Ostsee (fast) allein zu Haus‘ – Ausflugstipp für Einheimische

26. April 2020

Wer mal die Ostsee fast für sich allein haben möchte, der hat derzeit auf der Halbinsel Fischland-Darß Möglichkeiten, wie wohl kaum wieder. Und kann dabei gleich seine Geschichtskenntnisse auffrischen, denn dort im Künstlerort Ahrenshoop verläuft – sehr unauffällig – die historische Grenze zwischen den früheren Herzogtümern Mecklenburg und Pommern. Doch der Reihe nach.

So gibt es von Graal-Müritz über Wustrow, Ahrenshoop, Born bis Prerow und Zingst im Augenblick fast menschenleere kilometerlange Sandstrände und Radwege, so dass die wenigen Einwohner und Tagesgäste alles für sich nutzen können. Dabei haben einige Eisdielen, ein Radverleiher und auch Bäckereien auf, selbst die kulturelle Institution in Ahrenshoop – die Bunte Stube, ein Bücher-, Kunst- und Kulturladen, – ist wieder empfangsbereit.

„Wir genießen es, dass es keine Staus auf Straßen und Radwegen gibt“, erzählt ein Bewohner in Ahrenshoop „Wir sind Mueritzer“. Ganz entspannt hat der Mann vorher einen „Schwatz“ im Bäckerladen gehalten, die Betreiberin bietet Kuchen und Brötchen für Laufkunden, aber sie möchte ihr Café auch so schnell wie möglich öffnen. Ab und zu kommen auch Patienten einer Reha-Klinik auf der Suche nach Abwechslung vorbei.

Selbst im einzigen Lebensmarkt ist kein Aufpasser nötig, da es so wenige Besucher gibt, dass niemand eine Einkaufswagenpflicht oder sonstige Einschränkungen kontrollieren muss.

Mitten im Künstlerort liegt der Grenzweg am Strandübergang 14. Hier trennte einst ein Fliessgewässer Mecklenburg im Süden von Pommern im Norden. Über den Fluss sollen auch Schiffe aus dem Bodden heraus in die Ostsee geschippert sein, die auf uralten Karten noch „die wilde See“ heißt. Inzwischen ist der riesige Saaler Bodden eingedeicht, ein Teil des Feuchtgebietes musste den „Grenzweg“ weichen, in dem groessere Häuser ihren Platz gefunden haben, darunter einer der ältesten Fischereibetriebe der Region.

Diese alte Grenze trennt auch das Fischland im kleinen Ortsteil Althagen (Mecklenburg) vom groesseren Ahrenshoop auf dem Darß (Pommern), das dem gesamten Ort den Namen gab.

Ahrenshoop gilt als eine der bekanntesten Künstlerkolonien in Deutschland. Das kann man auch auf den Friedhof beobachten, der am Schifferberg liegt. Hier sind etliche Künstler, darunter auch Schriftsteller und eine Opernsängerin begraben. „Wer oben am Berg ein Grab hat, will, dass die Begrabenen und die Besucher auch nach dem Tod noch die Ostsee sehen können, erzählt der Einheimische. Zu den besonderen Gräbern mit Bücherstapel als Grabstein gehört auch das von Autor Wolfgang Schreyer, der in der DDR mit Kriminalroman sehr bekannt wurde. Er war unter Ahrenshoop er aber nicht so beliebt, heißt es. Schreyer habe niemanden gegrüßt und sich eher zurückgezogen, was die rund 600 Ahrenshooper ihm übelnahmen. Ostsee (fast) allein zu Haus…


2 Antworten zu “Ostsee (fast) allein zu Haus‘ – Ausflugstipp für Einheimische”

  1. Brigitte sagt:

    Kleiner Tipp von mir: bei Anreise unbedingt links abbiegen nach Neuhaus, dort gibt es am Wochenende das leckerste Eis in der Gegend.
    Empfehlenswert ist es auch, die Orte Born und Wiek an der Boddenseite zu besuchen, wunderschön dort und noch einen Tick ruhiger. Auch im Sommer, wenn dann eventuell wieder der Bär steppt ( was ich nicht glaube, aber hoffe ) in den Ostseebädern, sind die Orte rund um den Bodden eine Reise wert. Sie sind dank verschiedenster Initiativen der Einheimischen noch sehr ursprünglich und unglaublich erholsam.
    Gute Fahrt allen und helft, damit die kleinen Bäcker und Imbisse überleben.

  2. Wolfgang Wege sagt:

    Ich habe in Prerow ein Hotelzimmer vom 14.bis17.Mai gebucht. Danke für die Ausflugstips.