Ein Stadtpräsident, ein Bürgermeister und ein Jugendbus

30. September 2015

vivaro4Warens Stadtpräsident René Drühl (CDU) gerät immer weiter unter Druck. Und mit ihm jetzt auch Bürgermeister Norbert Möller (SPD). Nachdem Drühl sich vor wenigen Tagen wegen seiner kostenlosen Parkkarte für Waren rechtfertigen musste und inzwischen erklärt hat, dieses Privileg trotz seiner Aufwandsentschädigung in Höhe von 500 Euro im Monat auch weiterhin nutzen zu wollen, sehen sich Drühl und Möller jetzt neuen Vorwürfen ausgesetzt. Beide sollen den Jugend- und Vereinsbus der Stadt  Waren – finanziert mit öffentlichen Geldern und von Sponsoren für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – für private Zwecke genutzt haben. Und zwar mehrfach.

Der Vereinsbus, ein Opel Vivario, ist vor einigen Jahren im Zuge eines Sportprojektes angeschafft worden. Er soll Vereinen zum Transport der Kinder- und Jugendlichen zu Wettkämpfen, zu Turnieren, zu Sportveranstaltungen oder für Ferienfahrten zur Verfügung stehen. So steht’s jedenfalls auf der Homepage der Stadt unter der Überschrift: „Der Warener Vereinsbus – eine große Hilfe für die Vereine“.

vivaro3Doch offenbar nicht nur eine Hilfe für Vereine, sondern auch ganz privat für den ehrenamtlichen Präsidenten und den Verwaltungschef. Wie die Pressestelle der Verwaltung auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ bestätigte, hat Stadtpräsident René Drühl den Bus in den vergangenen Jahren zweimal privat genutzt, Bürgermeister Norbert Möller sogar dreimal.
Und zwar beide zu den vergünstigten Konditionen, die für Vereine gelten.
Das heißt: Sie mussten lediglich 10 Euro Nutzungspauschale am Tag zahlen, durften pro Tag 50 Kilometer kostenlos fahren und brauchten für jeden weiteren Kilometer lediglich 10 Cent zu zahlen. Die Benzinkosten mussten sie natürlich selbst tragen.
Zum Vergleich: Laut Homepage eines Warener Autohauses kostet das Mieten eines „Opel Vivario“ pro Tag ansonsten mindestens 89 Euro.

Wofür sie den Bus nutzten, wollen Möller und Drühl mit Verweis auf ihr Privatleben lieber geheim halten. Aha, ein Privatleben mit einem öffentlichen Fahrzeug also.
Nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ hat Norbert Möller den Bus unter anderem genutzt, um den Umzug seiner Tochter von Waren nach Berlin zu stemmen. Und René Drühl soll mit dem Opel-Bus, in dem Platz für neun Personen ist, in den Urlaub gedüst sein.

Auf welcher rechtlichen Grundlage, führen beide ebenfalls nicht aus. Das dürfte auch sehr schwer werden, denn der Bus ist ausdrücklich für die Kinder- und Jugendarbeit der Stadt und nicht für das Privatleben des Bürgermeisters und des Stadtpräsidenten angeschafft worden. Dafür hätten Landkreis und Sponsoren sicher auch kein Geld gegeben. Zumal auch nicht Einwohner Müller, Meier oder Schulze bei der Stadt an die Tür klopfen und den Bus für Umzug und Co. mieten können. Das steht nur den beiden Stadtoberen zu, die ihr Verhalten augenscheinlich aber ganz normal finden.

Fotos links: Rechts: Auszug aus der Hompepage der Stadt Waren
Foto rechts: Aus einer Ausarbeitung des damaligen Landkreises zur Anschaffung von Jugendbussen
Fotos im Text: Stadt Waren (Müritz)


12 Antworten zu “Ein Stadtpräsident, ein Bürgermeister und ein Jugendbus”

  1. Charly sagt:

    Die Serie der merkwürdigen, ja unerträglichen Verhaltensweisen dieser beiden Politvertreter unserer Stadt reißt nicht ab. Und das tollste ist, sie besitzen dabei keinerlei Unrechtsbewußtsein und fühlen sich auch noch wohl in den Rollen, die sie spielen …oder sollten wir besser sagen: mit denen sie spielen. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen sich wohl zu Recht ver……. fühlen. Wahrhaft „tolle“ und in wichtigen Funktionen auftretenden „Volksvertreter“………. unerträglich!

