Schweigen im Varchentiner Walde – Wie geht’s weiter mit dem Tudor-Schloss?

21. September 2018

Vor fast zwei Wochen hat „Wir sind Müritzer“ exklusiv berichtet, dass der Verein, der das Schloss in Varchentin retten wollte, still und heimlich die Segel gestrichen hat. Lediglich der Schriftzug „Der Traum ist aus“ auf der Internetseite des Vereins ließ erahnen, dass auch dieser Versuch, das imposante Herrenhaus zu erhalten, gescheitert ist.
Die Vereinschefin Kornelia Kaschke-Kisaarslan bestätigte dann auch auf der Facebook-Seite das Ende des Engagements. Doch viele Fragen blieben unbeantwortet. Und sie wurden immer noch nicht beantwortet. Im Dorf regt sich deshalb inzwischen Unmut, denn viele Einheimische haben kräftig mit angepackt, Freizeit und auch Geld investiert – vom Verein hören sie aber nichts mehr. Und auch nicht davon, wo die Spenden geblieben sind.

„Die können uns doch nicht mit diesem Facebook-Eintrag abspeisen“,  meint eine Einwohnerin, die so sehr gehofft hat, dass es dieses Mal mit der Rettung des Schlosses klappt und dafür unzählige Stunden schuftete. „Frau Kaschke-Kisaarslan konnte wirklich alle gut motivieren. Wir waren zwar am Anfang skeptisch, weil das Haus ja sehr zerfallen ist, aber wir haben ihr und ihren Plänen geglaubt und dachten, dass sie da ja sicher nicht so blauäugig an die Sache herangeht“, berichtet die Frau. Sie sei daher nicht nur traurig, weil es jetzt kaum noch Chancen für das Schloss gebe, sondern auch menschlich zutiefst enttäuscht.

Auch Bürgermeisterin Jana Düring, die sich selbst seit vielen Jahren für den Erhalt des Tudor-Baus einsetzt, hat nichts mehr vom Verein und ihren Chefs gehört. Und sie weiß, dass viele Einwohner ihrer Gemeinde sehr betrübt sind. Gemeinsam mit anderen Mitstreitern versucht sie nun, Licht ins Dunkle zu bringen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Das fängt schon bei der Frage an: Wem gehört das Schloss Varchentin eigentlich? Wie es aussieht, hat der Verein um Kornelia Kaschke-Kisaarslan das Schloss nie „richtig“ gekauft. Vielmehr hatte er nach Recherchen von „Wir sind Müritzer“ zwei Jahre Zeit, den Kaufpreis – er soll bei rund 800 000 Euro gelegen haben – zu überweisen. Passiert das nicht, könne der Vertrag rückabgewickelt werden. Und genau diese Karte hat Kornelia Kaschke-Kisaarslan wohl auch gezogen.

Aber: Die Initiatorin aus Berlin, die nach eigenen Angaben gemeinsam mit ihrem Mann in der Türkei eine Avacado-Plantage betreibt – hat seit Sommer 2016 ordentlich Spenden eingeworben: Bei öffentlichen Veranstaltungen auf dem Schloss-Areal genauso wie im Internet. Unter anderem gab es ein Benefizkonzert mit dem Bundespolizeiorchester sowie Feste im Park.

Eine Frage von „Wir sind Müritzer“, wieviele Spenden im Laufe der zwei Jahre eingenommen wurden und wo das Geld geblieben ist, beantworte Kornelia Kaschke-Kisaarslan bis heute nicht. Vor zwei Jahren zeigte sie sich nicht so zugeknöpft, kein Medium war ihr zu groß, um ihre Schloss-Pläne zu präsentieren. Jetzt allerdings Schweigen im Varchentiner Walde.

„Ich weiß, dass beim Tag der offenen Tür auch ganz, ganz viel gespendet und eigenommen wurde. Es muss da doch eine Auflistung geben“, meint die Einwohnerin, die in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach versucht hat die Vereinschefin ans Telefon zu bekommen. „Komisch, als Frau Kaschke-Kısaarsla uns und beispielsweise auch die Feuerwehrleute brauchte, konnten wir sie rund um die Uhr anrufen. Jetzt gibt es sie plötzlich nicht mehr“

Aber zurück zum Schloss. Das hat die Aurelia Gruppe mit ihrem Geschäftsführer Achim Oldenburg 2006 gekauft und damals hochtrabende Pläne verkündet. Hotel, Wellness, und, und, und. Passiert ist aber nichts. Aurelia betreibt übrigens auf der Insel Usedom ein Hotel.

Doch Oldenburg scheint nicht alleiniger Eigentümer, sondern auch die Dr. Hars real estate GmbH aus Hamburg. Beide haben eine Anfrage von „Wir sind Müritzer“, wie es jetzt mit dem Schloss weiter geht, nicht beantwortet. Beide haben es aber auch jahrelang weiter verfallen lassen, so dass in Varchentin niemand daran glaubt, dass sich auf dem großen Grundstück mit dem bekannten Lenné-Park künftig etwas tut. Nicht heute und auch nicht morgen.

Experten, die sich für den Erhalt von Schlössern und Gutsanlagen und Deutschland einsetzen, glauben, dass Schloss Varchentin zum Spekulationsobjekt geworden ist. Und das sei auch deshalb besonders traurig, weil es seit einigen Jahren ernsthafte Privat-Interessenten für diese einmalige Anlage gibt. Interessenten, die das Geld, das Know How und die Ausdauer haben.

Und hier geht’s zu unserem ersten Artikel über das gescheiterte Projekt Schloss Varchentin:

https://www.wir-sind-mueritzer.de/allgemein/wieder-kein-happy-end-im-maerchen-um-das-schloss-varchentin/


Eine Antwort zu “Schweigen im Varchentiner Walde – Wie geht’s weiter mit dem Tudor-Schloss?”

  1. Jan sagt:

    Ich finde den Artikel zu einseitig und mit vorgefertigter Meinung. Immerhin kam das Dorf mal aus seiner „Depression“ und es wurde angepackt. Kleinvieh macht auch mist und den hat die Frau K. auf jedenfall aufgewirbelt und gesäubert. Und den letzten Absatz über die privat Interessenten ist doch witzlos, wenns wirklich welche gab/gibt wieso ist es dann soweit gekommen/ wirde keiner gefunden (siwhe facebook poat von dem Verein)? Wenn ihr mwhr wiat gebt diese Infos bitte an diw Bürgermeisterin weiter. Schlechtreden geht schnell jedoch selber probieren, wagen, anpacken tut kaum jemand. Sie hat meinen respekt, dass sie den Mut hatte dieses Unterfangen anzugehen auch mit der Möglichkeit zu scheitern. Die Auflistung der Spendengelder und deren Ausgabe wäre jedoch wirklich interessant, jedoch würde ich die auch von anderen Vereinen etc. gerne lesen.