau für die CDU in Neustrelitz das Mandat holen: Die 53 Jahre alte Andrea Apmann ist von ihren Parteifreunden aufgestellt worden. Die dreifache Mutter war bisher Kokerts Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro, ist studierte „Diplom-Ökonomin“, was heute in etwa einem Diplombetriebswirt entspricht. Sie war letztlich selbst überrascht, dass die Nominierung auf sie zulief, wie sie gestand. „Warum nicht“, habe sie sich gesagt.

Schaut man sich alle nominierten Frauen und Männer der CDU an der Seenplatte genauer an, wird deutlich, dass diese im Moment kaum Nachwuchs-Persönlichkeiten hat, die in der Landespolitik eine Rolle spielen.

Um es einfach zu sagen: Waren die Zeiten an der Müritz schon lange vorbei, ist nun auch Mecklenburg-Strelitz parteiintern derzeit nicht vorn vertreten. Erst gingen Ex-Ministerpräsident Berndt Seite, Ex-Wirtschaftsminister Jürgen Seidel und Rechlins Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Wolf-Dieter Ringguth, nun ihre „Kollegen“ aus Neustrelitz und dem Umland, und auch Dauer-Bundestagsabgeordneter Eckhardt Rehberg geht in den Ruhestand.

Politische Beobachter schätzen die Chancen von Apmann gegen den gestandenen SPD-Politiker Andreas Butzki und von Enrico Malow gegen die letzte Wahlsiegerin Nadine Julitz (SPD) und Thomas de Jesus Fernandez (AfD) als schwierig ein.

Auch für Landwirt Thomas Diener – der den Caffier-Wahlkreis im Neubrandenburg/Neustrelitzer Umland übernahm – wird es gegen die Konkurrenz von AfD-Mann Andreas Rösler und die Kandidaten von Linken und SPD sicher spannend.

Und selbst den Bundestagskandidaten Stephan Bunge, der Rehberg folgen soll und bei Neubrandenburg lebt, kennt an der Müritz und im Landkreis Rostock – im größten Wahlkreis der Bundesrepublik – bisher kaum jemand. Gegen ihn tritt unter anderem die jetzige AfD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Schielke-Ziesing, die auch bei Neubrandenburg wohnt, an. Ende September wird man mehr wissen. Um heimischen Nachwuchs sollten sich aber alle Parteien rechtzeitig kümmern, dürfte schon mal die Lehre sein.


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