Grabowhöfe wehrt sich gegen den Konzern Deutsche Bahn

6. April 2024

Eine kleine Gemeinde aus der Müritz-Region legt sich mit der großen Deutschen Bahn an. Muss sie auch, sonst droht die Pleite. Grabowhöfe soll für den Neubau der Brücke in Louisenfeld, die über die Bahnstrecke Berlin-Rostock führt, mit rund 3,6 Millionen Euro zur Kasse gebeten werden. Dabei hat die Gemeinde eben diese Brücke erst 2011/2012 saniert. Doch dann hat die Bahn plötzlich festgestellt, dass die Züge dort mit 160 km/h entlang fahren sollen und ein so genannter Aufprallschutz, der erforderlich ist, fehlt. Deshalb eine neue Brücke, die zu 49 Prozent vom kleinen Grabowhöfe gezahlt werden soll. Bürgermeister Enrico Malow hat sich schon seit einigen Jahren mit dem Problem beschäftigt und verschiedene Landes- und Bundespolitiker um Hilfe gebeten. Erst vor vier Wochen schrieb er nach eigenen Angaben an Landrat Heiko Kärger (CDU), den SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Arlt und die SPD-Landtagsabgeordnete Nadine Julitz. Reaktion bisher – gleich null. Nicht mal eine Eingangsbestätigung gab’s. Und so ist es kein Wunder, dass Malow und seine Gemeindevertreter meinen: „Die Politik lässt uns hängen.“

Enrico Malow ist dafür bekannt, dass er sich schnell Fördermittel „besorgt“, sobald es irgendwo einen neuen „Geld-Topf“ gibt. Meistens mit Erfolg. So konnte er in Grabowhöfe und den Ortsteilen auch einiges bewerkstelligen, worum ihn anderen Dörfer beneiden. Doch damit wäre Schluss, wenn die 3,6 Millionen Euro bezahlt werden müssen. „Wir wären dann gezwungen, einen Zwangskredit aufzunehmen und hätten natürlich kein Geld mehr für Investitionen, die bei uns noch anstehen.“ Dabei sind die Gemeinden in Ostdeutschland zu den Eisenbahnbrücken gekommen, wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. „Sie wurden uns geschenkt, wir wollten sie aber gar nicht. Dennoch haben wir uns verpflichtet gefühlt, sie zu sanieren. Wie in Louisenfeld für etwa 320 000 Euro. Schon damals haben wir die Bahn mit einbezogen. Da war von dem Aufprallschutz aber keine Rede. Das fiel der Bahn dann plötzlich nach der Sanierung ein“, schildert Enrico Malow. 

Vier Brücken über die Eisenbahnlinie Berlin-Rostock gehören der Gemeinde Grabowhöfe. Die in Lousienfeld ist eigentlich in Ordnung. Viel nötiger hätte es beispielsweise die Vielister, die marode und sogar gesperrt ist.

Besonders unverständlich, dass der Bahn erst nach der Sanierung der Brücke eingefallen ist, dass die Strecke auf 160 km/h ausgebaut werden soll. Das war den Verantwortlichen schon länger bekannt. Aber genau das wurde offenbar „verpennt“, dafür „bluten“ soll jetzt die Gemeinde.

Aber Grabowhöfe wehrt sich. Will diesen Anteil von rund 3,6 Millionen Euro nicht zahlen. Und sie hofft immer noch auf Unterstützung der Politik. Vielleicht klappt’s ja in den kommenden Wochen, schließlich stehen die Kommunalwahlen an, und da können sich die angeschriebenen Kärger, Arlt und Julitz eigentlich keine negativen Schlagzeilen leisten…


9 Antworten zu “Grabowhöfe wehrt sich gegen den Konzern Deutsche Bahn”

  1. Micha sagt:

    Mit Herrn Remmo, als neuen Mitbewohner sollte das kein Problem sein ! 🤣

  2. Hartmut Friedrich sagt:

    Leider ist es, dass bei der Bahn in der oberen Verwaltungsebene nur überbezahlte, unfähige, arrogante und faule, aber geschützte Mitarbeiter beschäftigt sind. Ein Jammer für die Bahn selbst und eine Zumutung für alle, die mit ihr zu tun haben müssen.

