foodwatch fordert Verkaufsstopp für Lachs aus Norwegen

7. Dezember 2024

foodwatch hat deutsche Supermärkte aufgefordert, keinen Lachs mehr aus Norwegen anzubieten. Die dortige Lachsindustrie verursache enormes Tierleid und Umweltschäden. Laut eines neuen Reports der Verbraucherorganisation stirbt etwa jeder vierte junge Lachs und jeder sechste größere Lachs in norwegischen Zuchtkäfigen noch vor der Schlachtung. Insgesamt verendeten im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Tiere – ein neuer Höchststand. Hauptursache seien Infektionskrankheiten. Dies gefährde auch die Wildlachsbestände. Solange sich die Zustände nicht verbessern, dürften Rewe, Edeka, Aldi und Lidl keine Lachsprodukte mehr aus dem Land verkaufen, so die Forderung von foodwatch. Deutschland ist eines der größten Importländer für Lachs. Jeder zweite Lachs im Supermarktregal stammt aus Norwegen.

„Lachs wird gerne als ein gesundes Naturprodukt vermarktet, doch die Wahrheit sieht anders aus. Wer Lachs aus Norwegen kauft, hat mit ziemlicher Sicherheit ein Produkt im Einkaufskorb, für das Tiere und Umwelt leiden. Millionen Tiere sterben in den Zuchtkäfigen oder sind von Läusen zerfressen. Es ist ein stummes Leiden, versteckt unter der Wasseroberfläche, weit weg von unseren gut gefüllten Supermarktregalen. Die Lachsindustrie in Norwegen ist ein Desaster – und die deutschen Supermarkketten tragen als einer der Hauptabnehmer von norwegischem Lachs eine große Mitverantwortung“, sagte Annemarie Botzki von foodwatch. Die Verbraucherorganisation startete eine Online-Protestaktion an die vier großen deutschen Supermarkt-Ketten Rewe, Edeka, Aldi und Lidl unter: www.foodwatch.org/de/mitmachen/keine-faulen-fische-lachsleid-stoppen

Auch Siegel wie ASC seien keine Garantie für Umweltschutz und gute Tierhaltung, kritisierte die Verbraucherorganisation in ihrem Report „Faule Fische“. Ein Test zeige, dass die versprochene Rückverfolgbarkeit kaum funktioniert: Von zehn ASC-Produkten in einer Stichprobe konnte foodwatch gerade einmal zwei zu einer konkreten Lachsfarm zurückverfolgen. Hinzu käme, dass die hohen Zertifizierungsquoten die eklatanten Missstände offensichtlich nicht verhindern. ASC zertifiziert nach eigenen Angaben 42 Prozent, das gelbe GGN-Siegel angeblich sogar 90 Prozent der norwegischen Lachsaquakultur – trotzdem verenden und erkranken jedes Jahr Millionen Tiere. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Skandalen in der norwegischen Lachsindustrie, betroffen waren auch zum Beispiel von ASC zertifizierte Betriebe.

Industrie fordert regelwidrigen Export von verletzten Lachsen

Statt die Zustände zu verbessern, dränge die norwegische Lachsindustrie darauf, die Export-Regeln für verletzte und kranke Lachse zu lockern, warnte foodwatch. Der norwegische Branchenriese MOWI, einer der größten Lachsproduzenten weltweit, fordert Ausnahmegenehmigungen für den Export solcher Fische. Mehr als jeder zehnte Lachs in Norwegen hat Verletzungen oder Missbildungen. Die norwegische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat bereits mehrere Fälle aufgedeckt, in denen verletzter Fisch gesetzwidrig exportiert wurde. Nach einem Zwischenfall, bei dem anscheinend verendete Fische zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden sollten, warnte die Behörde vor einer „unmittelbaren Gefahr für das Wohlergehen der Fische und die Lebensmittelsicherheit“.

foodwatch-Appell an deutsche Supermärkte

foodwatch appellierte an die deutschen Supermärkte, Verantwortung zu übernehmen. Es brauche klare Zielvorgaben für die Tiergesundheit und deren Überwachung, insbesondere um die Sterblichkeitsrate zu senken. Bei Verstößen müsse es strenge Strafen geben, so die Verbraucherorganisation. Zudem sei mehr Transparenz und eine funktionierende Rückverfolgbarkeit der Lachsprodukte erforderlich. Verbraucher:innen hätten ein Recht darauf zu wissen, unter welchen Bedingungen Lachs produziert wird.

„Rewe, Aldi, Edeka und Lidl dürfen sich nicht länger hinter fragwürdigen Siegeln verstecken, sondern müssen jetzt Verantwortung übernehmen, um das Leid der Lachse zu beenden und die Umwelt zu schützen. Deutsche Supermärkte sollten keinen Lachs aus Norwegen mehr verkaufen, bis die katastrophalen Zustände in der Fischzucht behoben sind“, forderte Annemarie Botzki von foodwatch.

Für den Report „Faule Fische“ hat foodwatch wissenschaftliche Studien, Medienberichte und Daten der norwegischen Lebensmittelüberwachung ausgewertet.

 


3 Antworten zu “foodwatch fordert Verkaufsstopp für Lachs aus Norwegen”

  1. Petra sagt:

    Danke „Wir sind Müritzet“, daß diese Themen hier auch Raum finden. Etwas, was wo Einige nicht so gern hinschauen, möchte man sich doch gern etwas Gutes tun aus dem Regal von Ald., Lid.. & Co. Gerade zur Weihnachtszeit.
    Aber alles Leid , Krankheit und Schwindel in der immer noch teuren Packung.

    Und nein es gibt ihn nicht mehr den gesundes Lachs aus den wilden Flüssen des Nordens. Jedenfalls nicht hier und nicht im Supermarktregal.

    Hier gibt es Industrie mit Geschwüren inklusive.

    Wegsehen ist möglich , aber nicht klug.

    Wer es einfach zu gerne mag greife doch zur veganen Alternative plus Meerrettichsahne. Da ist auch Industrie und Chemie ( alles ist Chemie) ‚drin, aber wenigstens ohne Tierleid.

    Guten Appetit.

  2. Meckerkopp sagt:

    Hallo,
    vielleicht sollte die Haltung, Schlachtung ,Züchtung und der Verzehr aller Tiere verboten werden .
    Wir könnten dann Weihnachten an Tannenzapfen Rumknabbern , wenn das nicht auch Schädlich ist !
    Immerhin ist das Atmen der verpesteten Luft noch geduldet.
    FROHE WEIHNACHT
    Meckerkopp

  3. DirkNB sagt:

    Lachs steht seit einigen Jahren nicht mehr auf meinem Speiseplan. Zum einem bin ich mal mit einer Räucherlachshälfte ungefragt bemustert worden, nach deren gestaffeltem Verzehr mir mengenbedingt trotzdem schlecht war. Zum anderen habe ich bei der Suche nach einem besonderen Stück Fisch in einer Vorweihnachtszeit, dass ich ein paar Wochen noch gesehen hatte, nur noch auf Berge(!) von Lachs in Tiefkühltruhen der Supermärkte gestoßen. Da dachte ich mir schon, dass da irgendwas nicht stimmt und habe ihn aus meiner Ernährung gestrichen. Verstärkt wurde meine Einstellung, als ich mitbekam, dass es lachsbezüglich eine entsprechende Doku von Hannes Jänicke gibt. Gesehen habe ich sie zwar nicht, aber der getrailerte Grundtenor reichte, um meine Einstellung zu bestätigen.