  2. Raoul Bajorat sagt:

    „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher…“ Nachzulesen bei Orwell.
    Wenn sich gewählte Vertreter Sonderrechte herausnehmen, aber gegen jede Abweichung von ihrem Willen hochaggressiv und rücksichtslos vorgehen (Stichwort: Poller), dann grinst uns wieder die Arroganz der Macht an.
    Bei der nächsten Wahl ein munteres „Und Tschüss!!“ von den Warenern, das dürfte helfen.

  3. Herbert W. sagt:

    Einfach nur unglaublich!

  4. oscar sagt:

    Kleine “ Bananenrepublik“ Waren an der Müritz. Es ist sicherlich nicht mehr dem Bürger zu vermitteln, was sich Politiker in dieser Stadt für Rechte einräumen. Vielleicht kommt mal jemand auf die Idee, die ganze Sache von der rechtlichen Seite durch eine Strafanzeige prüfen zu lassen. Was kommt als Nächstes von den beiden Herren ans Licht?

  5. Müritz-Fan sagt:

    Da hilft nur eins, Benutzung auflisten, berechnen und die Herren zur Kasse bitten.Denn das ist doch wohl der Gipfel und zeugt nicht unbedingt von Intelligenz, sondern von Unverschämtheit . Ein Misstrauensvotum der Stadtvertretung wäre langsam angebracht .

  6. King_nox sagt:

    Anstatt immer über alles und jeden herzuziehen und zu hetzen, würde ich mir mal wieder neutrale Berichterstattung wünschen!!
    Leider liest man mittlerweile in jedem Artikels eine persönliche Meinung heraus…
    Wer von euch würde solche „Privilegien“ nicht als Stadtpräsident oder Bürgermeister nutzen?!
    Außerdem bekommt man als Angestellter in einem Autohaus auch andere Konditionen, wenn man sich ein Auto leiht…

    Es gibt wichtigere Dinge, über die man sich in einer Stadt Gedanken machen sollte!
    Echt traurig…

  7. Charly sagt:

    „King…“, ein Titel, der verpflichtet……. sollte man meinen……oder!? Wie auch immer, seine Meinung wird natürlich auch toleriert! ..klar doch!

  8. Müritzer Musketier sagt:

    Wenn man den Werdegang des Herrn Möller seit seinem Amtsantritt verfolgt, wird eines ganz deutlich: Er ist absolut nicht in der Lage, dieses Amt ausfüllen. Er kann weder eine Verwaltung führen noch die Stadt Waren repräsentieren. Er hat versagt als es um den Wegzug des Sozialamtes ging , er war nie in der Lage, seine Politik zur Lärmreduzierung zu erklären, er hat wieder versagt in der Flüchtlingsfrage und er nutzt jetzt mal eben öffentliches Eigentum für sein Privatvergnügen. Was muss denn noch passieren?
    Wenn er ehrlich ist sollte er sich einmal fragen, wie viele Warener noch hinter ihm stehen. Das sind nur noch sehr wenige und das ist keine gute Voraussetzung in dieser schwierigen Zeit.
    Zu Herrn Drühl möchte ich lieber nichts schreiben. Da kommt nicht Gutes bei heraus.

  9. Schulz sagt:

    Alles klar da kann man sehen was unsere Stadtvertreter sich erlauben.
    Ein Herr Drühl parkt kostenlos wo andere hätten schon ein Knöllchen bekommen hätten.
    Zum anderen ein möchte gern Bürgermeister Herr Möller der mal neben bei ein Jugendbus für private Zwecke missbraucht.
    Sage nur liebe Bürger der Stadt Waren wacht endlich auf & wählt diese Pfeifenköpfe ab.
    Die schaden uns nur für die Stadt Waren.
    Bei dem ehemaligen Bürgermeister Herr Rhein wäre das nicht in diesen Maße vorgekommen.