„Mädelsabend“ vorgetäuscht – Gehörnter Partner wegen Totschlagversuch vor Gericht

27. November 2021

Was macht ein Mann (oder eine Frau), wenn man plötzlich den Partner beim Frühstück mit dem „Seitensprung“ aus der Nacht in flagranti ertappt?  Vor dieser Frage stand ein 46-jähriger Mann aus einer Kleinstadt östlich von Neubrandenburg urplötzlich. Er hatte im April 2020 im Wohnzimmer geschlafen, war am Morgen weggefahren, hatte aber den Schlüssel vergessen und war deshalb nach kurzer Zeit wieder in die gemeinsame Wohnung zurückgekehrt – nun muss sich der Mann wegen versuchten Totschlags am Landgericht Neubrandenburg verantworten.
Es ist ein Fall wie aus dem Leben, oder aus einem Tatort-Drehbuch, wie eine Beobachterin sagte. Liebe, Eifersucht, Enttäuschung und blutige Wunden. Wenn die Notärzte nicht ganze Arbeit geleistet hätten, hätte es wohl auch einen Toten gegeben. Der Angeklagte hat jetzt seine Version erzählt.

So ist er seit acht Jahren mit der Frau zusammen. „Ein gutes Team“, sagte er. In seine Wohnung durfte die blonde Frau einziehen, die Miete habe er gezahlt, den Kühlschrank sie gefüllt. Eigentlich gab es keine Probleme, nur die Frau habe es nicht gemocht, wenn sein älterer Sohn zu Besuch kam.

Nun war an jenem Tag abgesprochen, dass die Frau wieder mal einen reinen „Mädelsabend“ mit „Manu“ macht. In Ordnung, er fuhr Freitagabend zu einem Kumpel, und zu einem zweiten Freund und sollte eigentlich im Gartenhaus schlafen, wie sonst wohl öfter. Aber im April war es sehr kalt. So fragte er per WhatApp bei ihr, wann der Mädelsabend endet, denn er wolle nun doch in der Wohnung schlafen.

Was er nicht wusste: Die Frau hatte via Internet Kontakt zu einem anderen Mann aus einer Stadt in Brandenburg aufgenommen, „Manu“ war also eine männliche Bekanntschaft, die wohl bleiben wollte. So ging es mehrfach per Nachricht hin und her, bis er schrieb, die Frau könne mit ihrem „Mädel“ im Schlafzimmer bleiben, er wolle nur im Wohnzimmer schlafen. So kam es.

Er wurde dann morgens gegen 7 Uhr unsanft von der Frau geweckt, er habe nicht gewusst warum. „Sie hat rumgeschrien“. Um Streit aus dem Weg zu gehen, wollte er in die Werkstatt und arbeiten, zog sich an und fuhr los. Holte sich an der Tanke noch einen Kaffee. Nach einiger Zeit merkte er, dass er ein wichtiges Schlüsselbund vergessen hat und fährt zurück. Da roch es in der Küche nach frischen Brötchen, und „Manu“ war ein stattlicher Mann. Die Partnerin habe so komisch gegrinst.

„Ich wollte, dass der aus meiner Wohnung verschwindet“, sagte der Angeklagte zu dem was dann kam. Als der Besucher aufstand, habe er sich bedroht gefühlt. Der deutlich größere Besucher habe zugeschlagen. Er sei dann aufgeregt in die Küche gegangen, habe „irgendetwas“ gegriffen und  in die Richtung des Anderen gefuchtelt.

Ob er ihn getroffen hat, wisse er nicht. Er habe ein schwarzes, kleines Kartoffelschälmesser mit gerader Schneide gehabt. „Ich hätte auch einen Löffel gegriffen, es war mir eigentlich  egal“, sagte der 46-Jährige. Der „Seitensprung“ sei dann weggelaufen.

Das hörte sich in der Anklage aber anders an: Der Geschädigte erlitt vier Stichwunden an Bauch und Rücken, wobei die Leber und der Dünndarm geschädigt wurde. Im Hausflur habe der Mann gemerkt, dass er viel Blut verlor und einen Nachbarn in einem anderen Aufgang um Hilfe gebeten. Das klappte zum Glück.

Von den Verletzungen will der wütende Angeklagte nichts mitbekommen haben. Laut Anklage hat er dann die Frau misshandelt und hinausgeworfen. Sie erlitt wohl Prellungen. Der Angeklagte flüchtete damals mit einem Auto, stellte sich aber später selbst der Polizei. Ob das Gericht seiner Version glaubt, wird sich an den nächsten Verhandlungstagen erweisen. Dann kommen die Ex-Lebensgefährtin und der Geschädigte zu Wort.

Ob er denn versucht habe, mit seiner Bekannten noch einmal zu reden?, will die Richterin wissen. Der Angeklagte verneint. Doch auf seinem Handy wurde eine Nachricht gefunden, die er zwei Tage später an die Frau gesandt hatte, Da sprach er davon, dass sie eigentlich „ein gutes Team sind“ und er sie deswegen ausgewählt habe.

Vor allem an ihrer Nachricht in der damaligen Nacht: „Manu pennt hier“ und dem „Smiley“ habe er sich getäuscht gefühlt. Und überhaupt, als er morgens zur Werkstatt gefahren war, hätten die Anderen die Situation ja auflösen können und wenn der andere Mann da verschwunden gewesen wäre, wäre auch gar nichts passiert, sagte der Angeklagte.

Der Prozess wird Anfang Dezember fortgesetzt.

Foto: Felix Gadewolz


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