Geplanter Rückbau eines Neubaublocks in Malchow in der Kritik

1. März 2021

Paukenschlag in der Malchower Stadtvertretung: Die Abgeordneten haben eine Eilentscheidung von Bürgermeister René Putzar gekippt und werfen der Geschäftsführerin der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft einen Alleingang vor. Dabei geht es um einen Neubaublock in der Friedensstraße 1-9, den die Gesellschaft und der Bürgermeister zurück bauen lassen wollen. Von den jetzt etwa 40 Wohnungen fallen dann 13 weg. Nach Meinung vieler Stadtvertreter ein Unding, denn der Wohnungsbedarf ist auch in Malchow groß. Hinzu kommt, dass dieser Rückbau rund 1,8 Millionen Euro kosten soll. Und obwohl es noch keine Beteiligung der Stadtvertreter gab, hat der Bürgermeister für dieses Vorhaben bereits Fördermittel beantragt und wollte sich das jetzt rückwirkend genehmigen lassen.

Als die Stadtvertreter die veranschlagte Summe von 1,8 Millionen Euro erfuhren, zeigten sie sich doch überrascht, negativ überrascht. Die Fördermittel von 80.784 Euro hatte der Bürgermeister aber bereits beantragt. Mit 8 Stimmen dafür und 8 dagegen bei einer Enthaltung lehnten die gewählten Stadtvertreter das Projekt ab.

Bereits im Vorfeld monierten mehrere Stadtvertreter, dass diese Maßnahme in den Gremien der Wohnungsbaugesellschaft, also im Aufsichtsrat und in der Gesellschaftsversammlung, nie konkret vorgestellt, sondern nur mal am Rande erwähnt und besprochen wurde.

Die anwesende Geschäftsführerin der 100prozentigen Tochtergesellschaft der Stadt Malchow, Doreen Krüsel, sah sich deshalb mit erheblichen Vorwürfen konfrontiert.

Eine konkrete Wirtschaftlichkeitsberechnung der Maßnahme legte sie bei der Sitzung nicht vor, sondern nur Zahlen „über den Daumen gepeilt“, wie sie mehrmals erklärte.

Elke-Annette Schmidt (Die Linke) stellte fest, dass hier im Vorfeld keine konkreten Pläne dieser Maßnahme bekannt waren, aber die Wohnungsbaugesellschaft und der Bürgermeister hier schon länger an dieser „Idee“ feilten. Warum wurde nun also eine Eilentscheidung getroffen, wollte sie wissen.

Sichtlich aufgebrachter war André Zimmermann von der CDU, der seit über zehn Jahren im Aufsichtsrat aktiv ist und diesen seit vielen Jahren als Vorsitzender leitet.

„Wir haben in keiner Sitzung in den letzten Jahren konkret über die Wirtschaftlichkeit und die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme beraten. Es waren grobe Pläne und Ideen“.

Stattdessen kam nun aber raus, dass die Geschäftsführerin der Wohnungsbaugesellschaft offensichtlich in einem Nachbarblock schon länger rund 20 Wohnungen nicht vermietet und vermarktet, warf Zimmermann ein. „Das passiert doch, um so schon Ausweichwohnungen für den notwendigen Freizzug des betroffenen Blocks der aktuell 36 Mieter zu haben.“

Doreen Krüsel musste eingestehen, dass die Nachfrage nach den Wohnungen sehr gut ist. Die im Moment leerstehenden Wohnungen seien aber oft veraltet und müssten auch renoviert werden.

Warum nun aber der notwendige Rückbau? Auf diese Frage argumentierte Doreen Krüsel, mit dem in der Zukunft zu erwartendem Rückgang einer großen Nachfrage und der notwendigen Investition in diese Blöcke. Außerdem seien höherwertige Wohnungen gefragt.

„Wir bekommen hier etwas im Rahmen des Wirtschaftsplans untergeschoben, ähnlich wie vor einigen Jahren die Poller in der Kirchenstraße.“ brachte Birgit Hannemann, ebenfalls von der CDU, ein.

