Ein persönlicher Kommentar zum Tag der Deutschen Einheit

3. Oktober 2023

Tag der Deutschen Einheit. Er wird heute zum 33. Mal gefeiert. Aber noch nie, so mein ganz persönlicher Eindruck, gingen die Meinungen darüber, ob die Wiedervereinigung Fluch oder Segen war, so weit auseinander, wie heute. Das hat sicher Gründe. Und auch wenn ich erst 18 Jahre alt war, als die Mauer 1989 fiel, erlaube ich mir, an dieser Stelle meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema zu schreiben. Denn trotz einer schönen Kindheit in der DDR möchte ich sie nie, nie wieder haben. Damit sage ich nicht, dass heute alles toll ist, aber selbst wenn ich nicht unter der Diktatur von Honecker und Co. gelitten habe – ich kennen viele Menschen, denen die Sehnsucht nach Freiheit zum Verhängnis wurde.

Ja, ich habe in meiner Kindheit nicht gelitten unter dem DDR-Regime. Und ja, es gibt auch viele Dinge, an die ich mich sehr gerne erinnere und die vielleicht heute sogar fehlen. Aber die Deutsche Demokratische Republik hatte soviel mit Demokratie zu tun wie Coca-Cola mit gesunder Ernährung. Die Menschen wurden eingesperrt, Familien zerrissen, Regierungskritiker bespitzelt, gequält und sogar getötet.

All das gibt es heute nicht mehr. Wer heute sagt: Ich finde die Ampel-Regierung kacke, muss nicht befürchten, innerhalb der nächsten Stunden im Gefängnis zu landen. Wer heute als Journalist Kritik am Bürgermeister übt, ist seinen Job nicht los, sondern muss sich höchstens mit Kommentaren von Lesern oder eben dem Bürgermeister selbst auseinandersetzen. Und wer heute von Waren nach München oder Mallorca ziehen will, kann packen und den Lkw bestellen. Von gleich auf jetzt. Ohne Konsequenzen. 

Was wir aber momentan erleben, ist geradezu eine Glorifizierung der DDR. Die Museen, die DDR-Alltagsgegenstände zeigen, verzeichnen einen Besucheransturm wie nie zuvor, alte DDR-Filme erreichen Einschaltquoten, von denen Regisseure heute teilweise nur träumen können, und Simson, Trabi und Co. steigen von Monat zu Monat im Wert. Und: Immer mehr „Ossis“ geben zu, dass sie die DDR gerne wieder hätten. Warum? Vielleicht, weil man rückenblickend wirklich nur die schönen Dinge in Erinnerung behält. Die wohl behütete Kindheit, den Arbeitsplatz, der sicher war, die vermeintliche Solidarität untereinander. Vergessen werden Bespitzelung der Bürger, Inhaftierung von Kritikern, und Erschießung von jenen, die versucht haben, in den anderen Teil Deutschlands zu fliehen. Auch damals waren die Menschen gespalten – in jene, die 100prozentig zum ZK der SED standen und mit Begeisterung bei der NVA das Erschießen von Republikflüchtlingen lernten, und jene, die versucht haben, die DDR zu reformieren.

Heute sind wir wieder an einem Punkt, in dem die Gesellschaft gespalten scheint. Aus verschiedenen Gründen. Schon vor Corona gab es diese Tendenz, während der Pandemie ploppte sie richtig auf, der Krieg in der Ukraine tat sein Übriges. Gerade in den neuen Länder, also auf dem Gebiet der einstigen DDR, scheint der Frust besonders groß. So richtig erklären kann das aber niemand, auch nicht die vielen Institute, die Stimmung und Missstimmung bereits für viel Geld untersucht haben. Ich habe mir in den vergangenen Monaten sehr häufig die Frage gestellt, warum Menschen, aufgewachsen in der DDR und jetzt schon 33 Jahre Bürger der BRD, deutlich unzufriedener sind als im Westteil der Republik.

Wahrscheinlich, weil Alt-Kanzler Willy Brandt zu voreilig war, als er im November 1989 meinte „Es wächst zusammen, was zusammen gehört.“ Ja, es wächst. Aber sehr langsam. Auch nach 33 Jahren ist Deutschland nicht „eins“. Und es wird wahrscheinlich noch viele Jahre dauern, bis es wirklich so weit ist. Noch immer werden Menschen unterschiedlich bezahlt, obwohl sie die gleiche Arbeit  machen, noch immer gibt es hier und da mitleidige Blicke, wenn man beispielsweise in Hannover erzählt, dass man aus Mecklenburg-Vorpommern kommt.