  3. Chris sagt:

    Ja wieder symptomatisch für die DB und ganz Deutschland, die hochbezahlten Schlipsträger in den Glashütten in Berlin und Frankfurt pennen den ganzen Tag und für Fehler sollen klamme Gemeinden und damit der Bürger zahlen, Lutz Grube und Mehdorn wie auch wie Wieselsky sind alle ihre Millionen nicht wert, müssten eigentlich Schadensersatz leisten für zahllose Fehlentscheidungen und verschleudert von Milliarden die immer wieder der Bahnkunde und damit der arbeitende Bürger bezahlen muss.
    Selbst die EU muss sich jetzt in diesen totalen Chaotenverein einschalten denn die Dauersubventionierung und Privilegierung der DB und ihrer Mitarbeiter verstößt gegen EU Recht und behindert kleine und mittelständische EVUs die sehr effizient und erfolgreich agieren.
    Der Staatskonzern mit über 30 Milliarden Schulden muss jetzt zerschlagen werden weil es eben nicht mehr anders zulässig ist, aufgrund viel zu teurer Tarifabschluss und mangelndem Service in allen Bereichen muss nun auch endlich der gewaltige Wasserkopf abgebaut werden, auch hier haben sämtliche Bundesregierungen sämtliche Verkehrsminister und das gesamte Verkehrsministeroum jahrzehntelang geschlafen und nichts getan nun werden einfach die Trassenpreise massiv erhöht und damit die angebliche Verkehrswende erneut in Frage gestellt denn es werden nun wieder mehr Güter mit dem LKw auf der BAB statt auf der Schienen transportiert…… so und nicht anders sehen rot grüne Wahlversprechen im größten Chaotendeutschland aller Zeiten mit AKWs Abschaltung ! Maasenjobverlagerung, teuersten Strompteisen der Welt, höchsten Stuern der Welt, immer neuen Rekordschulden und weiteren 2 Mio Wirtschaftsflüchtlingen aus die keiner haben und auch keiner bezahlen will und kann denn Deutschland ist schon längst pleite, aktuell gibt es neue Haushaltslöcher in Höhe von 258 Milliarden und überall fehlt Geld und werden Steuern erhöht , die Konzerne sind nicht das Weltsozualamt und sind als erste alle verschwunden.
    Seit der Ampel haben diese 150000 direkte Arbeitsplätze abgebaut und ein Ende der Abwärtssüirale ist leider noch immer nicht in Sicht.
    Gute Nacht Deutschland!

  4. Reiner Fuchs sagt:

    Wenn die Brücke aktuell den Anforderungen entspricht und die DB InfraGO AG nun die Höchstgeschwindigkeit der darunter liegenden Eisenbahnstrecke erhöhen möchte, soll sie auch die dadurch entstehenden Mehrkosten auch bezahlen. Frei nach dem Motto, „wer bestellt zahlt“.

  5. Petzibaer sagt:

    Es ist eigentlich unglaublich, es gab ja noch vor Vollratsruhe eine zweite Brücke, wo auch eine Langsamfahrstelle mit 120 km/h eingerichtet war. Diese ist mittlerweile “ saniert „, so das hier wieder mit 160 km/h gefahren werden kann. Wenn man bedenkt, was hier an kWh Energie verbrannt wurde und wird- die Züge müssen auf 120 runter bremsen und dann wieder beschleunigen- damit könnte Grabowhöfe lange Zeit seinen Energiebedarf decken. Wer ist für diesen Baupfusch verantwortlich? Eine Sauerei, dass die Gemeinde hier bluten soll.
    @Micha: der Gedanke mit dem neuen Mitbewohner kam mir spontan auch , sollten doch von den jahrelangen Beutezügen des Clans noch paar Milliönchen übrig sein….

