Gute Saison, aber keine Zuwächse an der Seenplatte – Besucherrückgang im Müritzeum

20. August 2018

Nach einem sehr leichten Wachstum im ersten Halbjahr dieses Jahres hat die stark nachgefragte Sommersaison die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern deutlich ins Plus geführt. Laut aktuell veröffentlichten Zahlen des Statistischen Amtes wurden zwischen Januar und Juni dieses Jahres in den größeren gewerblichen Tourismusbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern rund 11,8 Millionen Übernachtungen gezählt. Das sind 0,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
An der Mecklenburgischen Seenplatte sank die Zahl der Übernachtungen dagegen ganz leicht.

Die Zahl der ausländischen Gäste stieg im ersten Halbjahr wiederum um rund acht Prozent auf rund 150.000. Dazu Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern: „Wir haben eine sehr gute Halbjahresbilanz. Die Ankünfte und Übernachtungen liegen nicht nur über den Vorjahreswerten, sie liegen auch einen Wimpernschlag über den Werten des bisherigen Rekordjahres 2016. Die sehr warmen und trockenen Wochen in den Hauptreisemonaten Juli und August lassen zudem weitere Steigerungen erwarten. Der heiße Sommer hat für gut gebuchte touristische Einrichtungen, volle Strände an der Ostsee und im Binnenland und hoffentlich für viele zufriedene Gäste gesorgt. Mecklenburg-Vorpommern kann auch mit einem wachsenden Gästeansturm gut umgehen.“

Der Präsident des Landestourismusverbandes Wolfgang Waldmüller ergänzte: „Der Supersommer hat geholfen, die teilweise nicht zufrieden stellenden Vorbuchungszahlen auszugleichen. Das Wetter zog viele Spontanurlauber an Küste und Seen, was die Mitarbeiter der Branche aber auch vor zusätzliche Herausforderungen stellte und einen erhöhten Einsatz erforderte. Zudem zeigen sich in derart intensiven Saisonzeiten auch die Probleme der Branche deutlich – angefangen von der Infrastruktur bis hin zur Personalsituation in einigen Betrieben. Was für den Moment von der Sonne überblendet wurde, verlangt nach schnellen Lösungen und einer verstärkten Hinwendung zum für unser Land so wichtigen Tourismus. Wir bauen auf die neue Landestourismuskonzeption und ihre Umsetzung.“

Städte, Jugendherbergen, Campingplätze und der internationale Bereich legen zu

Die Mecklenburgische Ostseeküste (+3,3 Prozent), Westmecklenburg (+6,0 Prozent) und das Vorpommersche Festland (+2,9 Prozent) stützen das Wachstum von Januar bis Juni. Rückgänge gab es auf Rügen (-3,7 Prozent), auf der Insel Usedom (-1,9 Prozent) und in geringem Maße auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst (-0,4 Prozent) sowie in der Mecklenburgischen Seenplatte und der Mecklenburgischen Schweiz (-0,1 Prozent).

Fast alle größeren Städte des Urlaubslandes konnten in den ersten sechs Monaten des Jahres erneut Zuwächse bei den Übernachtungszahlen verzeichnen. Greifswald liegt dabei mit einem Zuwachs von 18,3 Prozent an der Spitze. Auch die Hansestädte Wismar (+10,1 Prozent), Stralsund (+1,7 Prozent) und Rostock (+4,1 Prozent) legten merklich zu. Die Landeshauptstadt (+3,5 Prozent) verzeichnete ebenfalls positive Übernachtungszahlen. Für Neubrandenburg meldete das Statistische Amt ein Minus von 4,8 Prozent.

Bei den Unterkunftsarten bewegten sich die Jugendherbergen (+11,6 Prozent), die Campinglätze (+7,6 Prozent) sowie die Vorsorge- und Rehabilitationskliniken (+1,5 Prozent) im ersten Halbjahr bei den Übernachtungen im positiven Bereich. Hingegen gab es leichte Rückgänge bei den Hotels (-2,2 Prozent) sowie bei Ferienhäusern und -wohnungen (-2,3 Prozent).

