Seenplatte und Müritz-Region 2021 mit weniger Wolfsattacken als die „Nachbarn“ 

25. November 2021

Die Schäfer und Weidetierhalter an der Mecklenburgischen Seenplatte sind beim Wolfsschutz entweder besser gerüstet oder haben 2021 einfach mehr Glück gehabt, weil es Gebiete zwischen Elbe und Oder mit deutlich mehr Raubtier-Rudeln gibt. Das geht aus einer Aufstellung über Wolfsrisse des zuständigen Landesamtes hervor, die „Wir sind Müritzer“ vorliegt.
Dort haben die Wolfsfachleute für das laufende Jahr 46 „Rissvorfälle“ aufgeschrieben, davon allein 14 im Landkreis Vorpommern-Greifswald, 12 im Nachbarkreis Ludwigslust-Parchim und 5 im Großkreis Mecklenburgische Seenplatte sowie in Nordwestmecklenburg. Aber nur zwei im Landkreis Rostock. Landesweit wurden 188 getötete und oft schwer verletzte Schafe, Rinder und andere Nutztiere gezählt. Viel Leid, was die Tierhalter mitmachen mussten.

Das sind fast soviel gerissenen Tiere wie im ganzen Jahr 2019, als der bisher zweithöchste Stand in MV erreicht worden war. Nur 2020 gab es noch deutlich mehr solcher „Rissvorfälle“, die in den meisten Fällen den Raubtieren zugeordnet werden konnten. Auffällig ist dabei, dass an der Seenplatte in zwei Fällen gar kein Schutzzaun da war, in drei Fällen aber „Zaun gemäß guter fachlicher Praxis“ notiert wurde. Im Mai gab es zwei Fälle innerhalb von vier Tagen, bei denen Wolf GW 2105m insgesamt sechs Nutztiere angefallen hat. Über Konsequenzen dazu ist noch nichts bekannt.

Im Nachbarkreis zwischen Hagenow und Plau hat ein anderer Wolf noch mehr Tiere „auf dem Konto“: Dem Wolf GW 1532m wurden genetisch sogar vier Attacken nachgewiesen. Dabei wurden mehr als 30 Nutztiere gerissen, trotzdem muss der Wolf noch nichts befürchten, wie es hieß. Denn die Besitzer der Nutztiere hätten „nur Grundschutz“ gehabt. Das reiche nicht aus, um „eine Entnahme“ zu begründen.

Laut zuständigen Ministerium gibt es im Nordosten derzeit mindestens 15 Rudel, zu denen meist so um die zehn Tiere gehören. Die meisten Rudel leben im Süden Vorpommerns und im Süden von Westmecklenburg, wo sie regen Austausch mit Rudeln in Polen, der Uckermark  und der dünn besieldelten Prignitz bis Sachsen-Anhalt haben. Dazu kommen etliche Wolfspaare sowie einzelne Tiere, die immer wieder ganz MV durchstreifen. Die Landwirte fordern seit Monaten, dass Wölfe ins Jagdrecht aufgenommen und ihr Bestand besser reguliert wird, sonst könnte Weidehaltung bald gar nicht mehr möglich sein. Dann würden auch viele Naturschutz-und Brachflächen zuwachsen. Mit dem Problem wollen sich auch die Umweltminister der Länder am Freitag befassen, Vorsitz hat der „dienstälteste MV-Minister“ Till Backhaus.


3 Antworten zu “Seenplatte und Müritz-Region 2021 mit weniger Wolfsattacken als die „Nachbarn“ ”

  1. micha sagt:

    Gibt es in der Aufstellung Informationen darüber, in wieviele Fällen Herdenschutzhunde anwesend bzw. eben nicht anwesend waren?
    Meine hier nicht die eventuellen Hütehunde.
    Danke.

  2. Anton Nuemus sagt:

    Schutz bedeutet doch in den allermeisten Fällen ein 50cm hoher Zaun. Keine Herdenschutzhunde. Die Hütehunde kommen auch nur beim Wechsel von einem Weideplatz zum nächsten zum Einsatz. Und von den Wölfen werden meist auch nur die Alttiere geschossen und der Nachwuchs lernt kein normales Verhalten, sondern reisst was erreichbar ist ohne zu wissen was er mit dem ganzen Futter soll. Hat ja keinen Kühlschrank mit Tiefkühlfach.

  3. micha sagt:

    Danke für die Ausführungen.
    Das beantwortet die Frage aber nicht.
    Die Diskussion Hütehunde / Zaun wollte ich an der Stelle nicht führen.