Aber: Die gegenwärtige miese Stimmung in allen Gesellschaftsschichten und Teilen der Republik, die generelle Spaltung und die vielen Hassbotschaften im Netz müssten nicht sein, wenn ALLE Menschen endlich mal wieder lernen würden, MITEINANDER zu reden. Wie früher, zu DDR-Zeiten, als wir mit Rosenthaler Kadarka, Pfeffi und Juwel-Zigaretten am Lagerfeuer saßen, uns auch über politische Ansichten gestritten haben, aber uns am nächsten Tag noch in die Augen schauen konnten. Und das ist meine sehr gute Erinnerung an die Zeit vor 1989: Wir konnten reden, streiten, diskutieren, ohne uns zu beleidigen, zu hetzen und uns die Köpfe einzuschlagen. Dahin sollten wir wieder kommen – nicht zu einer Meinung, aber zu einer würdigen, friedvollen Diskussionskultur – ohne Hetze, Ausgrenzung und Beleidigungen.

Antje Rußbüldt-Gest

 


30 Antworten zu “Ein persönlicher Kommentar zum Tag der Deutschen Einheit”

  1. S.Schröder sagt:

    Hallo Antje,

    das hast du sehr schön geschrieben und es steckt sehr viel wahres dahinter.
    Leider ist aber die traurige Wahrheit, dass die heutige Politik, zusammen mit den Medien doch die sind, die freie Meinungen diffamieren und abstempeln!
    Das nach 33 Jahren im Bundestag noch von alten und neuen Bundesländern gesprochen wird. Von Ost und Westdeutschen! Es gab vor der Wende im Westen nie die Diskussion in der Politik über Nord- und Süddeutschland, obwohl der Süden immer „ viel besser“ da stand dank grosser Industrie. Noch heute ist ein Abi aus Schleswig-Holstein in Bayern nix wert! Kräht kein Hahn nach!
    Das aber das Volk die Politik aus ganz unterschiedlichen Gründen kritisiert und die neue Zeitenwende nicht einfach hinnimmt sollte in einem demokratischen Land möglich sein aber ehrlich genau das mag die „politische Elite „ nicht! Da wird inzwischen nicht mehr „ demokratisch“ mit umgegangen. Macht und Geld regiert mehr, als „ zum Wohle……

  2. Volker Engel sagt:

    spricht mir aus dem Herzen. Aber ich bin der festen Überzeugung das dieses Deutschland nicht mehr zurückkehren wird zur Wendezeit. Es gab mehr gut Dinge in der DDR wie Kindertagesstätten,Vollbeschäftigung soziale Sicherheit um nur einige zu nennen.
    Solange die regierenden nur Entscheidungen treffen,die Ihnen Stimmen bei der nächsten Wahl bringen und der Bundestag nicht den Querschnitt der deutschen Bevölkerung auch nur ansatzweise darstellt wird hier nichts Besser.

  3. Dietmar Haupt sagt:

    Liebe Antje, Ihre so liebevoll beschriebenen Lagerfeuerabende konnten sicher nur stattfinden, weil nie einer der allgegenwärtigen Spitzel dabei saß. Vielleicht haben die immer gerade das Erschießen von Flüchtenden geübt oder zumindest in einer Schulung gesessen, um den 100 Prozent ZK-Treue näher zu kommen.
    Anderenfalls hätte es wohl Verhaftung und Quälerei gegeben. Wirklich gruselig!
    Ich habe übrigens bei der NVA nicht gelernt, wie man Republikflüchtlinge (war diese schlimme Diktatur überhaupt eine Republik??) erschießt, sondern wie man es vermeidet.
    Hatten Sie denn in der langen Zeit seit Ihrem 18. Lebensjahr so wenig Gelegenheit, über Recht und Demokratie nachzulesen – oder zumindest über Geschichte?
    Für Ihre hoffentlich noch vielen Jahre ist Ihnen Glück und Gesundheit zu wünschen.

  4. Elise sagt:

    Schönen guten Morgen, guter Artikel… ich glaube, der Altkanzler hiess Helmut Kohl.

    Viele Grüsse von einer Pfälzerin, die von der Schweiz nach Klink gezogen ist und die keine 10 Pferde mehr hier weg bekommen.

  5. Manuela Obermeier sagt:

    ich finde den Text sehr sehr gut.
    ich bin von Bayern nach Thüringen gezogen,fühle mich sehr wohl,weil Menschen hier was besonderes sind .
    es gibt schon ein Miteinander während mich meine vermeintlichen Wessi-Freunde verließen,mit der Begründung,wie kann man da hinziehen .es wurde mir klar,wir sind noch nicht ganz eins
    aber ich fühle mich sehr wohl,aufgehoben und hilfsbereit und ehrlich

  6. Stefan sagt:

    Danke, für diesen sehr gelungenen Kommentar.

