MV: Psyche treibt Krankenstand Älterer nach oben

16. Dezember 2023

Jede dritte Erwerbsperson aus Mecklenburg-Vorpommern (36,4 Prozent) war im Jahr 2021 von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das geht aus dem aktuellen Barmer Gesundheitsreport hervor. Hochgerechnet auf die Zahl der Erwerbspersonen im Land entspricht das mehr als 273.000 betroffenen Beschäftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren. Bei 65.000 Erwerbspersonen (8,6 Prozent) zog die seelische Erkrankung auch eine Arbeitsunfähigkeit nach sich. Dabei dauerte eine Krankschreibung im Schnitt 43 Tage.

„Psychische Gesundheit ist ein wichtiger Faktor für ein zufriedenes Leben. Sowohl im Privaten als auch in der Berufswelt. Deshalb spielt sie nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Gesellschaft eine große Rolle“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Die Analyse zeige, dass das Risiko, psychisch zu erkranken, mit dem Alter zunehme. So habe es bei Erwerbspersonen im Alter von 50 bis 64 Jahren bei 41,7 Prozent Hinweise auf eine seelische Erkrankung gegeben. Die Betroffenheit aller Altersgruppen liege bei 36,4 Prozent. Spitzenreiter seien weibliche Beschäftigte im Alter von 60 bis 64 Jahren: Hier leide mindestens jede Zweite (51 Prozent) an einer psychischen Krankheit. „Oft leisten gerade ältere Beschäftigte durch ihre Erfahrung und ihr Wissen einen wertvollen Beitrag zum Erfolg eines Unternehmens. Damit Mitarbeitende bis ins höhere Alter gesund und motiviert bleiben, sind gesundheitsfördernde Strukturen in jedem Betrieb unerlässlich“, so Kutzbach.

Depressionen, chronische Schmerzen und Suchterkrankungen als Ursache

Laut Analyse im Gesundheitsreport sind Depressionen der häufigste Grund für eine Krankschreibung mit psychischer Diagnose. So wurde bei fast 13 Prozent der Erwerbspersonen aus Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2021 eine Depression erstmalig diagnostiziert oder eine wiederkehrende Depression festgestellt. Auch hier sind vor allem ältere Beschäftigte betroffen. „Mit Krankheiten oder Todesfällen kommen viele Menschen vor allem in der zweiten Lebenshälfte in Berührung, was ein Grund dafür sein könnte, dass Depressionen dann häufiger vorkommen. Außerdem wird die berufliche Belastung im Alter oftmals stärker wahrgenommen“, so der Barmer-Landeschef.
Auch Schmerz- und Belastungsstörungen treten im Nordosten häufig auf. Hiervon seien jeweils 10,6 Prozent der Beschäftigten betroffen. Deutlich öfter als in anderen Regionen gebe es in Mecklenburg-Vorpommern Suchterkrankungen. Vor allem bei Männern zeige sich vielfach ein problematischer Alkoholkonsum. So sei bei 2,8 Prozent der männlichen Beschäftigten im Nordosten eine Alkoholsucht diagnostiziert – und damit viermal häufiger als bei den weibliche Beschäftigten. Unter den Männern im Alter von 60 bis 64 Jahren litten sogar 5,7 Prozent unter einer Alkoholabhängigkeit. Die Betroffenheit liege in dieser Altersgruppe damit um siebenmal höher als bei den gleichaltrigen Frauen.

Psychische Gesundheit mehr in den Fokus rücken 

„Psychische Erkrankungen sind grundsätzlich sehr individuell, können verschiedenste Ursachen haben und hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab“, sagt Kutzbach. Dennoch lieferten Analysen wie im Gesundheitsreport wichtige Impulse. „Wenn beispielsweise ältere Beschäftigte vermehrt an Depressionen oder Alkoholsucht leiden, dann ist es sinnvoll, Gesundheitsangebote spezifisch an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auszurichten“, so der Landeschef. Insgesamt müsste psychische Gesundheit gesamtgesellschaftlich mehr in den Fokus rücken. Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels könne es nur Anliegen aller sein, die psychische Gesundheit in der Arbeitswelt zu stärken.


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