Auf erneute Nachfrage von André Zimmermann, teilte Doreen Krüsel dann mit, dass man erst im November 2020 mit einer konkreten Berechnung begonnen habe. Die Frage „Wie denn aber die Maßnahme schon den Weg in den Wirtschaftsplan gefunden hatte, wo doch die Planung so kurzfristig erfolgte“ blieb an dem Abend offen.

Olaf Ziems vom Bündnis für Malchow machte klar, dass man so nicht mit den Mietern umgehen könne. Diese seien verunsichert und brauchen Planungssicherheit.

In der Außenwirkung dürfte die Eilentscheidung des Bürgermeisters nun aber weiter Bestand haben.


6 Antworten zu “Geplanter Rückbau eines Neubaublocks in Malchow in der Kritik”

  1. Schreier, Joachim sagt:

    J. Schreier

    Als Mitglied des Stadtentwicklungsausschusses liegt mir die Vorlage VII-01999-2021 zum obigen Thema Rückbau ebenfalls vor und ich denke, dass es angebracht ist, einiges zum Beitrag zu ergänzen.
    Der Beschlussvorschlag der Verwaltung:
    „Die Stadtvertretung bestätigt hiermit die Eilentscheidung des Bürgermeisters zur Beantragung der Förderung einer Gesamtmaßnahme zur Wohnungsmarktstabilisierung gemäß RückbauRL für das Fördergebiet „Handelsschwerpunkt Friedensstraße“ vom 08.01.2021.“

    Wie nachvollziehbar, handelt es sich um keinen Eilbeschluss über den Rückbau, wie irrtümlich dem Beitrag entnommen werden könnte, sondern über eine Sicherung von Fördermitteln für den Fall, dass ein Rückbau beschlossen und tatsächlich realisiert werden soll.

    Es geht um einen Block vom Typ Brandenburg aus dem Baujahr 1968, der nach der Wende nur teilsaniert wurde. Die obere Etage lässt sich schwer vermieten, da niemand mehr die ganzen Treppen steigen möchte.

    Die Vorgehensweise ist ähnlich zu der beim Rückbau in der Mecklenburger Str..
    Hier wurde 2003 ein Fördermittelantrag gestellt und der Rückbau dann 2007 abgeschlossen.
    Kurz gesagt, erst Fördermittel beantragen, dann Ideen konkretisieren, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen vornehmen und planen und gegebenenfalls umsetzen.

    Der fristgemäß zum 15. Januar gestellte Antrag diente als dazu, Fördermittel zu sichern, um für den Umsetzungsfall Kosten zu sparen.
    Um es konkret zu machen, die Kostenschätzungen für den Rückbau und die damit verbundenen Umzüge belaufen sich auf ca. 500 T€, von denen 80 T€ gefördert werden können.
    Die im Beitrag genannte Summe von 1,8 Mio € ist in Bezug auf den Rückbau falsch. Sie bezieht sich auf den Gesamtaufwand für den Rückbau einschließlich der kompletten Sanierung des Blockes mit den verbleibenden Wohnungen.

    Wie das Projekt am Ende aussehen könnte, wird zu gegebener Zeit und unter Einhaltung aller notwendigen Schritte Gegenstand der Diskussionen und Beschlussfassungen in den zuständigen Gremien sein.
    Der Fördermittelantrag hätte natürlich auch wieder zurückgezogen werden können, wenn man sich nicht auf eine Umsetzung des Vorhabens einigen würde.

  2. Manfred 16 sagt:

    Als alter Malchower mit jetzt 65 muss ich leider immer wieder feststellen, dass meine Heimatstadt kaputt, dreckig und total runter gekommen ist. Straßen, Bürgersteige, Wege in den angrenzenden Wäldern etc., alles in einem desolaten Zustand. Aber unsere Stadtvertreter, die Verwaltung, der Bürgermeister und die sogenannte Stadtentwicklung kümmern sich um Hotels und noch mehr Hotels, jetzt die Verknappung des Wohnungsangebotes, nur noch zum Kotzen.