    Die sozialen Medien haben, meiner Meinung nach, in den vergangen Jahren zu einer enormen Verrohung der Umgangsformen geführt.
    Der Drang, unter jedes YouTube Video seiner Meinung Ausdruck zu verleihen und dies, ohne Konsequenzen, in jeglicher Form tun zu können, ist oftmals enorm.
    Hier kann man ungeniert 12jährige für ihren Gesang in einer Form beleidigen, wie sie nicht einmal Dieter Bohlen unterbieten könnte.
    Die Anonymität schafft Spielraum und Nährboden für das innere Monster.
    Der Algorithmus liebt die Konfrontation und nährt kontroverse Beiträge, da diese öfter angesehen und geteilt werden.
    Viel zu spät hat der Gesetzgeber reagiert und entsprechende juristische Rahmen geschaffen.
    Das Kind sitzt längst im Brunnen.
    Es hat schon Schwimmhäute und Kiemen.

    Dazu kommt das Geltungsbedürfnis und teils auch unternehmerische Genie, einiger Mitmenschen.
    Bis dahin oftmals belächelt, am Rand der Gesellschaft mit ihrer unpopulären Meinung und nun in der Lage sich neue Identitäten zu schaffen.
    Ein Abenteuer-Wunderland, in dem ein Lebenslauf so schnell geändert, angepasst und beschönigt wird, dass jeder Spionagefilm-Regisseur der 70er Jahre nur mit offenem Mund staunen würden. Vom Doktortitel bis hin zur eigenen Krönung als König von Deutschland – alles ist möglich.

    Und plötzlich sind Meinungen Fakten und nicht einfach nur mehr Meinungen.
    Ein Diskurs nicht möglich, denn das Verhältnis und die Grenzen verschwimmen.
    Zu behaupten etwas sei XY wird dem wissenschaftlich nachgewiesenen Fakt gleich gestellt.
    Es ist dabei egal, dass andere Menschen beruflich viel Zeit in die Wahrheit investieren, teils ihre Leben dieser Aufgabe widmen.
    Was nicht halbwegs plausibel hergeleitet werden kann, wird mit Verschwörungen und dunklen Machenschaften von „denen da oben“, „den Eliten“ und anderen Bezeichnungen für ein undefinierbares graues Monster, erklärt.
    Angst schafft Verbündete.
    Sie schafft aber auch Macht und nicht selten Reichtum.
    Die PayPal Adressen, um den selbstlosen Kampf der Aufklärer zu unterstützen, sind stets präsent.
    Die Gemeinschaft der Foren stützt die eigenen Meinung und gibt eine Art familiären Halt.
    Ein Teufelskreis.

    Es wird dauern, bis die Gesellschaft wieder zu ihrer inneren Balance zurück findet.
    Sicher genauso lang wie ein Volk braucht wieder zusammenzuwachsen.

  7. Huth sagt:

    Ich kann diesem Beitrag zustimmen. Er ist toll geschrieben und trifft den Nagel auf dem Kopf. Ich bin auch in der DDR aufgewachsen. Ich lebe seit 22 Jahren im Saarland weil es sich so ergeben hat.
    Ich habe hier fast nur gute Erfahrungen gemacht.