Erfreulich entwickelten sich die Gästeübernachtungen aus dem Ausland: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden rund 375.000 Übernachtungen von rund 150.000 Gästen verzeichnet – das sind 8,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die höchsten Zuwächse aus den für Mecklenburg-Vorpommern wichtigsten Herkunftsländern erzielten die Niederlande (+26,9 Prozent). Auch Österreich (+2,8 Prozent) und die Schweiz (+3,7 Prozent) konnten Zuwächse erzielen. Der dänische Markt hält das Vorjahresniveau (-0,1 Prozent), wohingegen die Übernachtungen aus Schweden um 8,5 Prozent zurückgingen. „Im Hinblick auf unsere Aktivitäten als Partnerland der Internationalen Tourismusbörse Berlin im März dieses Jahres freuen wir uns, dass in diesen Bereich wieder spürbar Schwung kommt. Daran können wir mit Maßnahmen in den Auslandsmärkten anschließen und in Mecklenburg-Vorpommern selbst mit dem Germany Travel Mart im Jahr 2020 erneut ein deutliches Zeichen für mehr Internationalität setzen“, sagte Wolfgang Waldmüller.

Positives Fazit von Charterunternehmern, Fahrgastschiffern und Bootsverleihern

Wassertouristische Anbieter profitierten von den Temperaturen der letzten Wochen. Hausboote und Yachten waren laut einer Stichprobe des Landestourismusverbandes unter Charterunternehmern, Fahrgastschiffern und Bootsverleihern im Hochsommer nahezu vollständig ausgebucht und verzeichnen bereits jetzt Vorbuchungen für 2019. Neben Stammgästen aus Mecklenburg-Vorpommern heißen die Unternehmen zunehmend Urlauber aus den westlichen Bundesländern, Österreich und der Schweiz willkommen.

Zudem ist der Anteil an Kurzurlaubern im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Die Betreiber von Fahrgastschiffen berichten von einer ähnlichen Entwicklung; ihre Angebote werden im Rahmen von geplanten Bus- und spontanen Individualreisen gleichermaßen gebucht. Auch für Kanuverleiher war die Saison zufriedenstellend. Trotz Sperrungen von Flussabschnitten, unter anderem entlang der Warnow, infolge der niedrigen Wasserstände haben die Anbieter keine Einbußen zu beklagen – ganz im Gegenteil: Alternativstrecken wurden von den zahlreichen Paddlern verständnisvoll angenommen.

Des einen Freud, des anderen Leid, denn: Verhalten fällt das Fazit im Warener Müritzeum aus: „Wir mussten einen beachtlichen Besucherrückgang feststellen. Die Gäste zog es an die Seen. Kurzfristige Werbemaßnahmen, unter anderem den Hinweis auf mögliche Abkühlung im Museum, brachten nicht die gewünschten Effekte“, sagte Geschäftsführerin Andrea Nagel.


3 Antworten zu “Gute Saison, aber keine Zuwächse an der Seenplatte – Besucherrückgang im Müritzeum”

  1. Peter Sohr sagt:

    Deutlich ins Plus mit 0,3 Prozent mehr Übernachtungen in MV als im Vorjahreszeitraum?

