Floristen an der Seenplatte verdienen nicht gerade rosig
Vom Brautstrauß bis zum Kranz: Die Arbeit in Blumengeschäften wird im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte „nicht gerade rosig bezahlt“. Das hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) als Floristen-Gewerkschaft kritisiert. Wer im Kreis Mecklenburgische Seenplatte als „Blumen-Profi“ arbeite, verdiene oft nur den gesetzlichen Mindestlohn – nämlich 12,41 Euro pro Stunde. „Das ist die unterste Lohnkante, die überhaupt zulässig ist. Eine ausgebildete Floristin an der Seenplatte hat damit genau 2 Euro und 25 Cent pro Arbeitsstunde weniger im Portemonnaie als eine Floristin im Westen Deutschlands. Das ist ein krasses Einkommensgefälle von knapp 20 Prozent. Am Monatsende hat eine Floristin im Kreis Mecklenburgische Seenplatte damit rund 380 Euro weniger in der Tasche“, rechnet Wolfgang Ehlert von der IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern vor.
Grund sei die „wie in Stein gemeißelte Weigerung“ der Arbeitgeber vom Fachverband Deutscher Floristen (FDF) in Mecklenburg-Vorpommern, mit der IG BAU „über höhere Löhne in Blumengeschäften überhaupt zu reden“, so Ehlert. Seit Jahren weigerten sich die Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern, mit der Floristen-Gewerkschaft einen neuen, starken Tarifvertrag zu machen und damit für faire Löhne zu sorgen. Es sei längst überfällig, die Arbeitsbedingungen der Floristik im Osten an das West-Niveau anzupassen und per Tarifvertrag zu regeln, so die IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern.
„Floristinnen leisten einen kreativen und auch enorm anspruchsvollen Job: Vom Blumenstrauß über Gestecke bis zum Kranz – da ist viel Geschick und Know-how gefragt. Aber es steckt auch noch mehr dahinter: Warenbedarf, Einkauf, Preiskalkulation … – Eine Floristin braucht deutlich mehr als nur einen grünen Daumen“, sagt Wolfgang Ehlert.
Der Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft warnt vor „Floristen-Ebbe in Blumengeschäften“: „Wenn die Arbeitgeber in Sachen Tarifverhandlungen weiterhin auf stur schalten, sollten sich die Blumenhändler im Kreis Mecklenburgische Seenplatte nicht wundern, dass ihnen die Leute weglaufen. Allerdings können auch die Kunden beim Floristen-Lohn etwas nachhelfen: Sie sollten die Zeit beim Binden vom Blumenstrauß einfach nutzen, um einmal nachzufragen, ob der Chef mehr als nur den Mindestlohn zahlt. Damit würde der faire Lohn endlich Thema in den Blumenläden.“
Insgesamt gibt es im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte nach Angaben der IG BAU mehr als 110 Beschäftigte in der Floristik-Branche. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur.
Im Blumeneinzelhandel kann nur das bezahlt werden, was über die Kasse reinkommt. Ein Tarifabschluss ist gut und schön, aber der Kunde muß auch bereit sein, für das Produkt Blume/Pflanze plus Arbeitszeit den entsprechenden Preis zu zahlen. Das mag in großen Städten mit einkommensstarker Bevölkerung noch funktionieren, jedoch im ländlichen Raum kaum.
Der Rückgang der Betriebe ist vorprogrammiert.