  8. Markus sagt:

    Es ist ein persönlicher Kommentar, eine Meinung, das eigene Empfinden der Autorin. Diese Worte zu widerlegen, ist sinnlos, wie der Vergleiche zu früheren Zeiten oder dem Krieg Russlands mit den dutzenden Kriegen der Amerikaner. Ratsam wäre lediglich gewesen, sich zur Meinungsbildung mit Kritikern der aktuellen Politik zu unterhalten. Aber auch heute kommen wieder nicht alle Meinungen zu Wort. Und wenn die Initiative Menschlich-Stark-Miteinander darum bittet, die Einladung zu einem Schenketag zu veröffentlichen, dann wird dies wie selbstverständlich nicht getan. Das muss diese Spaltung sein, von der viel berichtet wird, für die aber niemand verantwortlich sein will. 80% im Land sind mit der vorherrschenden Politik nicht einverstanden, haben sogar Angst vor der Zukunft. Wird dann eine Spitzenpolitikerin als wörtlich „kriegsgeile Sprachakrobatin“ bezeichnet, kostet das 1.500,- Euro. Eine gleichgeschaltete Presse verliert jeden journalistischen Kodex. Es werden 100.000 Meldestellen eingerichtet, wo jeder Informant auch Dinge anzeigen kann, die unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen. Das Gegenteil und die Unschuldigkeit muss dann selbst erwiesen werden. Gerichtspräsidenten werden von der Politik besetzt und gern zum Essen eingeladen, wenn Klagen zu befürchten sind. Die Wirtschaft wird nur noch mit Unsummen an Subventionen aufrecht erhalten. In Schulen, Universitäten, selbst in Kirchen verwirrt man die jungen Menschen mit Identitätssuche und Ideologien. Gestern ESP Unterricht (Einführung in die sozialistische Produktion), heute Genderwissenschaften. Ohne jegliches Schuldgefühl für 27 Millionen tote Russen im 2. Weltkrieg, zieht Deutschland heute wieder gegen das Land in den Krieg. Friedensinitiativen werden von höchster Stelle verächtlich gemacht. Die größte Oppositionspartei soll verboten werden, fordern heute Politiker, die beim NPD-Verbotsverfahren mit Nein gestimmt haben. Im Osten Deutschlands sind die Menschen sensibilisiert für die Freiheit und deren Einschränkungen, weil sie diese Erfahrung im Gegensatz zu den alten Bundesländern bereits gemacht haben. Alle politische Maßnahmen zielen auf die Einschränkung der persönlichen Freiheit ab, was wir essen, wie wir heizen, wie wir uns fortbewegen, wie wir was sagen dürfen…
    Der oben erwähnte Schenketag findet übrigens heute von 11:00-16:30 Uhr in der Unterwallstraße 21 in Waren (Müritz) statt. Die wöchentlichen Kundgebungen zu den angesprochenen Themen finden jeden Montag um 18:30 Uhr auf dem Neuen Markt in Waren (Müritz) statt.

    • Markus, es geht im Kommentar nicht um eine Analyse der aktuellen Politik in Deutschland und der Welt, sondern um die Deutsche Einheit und die zum Glück nicht mehr existierende DDR. Ich bin mir sicher, dass Du das, was Du in dem heutigen Land machen konntest, in der DDR nicht einmal ansatzweise hättest tun können. Du hättest weder Deiner Leidenschaft als Schiedsrichter bei internationalen Fußballspielen neben Deinem sicheren Job in der Kreisverwaltung nachgehen können. Noch hättest Du montags auf dem Markt zum Rundumschlag gegen die Regierung ausholen können, ohne dafür im Stasi-Knast zu landen. Du hättest nicht mal eben am wunderschönen Warener Hafen flanieren oder durch die Innenstadt bummeln können, denn dort gab’s nur zerfallene Häuser. Mal ganz abgesehen von den Urlaubsreisen mit der Familie, die nur ins sozialistische Ausland, wenn überhaupt, geführt hätten. Und wenn Du von „gleichgeschalteten Medien“ schreibst: Du hast die Wahl, das zu lesen, was Dir gefällt, für jede politische Meinung und Ansicht gibt es ausreichend Angebote. Früher hättest Du Dich mit den Verlautbarungen im Neuen Deutschland oder in der „Trommel“ begnügen müssen. Während den Journalisten zu DDR-Zeiten vorgeschrieben wurde, was sie veröffentlichen dürfen und was nicht, gibt es heute keine Politiker, die Journalisten Berichte in die Feder diktieren. Hat bei mir in über 30 Jahren Journalismus zumindest noch nie ein Politiker gemacht oder versucht. Recht hast Du, wenn Du schreibst, dass es sinnlos ist, Meinungen und vor allem persönliche Erfahrungen und Empfindungen widerlegen zu wollen. Genau ist doch das Problem. Beim Diskutieren geht es nicht ums Widerlegen von Meinungen, sondern darum, Meinungen auszutauschen und vielleicht auch mal die andere Meinung zu akzeptieren, selbst wenn man sie nicht teilt. Aber das scheint heute unmöglich.

  9. Petra sagt:

    Als Wessi,der seit fast 9 Jahren hier sehr glücklich lebt, stimme ich allen Vorrednern zu. Unser größtes Problem in dieser schwierigen Zeit ist, dass es zur Zeit keine wirklich fähigen Politiker bei uns und im Umfeld hat, die Entscheidungen treffen, die für alle Beteiligten akzeptabel und verständlich sind. Solange Laien und Protestler das sagen haben, driften wir zunehmend aus der Demokratie ab.

  10. Violetta sagt:

    …. vielleicht ist es die schon 33 Jahre immer wieder währende Missionierung von 8 Millionen Menschen, die genau dieses nicht mehr hören können. Davor hatte man es 40 Jahre versucht. Das Ende ist bekannt.
    Es darf auch heute nur gedacht und nicht gesagt werden, welcher Meinung man ist.
    Politiker und Staatsdiener aller Parteien haben diese Ehrlichkeit in Deutschland zu spüren bekommen. Ich glaube, erst wenn die Verlogenheit untereinander aufhört, auch die Gier und der Egoismus, dann können wir gemeinsame Lösungen finden.
    Aber, wann wird das jemals sein……..

