„Kleiner Gehender“ – Schlosskirche saniert und beeindruckende Bildhauerschau eröffnet 

12. September 2021

Nach zwei Jahren Pause hat die Mecklenburgische Seenplatte nun wieder eine hochkarätige Bildhauerausstellung. In der Schlosskirche Neustrelitz sind derzeit etwa 30 Bronzearbeiten sowie Grafiken des Bildhauers Fritz Wotruba (1907-1975) zu sehen. Sie heißen „Kleiner Gehender“ oder „Kleine stehende Figur“ . Wotruba wird zu den wichtigsten Künstlern Österreichs und des gesamten deutschsprachigen Raums gezählt.

Der Bildhauer ist im Gegensatz zu anderen Vertretern seiner Zunft bei der figürlichen Darstellung geblieben. Wer sich seine Werke länger anschaut, findet viele Gedanken und Assoziationen. Bei manchen Arbeiten kann man auch Charakterzüge von Bekannten entdecken. Wie gesagt, man muss sich Zeit nehmen – oder Gesprächspartner wie die Wiener Kunstexpertin Gabriele Stöger-Spevak treffen. Die Wienerin war zur Eröffnung in die Schlosskirche gekommen und überrascht, wie  Ausstellungsort und die Wotruba-Sammlung zueinander passen.

Der Bildhauer hatte schon 1931 vor der NS-Zeit großen Erfolg, emigrierte dann von 1938 bis 1945 in die Schweiz und wurde dann wieder nach Wien geholt, wo er fast 30 Jahre unterrichtete. Generationen von Bildhauern und Künstlern hat Wotruba geprägt und inspiriert.

Das Motto der Schau, die bis 3. Oktober zu sehen ist lautet „Menschenbild und Architektur“ und passt doppelt. So wurde die beeindruckende Schlosskirche inzwischen weitestgehend fertig saniert. Die einschiffige kreuzförmige Saalkirche gilt als Meisterwerk des einst großherzoglichen Baumeisters Friedrich Wilhelm Buttel. Über zwei Jahre wurden mit Hilfe des Landes etwa 750 000 Euro in Fassade, Innenraum und das Umfeld mit dem vorher weitgehend zugewucherten Schwanenteich investiert.

So strahlen die vier Evangelisten Lucas, Marcus, Matthäus und Johannes an der Eingangsfront wieder wie früher. Als Letztes wurde das über die Jahrzehnte zerstörte Bleiglas-Oberlicht im Altarraum rekonstruiert und eingebaut. Ein privater Spender sorgte dafür, dass die Berliner Glaskünstlerin Christiane Mergner das Bleiglas  anfertigen und hoch oben einbauen konnte. Die Schlosskirche hatte von 1945 bis 1978 eine eigene Kirchengemeinde. Später verfiel das Gotteshaus und fiel an den Staat DDR. 2001 übernahm die Stadt Neustrelitz die Schlosskirche.


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