In der neuen Heimat auch beruflich „angekommen“
Viele Menschen sind 2015 auf Grund des Bürgerkrieges in Syrien aus ihrem Heimatland geflohen. Darunter waren ganze Familien, Männer und Frauen, viele mit ihren kleinen Kindern. Auch Safenaz Ghozlan hat mit ihrem damals 7-jährigen Sohn ihre Heimat verlassen. Sie hatte in Syrien ein normales Leben geführt, dort ihr Abitur gemacht und danach in verschiedenen Branchen Berufserfahrungen gesammelt. Sie hat im Irak eine Ausbildung als Krankenschwester absolviert und in Dubai in einem Krankenhaus und auch fünf Jahre als Zahnarzthelferin in einer privaten Arztpraxis gearbeitet. 2008 kam ihr Sohn zur Welt, mit dem sie 2015 nach Deutschland kam. Der deutschen Sprache nicht mächtig, besuchte sie – wie viele andere Flüchtlinge damals – Integrations- und Deutschkurse, um in der neuen Wahlheimat schneller Fuß zu fassen. Seit dieser Zeit ist sie auch auf der Suche nach einer Beschäftigung gewesen und wurde seither vom Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd betreut.
In den gemeinsamen Gesprächen wurde abgeklärt, ob die im Irak absolvierte Berufsausbildung auch in Deutschland anerkannt werden kann. Da die Ausbildung zur Krankenschwester im Irak deutlich kürzer als in Deutschland absolviert wird, war eine Anerkennung nicht sinnvoll. Selbst auf Helfer-Ebene hätten sich zum damaligen Zeitpunkt keine Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnet.
Es galt also, neue Tätigkeitsfelder für Frau Ghozlan zu erschließen. Im Jahr 2019 absolvierte sie eine Fortbildung zur Betreuungskraft. In diesem Bereich besteht ein hoher Personalbedarf, und das Jobcenter förderte 2020 die Beschäftigung von Frau Ghozlan drei Monate im Rahmen einer Beschäftigung auf Probe. Zum Ende der Förderung bestand allerdings keine Möglichkeit der Weiterbeschäftigung im Betreuungsbereich für sie.
Zusammen mit der Integrationsfachkraft und der bewerberorientierten Vermittlung im Jobcenter suchte Safenaz Ghozlan weiter nach einer Beschäftigung. Sie nahm in den Jahren 2020, 2021 und 2022 an mehreren Maßnahmen der Aktivierung bei verschiedenen Bildungsträgern der Region teil, verschickte eine Menge von Bewerbungsunterlagen, arbeitete weiter an ihren Deutschkenntnissen und probierte sich auch praktisch in verschiedenen Bereichen aus – ohne nachhaltigen Erfolg.
Während der Aktivierungsmaßnahme „Frauenpower“ in der Zeit vom Juli bis Oktober dieses Jahres erhielt sie die Möglichkeit, sich erneut praktisch im Gesundheitsbereich in verschiedenen Arztpraxen auszuprobieren. Jetzt kamen ihr ihre Ausbildung und die frühere mehrjährige Tätigkeit im Gesundheitswesen ihres Heimatlandes sehr gelegen.
Während eines Praktikums in der Augenarztpraxis von Dr. med. Jörn von Eicken in Altentreptow konnte Frau Ghozlan mit ihrer Arbeit überzeugen und erhielt zum 17. Oktober einen Arbeitsvertrag als Arzthelferin über 30 Wochenstunden in seiner Praxis.
Das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd unterstützt die Frau über die Arbeitsaufnahme hinaus in den ersten beiden Monaten dieser Beschäftigung weiter mit Mobilitätshilfen und einem Einstiegsgeld, um die Aufnahme dieser sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit zu stabilisieren.
Safenaz Ghozlan ist nach sieben Jahren in ihrer neuen Heimat jetzt auch beruflich „angekommen“. Sie fühlt sich wohl in der neuen Tätigkeit und kann ihren Lebensunterhalt wieder weitgehend selber bestreiten.
Foto: Jobcenter