  11. Raoul Bajorat sagt:

    Ich wsr dabei, als Willy Brandt diesen berühmten Satz in der rammelvollen Rostocker Marienkirche als Teil seiner Ansprache Ende ’89 ausgesprochen hat.

    Ich bin mir sicher, dass er damit nicht meinte, dass 33 Jahre später unser Bundesland von einer Koalition aus SPD und SED regiert wird.

    Willy Brandt würde im Grabe rotieren, wenn er von dieser Schande wüsste.

    Den Artikel von Frau Rußbüldt- Gest kann ich zu 95% teilen. Ich möchte dieses Verbrecherregime der Mauermörder auch nicht zurück haben.

    Aber kleiner Tip: Googeln sie mal „Meldeportal“. Da wird dann klar, dass (Meinungs)freiheit keine Naturkonstante ist, sondern permanent aktiv gegen die übergriffige Macht verteidigt werden muss, egal, wer gerade regiert.

  12. Möwe sagt:

    Ganz kurz gesagt , die ostdeutschen Bürger haben durch ihre geschichtlichen Erfahrungen ein sehr feines Gespür, dass sie wieder von den politischen Amtsträgern vorgeführt werden. ( Containerdörfer, Energiekrise , maroderes Schulsystem, Ukrainekrieg )

  13. ABC sagt:

    Der Kommentar ist schön zu lesen zum Feiertag. Auch ich möchte in die DDR nicht zurück. Doch wir hätten damals unseren eigenen Staat gründen sollen. Mit Unterstützung des Westens, evtl. spätere Wiedervereinigung. Ich meine nicht Beitritt sondern Wiedervereinigung. So wären wir gleichberechtigt. Dieses System empfindet man oft als „übergestülpt“. Rechte nach dem Gusto der Wessis (z.B. Garagenenteignung), Führungskräfte aus dem Westen, ungleiche Entlohnung und die häufige Diskriminierung des Ostens und seiner Menschen in den Medien. Wer ist eigentlich der Westbeauftragte der Bundesregierung?? Wer den Regierenden und den Mächtigen so weit in den Allerwertesten kriecht, dass nur noch die Füße herausschauen, der bekommt Ämter und Posten. Das geht bis zu manchem Altbundespräsidenten.
    Es ist kaum möglich, irgendwo zu sagen, dass im Osten etwas gut war. Eine Bekannte (im Ausland geboren) hat im Studium in Berlin gesagt, dass die Polikliniken in der DDR gut funktionierten. Und dass man dies in Gestalt von Ärztehäusern heute weiter anwendet. Es war ein SKANDAL! Das wollte man nicht hören. Die Sieger bestimmen was gut war.
    Ein Land, das so viele Möglichkeiten hat, aber so weit darunter bleibt, kann man gelegentlich auch kritisch sehen. Eine Politik die glaubt, Jahrzehnte am Willen der Bürger vorbeiregieren zu können. Keine Volksabstimmungen. (So kreiert man Klimakleber und AfD) Man könnte noch viel dazu schreiben.
    Viele Leute die sehr kritisch sind, haben lange versucht, auf ihrer Ebene etwas zu verändern. Das ganze System ist viel zu schwerfällig. Nur wenn die Banken gerettet werden müssen, das geht schnell. Man schaue sich an, wie entsetzlich lange es dauert, bis für Pflegekräfte etwas verbessert werden kann. Da weiß man eigentlich alles. Wer hat erfunden, dass auf den Arbeitsstellen oft so ein beschissenes Arbeitsklima herrscht?? Wer hat erfunden, dass man in diesem Land dokumentieren muss, bis man tot umfällt?? Apothekenengpässe, vergiftetes Getreide auf den Feldern (Glyphosat), eine Elektromobilität deren Umweltfolgen nicht absehbar sind, statt der Autoindustrie das Drei-Liter-Auto zu verordnen. Heraufgesetztes Renteneintrittsalter – mit dem Rollator zur Arbeit! Nur das Leben wird nicht länger. Ein marodes Streckennetz der Bahn bei überhöhten Preisen und unzuverlässigen Zügen. Bezahlbarer Wohnraum, Fehlanzeige. Wo man hinschaut, kommen diese Dinge zum Vorschein. Wer mit sehenden Augen geht, muss das zur Kenntnis nehmen. Wenn der Feiertag vorbei ist.