  6. Simon Simson sagt:

    Kaum zufällig lag die Sanierung genau im Zeitfenster, in dem die Strecke zwecks Ertüchtigung auf 160 km/h gesperrt war. Das war bekannt. Auch in den Medien, wie hier, wurde das mitgeteilt und dass die Fahrzeit Rostock-Berlin im Fernverkehr <2 Stunden angepeilt wird. Das ist mit den vielen Langsamfahrstellen noch Theorie. Die Kostenteilung ist per Eisenbahnkreuzungsgesetz exakt geregelt. Im Detail kann ich dazu nichts sagen, weil ich die konkreten Umstände nicht hinreichend kenne. Dass die Bahn für eine Brücke des Straßenbaulastträgers die Hälfte zahlt, erscheint mir viel. Wer oben ist, dem gehört die Brücke, so einfach! Das Geld kommt aber stets vom Steuerzahler, so oder so. Und damit teile und herrsche bestens funktioniert, beschäftigen sich zehntausende Bürokraten damit, das in Gelder für EU, Bund, Länder, Landkreise und Kommunen aufzuteilen und es für Baumaßnahmen wieder zusammenzuschütten. Beschäftigungstherapie zulasten unseres Wohstands. Was die Kommunikation betrifft: dies ist keine einseitige Sache der Bahn. Die kommunale Sanierungsplanung wird Jahre zuvor beauftragt worden sein. Hat dieses Projektmanagement versagt? Zwar musste das kein Planrecht einholen, bei dem Eisenbahnbundesamt und Bahn beteiligt worden wäre, aber schon wegen der Betroffenheit des Eisenbahnbetriebs und der Anlagen wurde die Bahn einbezogen! Sicher hat das kommunal beauftragte Projektmanagement alle Käsekästchen zur Kostenveranschlagung sauber befüllt und nicht so viel mit der Bahn geredet. Die Energieargumentation lasse ich grundsätzlich gelten. Es dauert aber eine Weile, bis dadurch Millionen verpulvert sind. Schade drum ist es trotzdem. Mir scheint, dass Herr Malow, ganz unabhängig von seiner Beliebtheit, reflektieren sollte, ob er sämtliches, vorhandene Wissen bei Genehmigung des Baubeginns seiner Sanierung einbezog. Ich will nicht unterstellen, dass er, damit die Planungskosten nicht verloren gingen, dies entgegen besserem Wissen durchzog. Aber dann bleibt bloß, dass er im entscheidenden Moment unachtsam war. Kann passieren. Nicht umsonst wendet er sich an die Politiker. Ob die ihm aus der Malaise helfen können? Vielleicht findet sich ja noch ein Fördertopf.

  7. toberg sagt:

    @ Petzibaer7. April 2024 um 21:27 Uhr
    >“Wer ist für diesen Baupfusch verantwortlich?“

    Baupfusch ist es eigentlich nicht. Diese Brücke wurde seinerzeit unter den damals geltenden Eisenbahnbau- und Betreibsordnungen gebaut und durch die Gemeinde sogar schon einmal 2011 instandgesetzt. Nur haben sich die EBO seit dem Zugunglück in Eschede 1998 was das Thema Brücken betrifft geändert. Das müsste den „Fachleuten“ bei der Bahn seinerzeit zur Instandhaltung auch schon aufgefallen und bekannt gewesen sein.
    Bei Brücken ist es in Deutschland allgemein so geregelt, dass beide Verkehrsträger (hier Bahn und Kommune, da es eine Gemeinde eigene Straße ist) sich die Kosten solcher Überführungen teilen. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie die unzähligen neu gebauten Autobahnbrücken bei Rekonstruktion und Erweiterung alter Autobahnen zeigen. Hier hat der Bund alle Kosten für Abriss alter und Neubau der Autobahnbrücken übernommen, auch bei Brücken für kommunale Straßen.
    Ich sehe hier die Landespolitik in der Pflicht, die Gemeinde zu unterstützen. Ein politisches Einwirken auf die entsprechenden Bundesbehörden und Bundesministerien muss hier erfolgen. Denn: Die Verkehrswende verlangt nach höheren Kapazitäten der Bahn und somit auch nach höheren Geschwindigkeiten der Bahnstrecken. Für die verkehrstechnischen Voraussetzungen bei der Bahn ist der Bund zuständig.

  8. toberg sagt:

    @Micha6. April 2024 um 08:51 Uhr
    >“Mit Herrn Remmo, als neuen Mitbewohner sollte das kein Problem sein ! 🤣“

    Was für ne Witzitschkeit… Herr Remmo hat Privatinsolvenz angemeldet! (heute als News rausgekommen)
    Er ist ein armer Schlucker – theoretisch. 🤣

  9. Bürger aus Grabowhöfe sagt:

    Diese ganze Problematik sollte, sofern die Deutsche Bahn nicht zum Einlenken bereit ist, final durch einen Abriss der besagten Brücke auf Kosten der Deutschen Bahn beendet werden.

    Ein Abriss hätte weit weniger Folgen als eine Neuverschuldung der Kommune.
    Die daraus resultierenden Einschränkungen stehen in keinem Verhältnis zu der Neuverschuldung. Zugleich fallen Unterhaltungskosten für die Brücke (Sanierung, Neubauten) nach Abriss sofort weg und die Anwohner bedanken sich für weniger Straßenverkehr.

    Daher sollte ein Abriss ernsthaft in Betracht gezogen werden.