In Rechlin ist in dieser Woche eine Antonov „gelandet“

15. April 2023

Das beliebte Luftfahrttechnische Museum in Rechlin hat in dieser Woche Zuwachs bekommen – eine Antonov An-2. Sie wurde 1965 gebaut und stammt von der sowjetischen Fliegergarnison Großenhain. Mit über 18 Metern Spannweite ist die An-2 der größte Doppeldecker der Welt.

Insgesamt wurden von diesem Typ ca. 18.000 Exemplare gefertigt. Heute gibt es nur noch wenige fliegende Antonov An-2.

Das neue Ausstellungsstück wurde 1993 privat aufgekauft, nach Oberschleißheim/München geflogen und im Deutschen Museum seit dieser Zeit präsentiert. Nun hat die Leihgeberin diese Antonov An-2 an das Luftfahrttechnische Museum übergeben.

Mitarbeiter des Museums haben die Maschine drei Tage lang im Deutschen Museum München abgebaut und in dieser Woche nach Rechlin überführt. Eine ziemlich aufwändige Sache und dann noch die Angst, ob das große Flugzeug überhaupt durchs Hallentor passt. Sie passte, wenn auch ganz knapp.

Derzeit sind die Mitarbeiter dabei, die Maschine wieder zusammenzubauen, damit sie in Kürze den Besuchern präsentiert werden kann.

Das Luftfahrttechnische Museum Rechlin ist das derzeit größte privatrechtlich und im Ehrenamt geführte Museum Mecklenburg-Vorpommerns. Es wurde im August 1998 in einem historischen Gebäudeensemble der Erprobungsstelle Rechlin an authentischem Ort eröffnet und präsentiert in seinen Ausstellungshallen mit ca. 3.000 Quadratmetern und Freiflächen von ca. 18.000 Quadratmetern die Technikgeschichte des Ortes von 1917 bis in die späten 90-ziger Jahre. Im Museum im Süden der Müritz-Region, das in diesem Jahr den 25. Geburtstag feiert, werden die Luftfahrtgeschichte Rechlins vom Beginn der Fliegerei ab 1918 mit der „Flieger-Versuchs- und Lehranstalt am Müritzsee“ sowie die „Erprobungsstelle des RDLI“, ab 1934 der „Erprobungsstelle der Luftwaffe“, gezeigt.

Schwerpunkte sind die Geschichte der Luftfahrttechnik und die Erprobung durch die ehemalige Luftwaffe bis 1945. In weiteren Ausstellungen wird die Nachkriegsgeschichte des Geländes gezeigt, die Nutzung durch die NVA bis 1990 und die Rote Armee bis 1993 sowie die Geschichte der Schiffswerft Rechlin und des Ortes bis in die Gegenwart.

Bestand der Ort Rechlin 1916 noch aus einer Kirche, einem Gutshof und kleineren Bauerngehöften, begann bereits mit der Eröffnung der damaligen Fliegerischen Versuchs- und Lehranstalt am 29. August 1918 durch den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin eine spürbare Bautätigkeit.

Um 1940 arbeiteten in Rechlin bereits ca. 4000 Ingenieure, Beschäftigte und Testpiloten auf der Erprobungsstelle und lebten mit ihren Familien in neu geschaffenen Siedlungshäusern. Auf drei Flugplätzen und unzähligen Hallen sowie Laboren wurden hier in Rechlin richtungsweisende Entwicklungen der Luftfahrtgeschichte zur Serienreife gebracht, die heute noch Standards setzen.

Nach 1945 besetzten damalige sowjetische Fliegertruppen Rechlin und nutzten große Teile des Areals für ihre Zwecke. Rechlin erfuhr eine Teilung wie Berlin – eine Mauer mitten durch den Ort trennten 48 Jahre bis zum Abzug 1993 die 2500 deutschen Einwohner von ca. 4000 Piloten und Soldaten mit ihren Familien. Mauerreste und eine Informationstafel im Ort sind heute stumme Zeitzeugen der Vergangenheit. Das Museum gibt auch darüber Auskunft, wie das Leben auf beiden Seiten der Mauer damals vor sich ging.

Das Museum wird durch zwei Vereine getragen und von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt.


6 Antworten zu “In Rechlin ist in dieser Woche eine Antonov „gelandet“”

  1. Ein alter Sachse sagt:

    Aus dieser Maschine bin ich mehr als 100 mal mit dem Fallschirm RS4 gesprungen. Es war immer wieder ein Erlebnis. Eine der besten und zuverlässigsten Absetzmaschinen der Welt. Selbst die überschlauen Amis konnten da nicht mithalten. Es war eine schöne Zeit!

  2. Helga Schneider7575 sagt:

    Das Luftfahrmuseum ist mit Abstand immer wieder sehr interessant. Wir sind fast jedes Jahr in Drosedow im Urlaub. Genauso oft besuchen wir das Luftfahrmuseum. Es ist immer wieder bewundernswert, was es da zu sehen gibt und wie alles mit Liebe und Fleiß erhalten wird. Dafür ein ganz DICKES LOB.

  3. Heinrichs sagt:

    Vielen Dank für den tollen Artikel und die Wertschätzung für unser im Ehrenamt geführtes Museum.

  4. Simon Simson sagt:

    Nicht ganz richtig ist, dass nur noch wenige Exemplare im Einsatz wären. Es sind noch sehr viele weltweit. Für Deutschland mag das aber zutreffen. Die Maschine aus Kiew mit dem Spitznamen Kastendrachen ist übrigens genauso zuverlässig, wie ein solcher, nach wie vor. Jede Ära geht zu ende. Vielleicht verkehren zwischen Berlin und Barth oder Sylt und Föhr bald Wasserstoff verballernde oder elektrische Aeroplane oder, ganz ohne Verbrauch, Windantrieb + lange Schnur, große Kastendrachen, viel größer, als der, der hier in Waren über dem Volksbad hin und wieder zu sehen war.

  5. Ostseh sagt:

    Rechlin schafft das eben, was pütnitz durch die falschen leute leider verwehrt bleibt. Flugzeuge an einem flugzeugort in geschichtlichem kontext zu zeigen..

  6. Reiner Fröhlich sagt:

    Na dann wird es mal wieder Zeit für einen Besuch in Rechlin. Hoffentlich ist die Maschine im Mai schon zu besichtigen. Freue mich jetzt schon auf den Besuch und das anschließende Essen in Boek bei den Müritzfischern.