  14. Jürgen sagt:

    Liebe Antje
    In welcher Blase hast Du in Deinen ersten 18 Lebensjahre gelebt und hast nichts vom Leben in der DDR mitbekommen . Haben Dir diesen Schwachsinn Deine Eltern erzählt oder hast Du zu viel westliche Medien konsumiert !
    Ich habe 30 Jahre in der DDR gelebt und viele Bekannte und Freunde gehabt , keiner von diesen wurde eingesperrt, keine Familien zerrissen, keiner von diesen wurde bespitzelt, gequält oder sogar getötet !
    Viele Menschen in der DDR wurden nur zu der damaligen Zeit von den westlichen Medien verblendet und wollten sogar in das Schlaraffenland BRD , wo die Würste an den Bäumen hängen !
    Aber später haben Sie es gemerkt das es dies Land nicht gibt.
    In der DDR wurde uns beigebracht das der Kapitalismus -Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ist und nur die Arbeitskraft der Menschen zählt und nichts anderes ( der Mensch selbst zählt nicht ).
    Und wenn der Kapitalist zu wenig Profit hat geht er über den Weg der Kriege ! ( Erst gestern kam in den Medien das die deutsche Rüstungsindustrie in diesen Jahr ein Rekordgewinn macht und das sich Deutschland weiterhin an angebliche Friedenseinsätze in der Welt beteiligt und die Ukraine unterstützen will ).
    Das gleiche erleben heute tausende Ostdeutsche und merken das wohl viel Wahrheit in dem war , was wir damals lernten .
    Ich selbst habe dann 33 Jahre in den angeblichen Schlaraffenland gelebt und mir die Knochen im Betrieb kaputtgearbeitet.
    Als ich dann nach 30 Jahren Arbeit im gleichen Betrieb gesundheitliche Probleme bekam , merkte ich dann was der Mensch in diesen Land wert ist !
    Ich hoffe Sie werden noch glücklich in diesen Land und bleiben vor allen gesund !

    • Das hätte jetzt auch ein Kommentar von Karl-Eduard von Schnitzler sein können… Niemand wurde bespitzelt? Keine Familie zerrissen? Niemand eingesperrt? Da muss ich fragen, in welcher Blase Sie gelebt haben?

  15. Jürgen sagt:

    Ich habe in keiner Blase gelebt , aber ich sprach auch nur von diesen Leuten die ich kannte und es waren aber auch viele !

  16. Jürgen sagt:

    Gleichzeitig muss ich ihnen auch mitteilen das ich nicht in der SED war und habe sehr oft in der Öffentlichkeit meinen Unmut gegenüber dem damaliger Führung Honecker und Co. geteilt und bin auch nicht eingesperrt worden !
    Und in der Wendezeit war ich oft mit auf der Straße , aber wenn wir gewusst hätten was daraus wird , hätten wir es lieber sein lassen !

  17. ILONA sagt:

    JA genau die Darstellung ist es, die Ostdeutschen auf den Sender geht. Ich habe auch fast 40Jahre in der DDR gelebt, bin kostenlos zu Schule, Hort, Berufsausbildung und Studium gegangen. Bin mit einer günstigen Monatskarte zum Ausbildungsort gefahren, hätte auch ins Internat ziehen können. Ich habe mit meiner Familie eine gut bezahlbare Wohnung gehabt, die genauso sicher war wie mein Arbeitsplatz. Durch viele Zusammenkünfte, ob Versammlungen, Brigadefeste u.a.Dinge, man brauchte Kontakte und hat dadurch auch viel erfahren, hat man auch mal von Stasiaktivitäten gehört, von Einschränkungen und Bespitzelungen. Aber das war nicht die Regel und es ist beleidigend die DDR immer nur als ein Volk von Spitzeln hinzustellen. Als Westreisen möglich waren, kamen viele geblendet von den vollen Läden und Prachtstr. zurück. Von den Obdachlosen, die es auch da schon gab, wurde nicht berichtet, nur von der viel besseren Luxusversorgung. Die Grundversorgung war in der DDR da, aber nicht all die schönen Dinge, die es heute viel zu viel gibt und oft auf dem Müll landen.Wenn das heutige Deutschland endlich mal mehr Verantwortung für die wichtigen Dinge übernehmen würde, wie z.B. den Gesundheitsbereich, was übrigens auch kostenlos war einschließlich Medizin, könnte sich was bewegen. Wir brauchen nicht 100Pillen für eine Krankheit aber eine sichere Grundversorgung. Das ist nur ein Beispiel, es geht nur noch um Geld, nicht mehr um den Menschen und schon gar nicht wenn er alt, krank oder arm ist. Die Last der Bürokratie verzögert vom kleinsten Rentner bis zum Politiker schnelle Hilfe und Entscheidungen. Ganz davon abgesehen, daß viele ihre Rechte nicht kennen und den umständlichen Ablauf nicht bewältigen. Also hört einfach auf zu solchen Anlässen nur Negatives rauszupicken….