    Lediglich eine marginale Steigerung ist das. Im Verhältnis zum lang anhaltenden touristischem urlauberfreundlichem Bombenwetter ist das schon eher ein Armutszeugnis, welches sich im Rückgang der Übernachtungszahlen an der Mecklenburgischen Seenplatte wiederspiegelt. Angesichts des Turbo-Wetters müsste eigentlich locker eine Steigerung von 10-15% drin gewesen sein. Doch nicht immer spiegelt sich das Wunschdenken der Tourismusbrange, allen voran die der Gastronomie und des Beherbergungswesen in den Zahlen wieder. Hier klaffen hauptsächlich angebotene Qualität und Kosten gepaart mit dem Service und der Freundlichkeit sehr oft weit auseinander. Leider eine der hauptursächlichen Einbußen wie ich leider immer wieder feststellen muss.
    Ursachenforschung und schnelle Beseitigung der Schwachstellen sollte eher angesagt sein als Wundenlecken und das ergötzen an der kaum spürbaren Steigerung der Übernachtungszahlen. Halten wir mal fest: Das Wetter kann schon kaum besser werden als in diesem Jahr was ernüchternde Aussichten auf kommende Jahre bereit hält. In erster Linie müssen die Diskrepanzen auf der einen Seite zwischen Arbeitszeit, Entlohnung und Motivation des Personales und auf der anderen Seite den Verdienst der Leitungen und den Zwangsabgaben an den Staat aus dem Weg geräumt werden.
    Mit Arbeitszeiten von mitunter 7 Uhr Dienstbeginn bis einschließlich 23 Uhr (offiziellem) Dienstschluß bei 6 Tage Wochen, die ohne Urlaubsmöglichkeit von April bis Oktober durchgezogen werden müssen weil die Personaldecke keine andere Arbeitszeiten zulassen, kann man keine motivierten Fachkräfte mobilisieren. Ja und nicht jeder Betrieb kann und will sich billige Pauschalkräfte rekrutiert in der Schülerschaft oder billige Arbeitskräfte aus den Nachbarländern leisten. Hier muss man ausdrücklich rigoros zwischen „billig“ und „preiswert“ unterschieden werden, denn nicht jede Arbeitskraft ist billig oder preiswert. Immerhin züchtet man sich so ganz nebenher eine beständige Billiglohnklasse heran. Köche und Kellner sind nicht umsonst heiß begehrtes Personal. Kräfte halten und anständig behandeln sollte neben einem gesunden Betriebsklima mit felsenfester Kalkulation eine der Grundbedingung zum Betreiben einer Gastronomie und die des Beherbergungswesens sein. Hier sind besonders die Betreiber, die Chefs und die DeHoGa gefordert. Zu allen Übels gibt es etliche Besitzer von Räumlichkeiten die diese an Hotels und Gasstätten für unverschämte Preise verpachten. Kein Wunder also, weshalb weit überteuerte Endverbraucherpreise zustande kommen und die Gästeschaft verprellen.

    • StefanF sagt:

      Herr Sohr, lesen sie den Text doch mal richtig!
      Von Januar bis Juni ist der genannte Zeitraum für die Zahlen und es wird selbst im Text geschrieben, dass durch die sehr guten Monate Juli und August da noch eine Steigerung kommen wird.

      Und zum „das Wetter kann kaum besser werden“. Schon wieder vergessen, dass Ostern Schnee lag?
      Der Sommer war super, keine Frage. Der Sommer war aber in ganz Deutschland super. Da haben garantiert auch einige auf Balkonien Urlaub gemacht.

      Mit den Arbeitsbedingungen haben sie allerdings Recht.

      • Peter Sohr sagt:

        Ich kann sehr wohl lesen und sogar denken.
        Hier noch einmal der Text als Fragestellung vorgebracht:

        „Deutlich ins Plus mit 0,3 Prozent mehr Übernachtungen in MV als im Vorjahreszeitraum?“

        Wie letztlich das Jahresendergebnis aussehen wird, darüber kann spekuliert werden, aber es wird sicherlich gut im Plus-Bereich liegen, könnte aber sehr viel besser sein wenn an den Ursachen wie von mir beschrieben gearbeitet werden würde.

        Die Forderungen sich mehr der Öffnung des Arbeitsmarktes nach Osten hin zu öffnen halte ich sehr für bedenklich. Hier wird nur versucht den Lohndumping auf ausländische Arbeitskräfte auszulagern ohne das Lohngefüge und die Arbeitsbedingungen der einheimischen Kollegen in der Gastronomie ernsthaft abändern zu wollen.