Neue Wolfsvorkommen in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt

4. September 2020

Durch das Wolfsmonitoring wurden aktuell in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 11 Wolfsrudel nachgewiesen. Dies ist eine deutliche Steigerung der Wolfpopulation gegenüber dem Vorjahr in dem man 8 Rudel nachweisen konnte.  Die Nachweise konnten auch dank der intensiven Unterstützung des Wolfsmonitorings durch Wolfsbetreuer, Jäger und Landwirte erbracht werden. Neben bereits bekannten Wolfsvorkommen in den Regionen Jasnitz, Grabow, Kaarzer Holz, Retzow-Jännersdorfer Heide, Nossentiner Heide, Müritz-Nationalpark, Löcknitz und Torgelow sind neue Rudel in den Regionen Laasch, Billenhagen und Eichhorst bestätigt worden. Somit ist insgesamt aktuell von 11 Wolfsrudeln in Mecklenburg-Vorpommern auszugehen, wobei das Rudel in der Retzow-Jännersdorfer Heide grenzübergreifend zu Brandenburg lebt.

Das bekannte Wolfspaar in der Region Lübtheen konnte erneut bestätigt werden. Für das langjährig bekannte Wolfsvorkommen in der Ueckermünder Heide muss der Status gegenwärtig als unklar beschrieben werden, hier erfolgte letztmalig im Jahre 2019 der Nachweis einer Wölfin.

Daneben gibt es in Mecklenburg-Vorpommern mehrere Regionen, aus denen es Hinweise zu Wolfsvorkommen gibt und die weiter intensiv durch das Monitoring betreut werden, um die notwendigen gesicherten Nachweise zu erhalten. Ob es sich in diesen Fällen um territoriale Einzelwölfe oder ggf. Wolfspaare handelt, soll durch das weitere kontinuierliche Monitoring geklärt werden.

In den bestätigten Rudeln konnten zudem insgesamt 21 Welpen nachgewiesen werden. Die im Mai dieses Jahres geborenen Wolfswelpen sind nun so mobil, dass sie mit den Elterntieren auf Nahrungssuche sind und so durch das Wolfsmonitoring gut dokumentiert werden können.

Im neu nachgewiesenen Rudel in Billenhagen konnten beispielsweise 7 Welpen bestätigt werden, im Rudel im Müritz Nationalpark wurden 3 Welpen gefilmt.

Auch Zahl der Rissvorfälle steigt

Neben einer deutlich gestiegenen Anzahl an Wolfsvorkommen ist auch die Anzahl der Rissvorfälle, bei denen ein Wolf als Verursacher festgestellt oder nicht ausgeschlossen werden kann, erheblich gestiegen. Mit Stand zum 1, September haben sich bisher insgesamt 56 Rissvorfälle ereignet, bei denen 202 Nutztiere getötet und 59 verletzt wurden. Überwiegend wurden Schafe gerissen, in einigen Fällen waren auch Damwild oder Kälber betroffen.

Anlässlich der Eröffnung des Erlebnisfades Wolf im Müritz-Nationalpark äußerte sich Agrar -und Umweltminister Till Backhaus zu den neuen Zahlen: „Aufgrund der zahlreichen Sichtungen und Rissvorfälle lag die Vermutung nahe, dass sich der Wolfsbestand in Mecklenburg-Vorpommern in der vorhergesagten Art und Weise entwickelt. Der Zuwachs der Population wird mit 30 Prozent pro Jahr angenommen, und daher haben wir nun den Wolf nahezu flächendeckend im Land vertreten. Deswegen muss der Bund nun reagieren und den günstigen Erhaltungszustand für die Art feststellen. Das ist nötig, damit wir die entsprechenden Schritte einleiten können, um den Bestand zu managen. Sonst geht uns das Verständnis der Menschen verloren, die immer wieder auch die negativen Auswirkungen der Rückkehr des Wolfes zu spüren bekommen. Ich rede hier natürlich auch von den Schafzüchtern, für die jeder Wolfsriss auch zum psychologischen Problem wird. Artenschutz, Tierschutz und soziale Verantwortung müssen in Deckung gebracht werden,“ so Minister Backhaus.

Die vom Land beglichene Schadenssumme nach Rissvorfällen beläuft sich seit 2007 bis Mitte August 2020 auf rund 120.000 Euro als Kompensationsleistung an Nutztierhalter.

Präventions- und Akzeptanzmaßnahmen wurden seit 2013 mit rund einer Million Euro gefördert.

Meldung von Sichtungen und Beratung der Tierhalter

Nicht in allen Rissvorfällen liegen die abschließenden Ergebnisse der Genetikuntersuchungen bereits vor. Hinzuweisen ist auch auf Fälle, bei denen tot aufgefundene und von verschiedenen Wildtieren befressene Kälber begutachtet worden sind. Derartige Fälle können nicht ohne Weiteres als Rissvorfälle angesprochen werden, da sich die tatsächlichen Todesursachen als vielfältig darstellen.

In diesem Jahr sind vor allem in den Landkreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald eine Vielzahl an Rissvorfällen zu verzeichnen. In den Monaten Juli und August ereigneten sich unter anderem im Bereich zwischen Anklam und Neubrandenburg, aber auch südlich von Sternberg und auf dem Darß Rissvorfälle.

Um weitere Vorfälle zu minimieren oder zu vermeiden, ist es insbesondere bei Schaf- oder Ziegenhaltungen sehr wichtig, dass mindestens der Grundschutz eingehalten wird oder aber über den Grundschutz hinausgehende empfohlene Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden, welche auch gefördert werden können. Präventionsmaßnahmen reduzieren das Risiko eines Übergriffs deutlich. Um den Mindestanforderungen eines Grundschutzes zu entsprechen, müssen die Zäune allseitig geschlossen sein. Die Mindesthöhe beträgt für stromführende Zäune 90 Zentimeter und für Festzäune 120 Zentimeter. Weiterhin ist es wichtig, dass der Abstand zum Boden sowie auch der Abstand zwischen Einzelelementen (wie z.B. den stromführenden Litzen) weniger als 20 Zentimeter beträgt.

Insbesondere sobald sich in einer Region mehrere Rissvorfälle ereignen, werden Nutztierhalter intensiv beraten, um weiteren Rissen entgegenzuwirken.

Sichtungen oder andere Hinweise im Zusammenhang mit Wölfen können unter der Nummer 0170-7658887 oder auch über die Online-Eingabe unter dem Schlagwort „Monitoring“ auf der Internetseite www.wolf-mv.de gemeldet werden und stellen für das Wolfsmanagement einen wichtigen Baustein dar, um das Vorkommen und das Verhalten der Wölfe einschätzen und in geeigneter Weise reagieren zu können. Die genannte Nummer fungiert auch als Schadens-Hotline zu Meldung von aufgetretenen oder vermuteten Rissvorfällen.

Eine Beratung der Tierhalter zu den Präventionsmaßnahmen von Weidetieren und einer damit verbundenen möglichen Förderung ist im Rahmen eines Vor-Ort-Termins kostenlos möglich und wird seitens des Landes unbedingt empfohlen. Unter folgenden Telefonnummern können Beratungen vereinbart werden: 03847-43500 oder 0171-7270624.


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