  18. Kai Seiferth sagt:

    Sehr geehrte Frau Rußbüldt-Gest,
    herzlichen Dank für Ihre sehr persönlichen Worte. Auch ich habe den heutigen Tag genutzt, um einmal einen persönlichen Rückblick zu machen. Seit 32 Jahren lebe ich jetzt hier und heute habe ich den Tag der Einheit in Gedanken gefeiert: ich lebe gerne hier, habe viele Freunde und Bekannte gefunden und konnte mich privat, beruflich und ehrenamtlich einbringen.

    Ganz besonders bin ich aber dankbar dafür, dass ich mit meinen Verwandten wieder zusammen in einem Land leben darf, nachdem wir 40 Jahre getrennt wurden.

    Mein Fazit: wir alle haben viel geschafft, aber ein gut Stück Weg liegt noch vor uns…

  19. Jan sagt:

    Danke für die warmen Worte. Auch ich habe nur 14 Jahre in der DDR verbracht und ja wir hatten eine andere Kindheit, die ich nicht missen will. Denn genau diese Kindheit hat aus mir gemacht was ich heute bin freundlich, solidarisch und hilfsbereit. Und ja auch ich habe erleben dürfen wie ein Schüler der parallel Klasse aus dem sozialen Umfeld entfernt wurde nur weil seine Eltern einen Ausreiseantrag gestellt haben. Manchmal denke ich aber das sich nicht viel geändert hat als nur der Name des Kindes (bezugsfertig die Systeme).

  20. H. sagt:

    @ Jürgen, wenn ich Deinen Kommentar lese, kommt mir der Kaffee hoch. Ich habe 36 Jahre DDR hinter mir. Meine Familie wurde bespitzelt, mein Vater wegen eines politischen Witzes und ähnlicher Missetaten von der Stasi zur Unterschrift gezwungen und zog dann doch einem Spitzeldasein die Flucht in den Westen vor. Drei meiner Freunde landeten mit 16 Jahren im Knast, weil sie 1968 mit primitiven Handzetteln gegen den Einmarsch in Prag protestierten. Ich fand meinen Weg in der DDR trotzdem, habe studiert und hatte leitende Funktionen. Ich versuchte, manches zu beschönigen oder richtige Schweinereien zu übersehen. Je mehr ich allerdings Einblick bekam, um so mehr begann ich, am real existierenden Sozialismus zu zweifeln. Da könnte ich einen Roman drüber schreiben.

    An den heutigen Zuständen kann man viel kritisieren: Die Bürokratie, die über dem Land liegt, wie Mehltau, die Genderei etc. Im Vergleich zur DDR geht es uns aber Gold. Allein, dass wir hier frei darüber schreiben können, ohne im Morgengrauen Besuch von den ernsten jungen Männern zu bekommen, ist keine Nebensächlichkeit.

  21. Simson sagt:

    Hallo H. ,

    Ich glaube keiner möchte die DDR wieder in der Form zurück, wie dieser Staat es war. Aber das Ideal, was viele mit der DDR verbanden, da war nicht alles schlecht, aber manches schlecht gemacht. Wie sieht es denn heute aus ? Ist der Kapitalismus in der heutigen Form das Allheilmittel? Ich denke nein. Der Kapitalismus in der heutigen Form hat überlebt, auch die freie Marktwirtschaft…. Aber keiner traut sich eine Alternative aufzuzeigen.
    Zu Ihrem persönlichen Leben möchte ich bemerken , dass es mehr als ungewöhnlich war, dass Sie studieren konnten, obwohl Ihr Vater geflüchtet ist …

  22. Jürgen sagt:

    Hallo H.
    Wenn alles in der DDR so überaus bespitzelt wurde und keiner seine Meinung sagen konnte !
    Wie kommt es dann das Ihr Vater in den Westen ging , drei Ihrer Freunde wegen Proteste in den Knast gingen und Sie dann noch in der bösen DDR studieren konnten und noch eine leitende Funktion ausüben könnten ?

