Eine „Macherin“ verabschiedet sich nach 49 Jahren in den Ruhestand, bleibt aber trotzdem noch

27. Oktober 2018

Der große Bahnhof, den sie gestern bekommen hat, ist eigentlich nicht so ihr Ding. Der Busbahnhof dagegen schon: Die stellvertretende Geschäftsführerin der Mecklenburg-Vorpommersche Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG) und Verantwortliche für den Standort Waren, Sigrid Leder, ist gestern in den Ruhestand verabschiedet worden. Nach sage und schreibe 49 Jahren in ein- und demselben Unternehmen. Und sie wird die 50 Jahre sicher noch „voll machen“, denn die Warenerin sagt dem „Kraftverkehr“, wie ihn viele Müritzer noch nennen, nicht ganz adieu, sondern wird weiterhin aktiv sein, insbesondere im touristischen Bereich.

Mit 16 Jahren ist die heute 65-Jährige das erste Mal durch das Betriebstor des Kraftverkehrs spaziert. Und geblieben. Doch schnurstracks war ihr Weg auf keinen Fall. Schon ziemlich früh musste sie in der Firma Verantwortung übernehmen. Nach dem Suizid von zwei leitenden Angestellten, wurden sie und der damalige Chef Wilfried Suckow quasi ins kalte Wasser geschubst. Mit nur 27 Jahren wurde die Warenerin ökonomische Leiterin.

Die eigentlichen Herausforderungen kamen aber erst noch. Mit der Wende und der Umwandlung des Kraftverkehrs in die pvm. Das bedeutete auch, dass der Betrieb von 360 auf 124 Mitarbeiter schrumpfte. Viele schwere Tagen und Wochen für künftige Ruheständlerin.
Besonders „dramatisch“ dann die vom damaligen Landkreis Müritz forcierte Privatisierung, inklusive der Folgen für alle Mitarbeiter. Inzwischen hat der Landkreis die Firma, die auf sicheren Beinen steht und derzeit mehr als 60 Frauen und Männer beschäftigt, zurückgekauft, die MVVG ist also kommunal.

Geschäftsführer Torsten Grahn muss auch künftig nicht auf Sigrid Leder und ihre unbezahlbaren Erfahrungen verzichten. Sie will sich im Unternehmen den Dingen widmen, die sie in den vergangenen Jahren auch mit auf den Weg gebracht und ausgebaut hat. So gilt die 65-Jährige als Mutter des heute sehr erfolgreichen Müritz-Nationalpark-Tickets – rund 750 000 Fahrgäste nutzten dieses Angebot bereits, mehr als 206 000 Fahrräder wurden transportiert. Und auch beim neuen Projekt „Müritz rundum“, das dem Anschein nach ebenfalls in der Erfolgsspur fährt – die Gästezahlen haben sich in diesem Jahr verdoppelt – hat Sigrid Leder ordentlich mitgemischt.
Die Idee, dass Urlauber den Personenverkehr mit der Kurkarte nutzen können, hatte sich schon vor über zehn Jahren, es brauchte allerdings seine Zeit, bis auch andere überzeugt waren. Heute wird bereits am weiteren Ausbau von „Müritz rundum“ gearbeitet.

Ein Ausbau mit Sigrid Leder, aber nicht nur. Denn die Ruheständlerin will sich künftig auch mehr ihrer Familie widmen. Neben Ehemann Klaus und Sohn Thomas brauchen nämlich auch drei kleine süße Enkelinnen ihre Oma. Aber gemeinsam wird’s sicher auch mal auf Bustour gehen.

Foto oben: Sigrid Leder bei der gestrigen Verabschiedung in den „Unruhestand“ mit Ihren Männern: Ehemann Klaus und Sohn Thomas.
Foto unten: Glückwünsche gab’s auch von Warens stellvertretender Bürgermeisterin Wera Ulm und Florian Tornow von der Wirtschaftsförderung der Stadt.


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