  3. Monika Weiß sagt:

    Statt Wohnungen zurückzubauen und dassich noch mit Fördermitteln, sollte man soch lieber Gedanken um Schanflecken, wie die alte Molkerei vor der Freilichtbühne und das alte Bahnhofsgebäude hinter dem Trostfeld machen.
    Wir waren viele Jahre Urlauber in Malchow und haben immer wieder festgestellt, dass da leider nichts passiert. BN9

  4. André Zimmermann (CDU Malchow) sagt:

    Zu den Ausführungen von Herrn Dr. Schreier (FDP Fraktion in der Inselstadt Malchow) folgende Ergänzungen:
    Wir haben in Malchow 8 Blöcke vom TYP Brandenburg. Von den 80 Wohnungen in der 4 ETAGE sind aktuell nach meiner Recherche 6 nicht bewohnt. Ich gebe Ihnen Recht, dass wir Maßnahmen planen müssen, um attraktiven Wohnraum zu schaffen, aber die Begründung, die aktuellen Wohnungen sind nicht vermarktbar oder werden nicht benötigt, sind falsch.
    Stattdessen ist es so, dass unsere Gesellschaft es seit Jahren nur schwer finanziell abgebildet bekommt, die Wohnungen in dem Ausmaß zu renovieren, wie es notwendig wäre. Fazit: Eine renovierte Wohnung, auch im 4 OG, ist in kürzester Zeit vermietet.
    Ihr Ansatz „Erst Fördermittel beantragen, dann konkreter planen“ setzt aber einen Grundsatzbeschluss und eine vorherige Wirtschaftlichkeitsbetrachtung voraus. Beides hat hierzu nicht stattgefunden. Wenn Sie meinen, dass man hier dringend benötigte Ressourcen in solche Vorplanungen stecken darf, ohne entsprechende Willensbekundungen der verantwortlichen Gremien zur grundsätzlichen Notwendigkeit eingeholt zu haben, nur um 80Tausend Euro Förderung zu erhalten, ist das ein sehr skurriler Ansatz. Die Wobau und auch die Inselstadt als Ganzes hat genug Baustellen. Ich lade Sie gerne ein und wir besichtigen den Block und besuchen Bewohner dieses Blockes und danach zeige ich Ihnen die leeren Wohnungen, welche die Geschäftsführung für die aktuell 34/36 aktuell betroffenen Mietparteien vorsieht. Den wirtschaftlichen Schaden, welche durch die bewusste Nichtvermietung der leeren anderen Wohnungen verursacht wurde, möchte ich hier garnicht weiter anreißen.

  5. Werber sagt:

    Ich glaube langsam, dass Malchow mal ein paar Jahre unter Zwangsverwaltung gestellt werden muss.
    Man hört ja in den letzten Jahren echt nur komisches aus der Nachbarstadt.

    20 Wohnungen absichtlich leer stehen lassen:
    300 Euro Mieteinnahmen (kalt) x 12 Monate x 20 Wohnungen = 72.000 Euro / Jahr

  6. Schreier Joachim sagt:

    Herr Zimmermann, Sie können in der einen oder anderen Frage ja möglicherweise recht haben, aber ihre langen Ausführungen ändern nichts an der Tatsache, dass hier lediglich Fördermittel für eine eventuelle,
    in den zuständigen Gremien noch zu diskutierende und abzuwägende Maßnahme beantragt worden sind.

    Nicht anders, als es offensichtlich unter Verantwortung des Amtsvorgängers von Herrn Putzar im Jahr 2003 beim Rückbau in der Mecklenburger Straße praktiziert worden ist.

    Sie wollen den wirtschaftlichen Schaden, der durch die Nichtvermietung der leeren Wohnungen entstanden ist, gar nicht weiter anreißen!
    Wenn es einen wirtschaftlichen Schaden gibt – was haben Sie denn als Aufsichtsratsvorsitzender der WOBAU in der Vergangenheit dagegen unternommen?