  23. Eckhard Kloth sagt:

    Jeder von uns 17 Millionen DDR Bürgern hat sein Land auf seine Art, in seinem sozialen Umfeld, mit seinen politischen Überzeugungen und ethischen Grundsätzen erlebt. Dem letzten Satz des Beitrages von Frau Rußbüldt-Gest kann ich nur zustimmen, denn die würdevolle, respektvolle, friedvolle Diskussion hat es bedauerlicherweise vom ersten Tag der Einheit nicht gegeben. Es wurden alle Register zur Delegitimierung der DDR gezogen, verschont wurden gerade mal das Sandmännchen und das grüne Ampelmännchen. Wenn nun heute vorsichtig der Ruf danach erschallt, die Lebensleistung der DDR Bürger anzuerkennen, dann wird von mancher Seite schon wieder die volle Hetzkanonade abgefeuert. So wird das nichts mit der Einheit. Übrigens ist schon semantisch sehr verräterisch, wenn immer wieder gesagt wird: geboren in der ehemaligen DDR, gelernt in der ehemaligen DDR, sich gefreut in der ehemaligen DDR + sofort folgende Entschuldigung dafür usw. Geboren ist man in der DDR, denn die war zum Beispiel in bis 1990 noch nicht ehemalig. Zuletzt: an ihren Taten und Worten sollt ihr sie erkennen und gäbe es auch sehr, sehr viel zu besprechen im Hinblick auf die „Wohltaten“ unserer neuen Mitbürger aus dem Westen. Ich bleibe dennoch optimistisch und hoffe, dass die wirklich jungen Menschen von heute zu all diesem Mist sagen: ihr könnt uns mal, eure Streiterei und Besserwisserei nervt nur noch. Vielleicht ist dann in 50 Jahren zusammengewachsen, was zusammen gehört. Dann kann Willy Brandt endlich seine Ruhe im Grab finden und sich nicht mehr wie ein Brummkreisel darin drehen müssen.

  24. H. sagt:

    @Jürgen,

    vielleicht sollte ich ja das Beispiel für eine gelungene Bekehrung werden? Ist ja zeitweise auch geglückt. Oder einflussreiche Verwandte? Beziehungen? Denken Sie, was Sie wollen. Ich weiß jedenfalls, wie es war, und habe Leute kennengelernt, denen es wesentlich schlechter ergangen ist. Manchmal denke ich, es müsste einen Knall geben, und die DDR für ein paar Tage wiederauferstehen. Die meisten, auch Leute wie Sie, würden laut schreiend davonlaufen. Wenn sie könnten.
    An alle, die sich wundern, dass es auch im Westen üble Typen gibt: Wie weltfremd seid Ihr eigentlich? Es liegt in der Natur des Menschen, dass er sich gern über andere erhebt.

  25. Willy sagt:

    Eckhard Kloth# …verschont wurden gerade mal das Sandmännchen und das grüne Ampelmännchen.“

    Stimmt so nicht. Die Übernahme des Ost-Sandmännchens stand auf sehr schmalen Fußes. Erst die massiven Proteste von Kindern und Eltern verhinderten dies. Ich habe noch Videokassetten zu Hause wo nur der Sandmann drauf ist. Für den Fall er wird abgeschafft. Meine Tochter war zur Wende gerade mak 12 Jahre alt.

    Der Grüne Pfeil hat zwar überlebt, wird aber mit nicht nachvollziehbaren Begründungen sugsessive abgewickelt.
    Eine Begründungh die mir in Erinnerung ist, Verkehrsteielnhmer halten sich nicht an die Verkhrsregel!!!!!!!!!!!!
    Damit könnten alle Verkehrszeichen abgeschafft werden, nur komisch, dass für den Grünpfeil reicht.
    Schauen Sie sich mal um wieviele „Grünpfeile“ es in Ihrer Stadt noch gibt.

  26. Namenlos sagt:

    Fast 30 Jahre habe ich in der DDR gelebt. Habe eine eigene Meinung gehabt und auch zu dieser gestanden. Heute tue ich das immer noch.

    Dadurch habe in der DDR viele Nachteile erfahren und in dieser Republik mittlerweile auch.

    So viel besser ist es aus meiner Sicht nicht in dieser Republik, das sage ich aus eigener Erfahrung und mit tiefer Überzeugung.

    Trotzdem respektiere ich andere Meinungen und Ansichten und begrüße es, wenn man sich sachlich über verschiedene Aspekte und Ansichten austauschen kann, ohne Andere persönlich anzugreifen oder herabzuwürdigen.

    Anmerken möchte ich noch, dass die Herrschenden in diesem Land die Meinung des Volkes einen Deut interessiert. Die sind genauso weit vom Volk entfernt wie die herrschenden Genossen in der DDR.

    P.S.: Meinen Namen nenne ich nicht, weil ich sonst noch mehr Nachteile befürchte.

  27. Eckhard Kloth sagt:

    Willy# hat natürlich Recht: das Sandmännchen hatte es auch schwer am Anfang, fand zum Glück viel Unterstützung von seiten seiner Fans:-) Also, so recht viel blieb da nicht gerade übrig von dem ärmeren Teil Deutschlands. So ist das eben zwischen Siegern und Besiegten. Und auch die Geschchte schreiben dann die Sieger.