Stadt will hässlichen Schornstein am Hafen anstrahlen

1. Februar 2025

Ein Vorhaben der Stadt Waren sorgt derzeit für Verwunderung – wegen des Planes an sich, aber auch, weil viele Stadtvertreter davon gar keine Kenntnis haben. Es geht um den unansehnlichen Schornstein im Bereich des Hafens. Der wurde laut Stadtverwaltung kurz vor der Wende gebaut, war aber nie in Betrieb, weil das damals geplante Heizhaus sozusagen der Wende „zum Opfer“ gefallen ist. Doch das Ding steht immer noch, wahrscheinlich nur, weil der Besitzer es an Telefongesellschaften für Mobilfunkanlagen vermietet hat. Nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ befindet sich der Schornstein im Eigentum der Müritz Marina.
Schon 2019 kam irgendjemand im Bauamt der Stadt Waren auf die Idee, das ungeliebte Bauwerk anzustrahlen, jetzt soll das Projekt umgesetzt werden und der Schlot dann wie die St. Marienkirche leuchten.
Mehr und ein Kommentar:

Nach der Idee hat man 2019 schon mal ausprobiert, wie das bunte Anstrahlen aussehen könnte (siehe Foto). Laut Stadtverwaltung betrachtet sie die Anstrahlung als „Teil des Konzeptes zur Stadthafen-Aufwertung“. Das verbessere sowohl das Stadtbild als auch die visuelle Anziehung. In einem Brief an Anwohner heißt es sogar: „Somit entsteht an verschiedenen historischen und kulturellen Gebäuden eine gleichmäßige besondere visuelle Hervorhebung. Die geplante Anstrahlung wertet somit nicht nur das Bauwerk optisch auf, sondern schafft auch ein visuelles Erlebnis für Einheimische und Gäste unseres Heilbades in den Abendstunden im Hafenbereich.“

Natürlich ist das Ganze nicht umsonst zu haben. Wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ erklärt, belaufen sich die Anschaffungskosten auf rund 8000 Euro, die jährlichen Energie- und Wartungskosten auf etwa 2000 Euro. Geplant sei, mit der Anstrahlung zur diesjährigen Saison zu beginnen.

Das verwundert auch Stadtvertreter, die von „Wir sind Müritzer“ dazu befragt wurden. Sie kennen das Projekt gar nicht und wollen das Vorhaben jetzt intensiv hinterfragen.

Die Anwohner des Schornsteins haben das bereits getan. Denn sie befürchten unter anderem, dass sie in ihren Wohnungen durch die Anstrahlung einer permanenten Beleuchtung ausgesetzt sind. Das Bauamt der Stadt versucht da zu beschwichtigen. Es sei eine Positionierung gewählt worden, die Blendungen und Lichtrefektionen minimiere, eine Einstrahlung in die Wohnung schließe man aus. So richtig ‘dran glauben wollen die Anwohner allerdings nicht.

Ein Kommentar:

Ich bekenne – ich liebe die angestrahlten Warener Kirchen. Schon immer. Sie haben so etwas heimeliges. Wenn ich abends aus Neubrandenburg kommend nach Waren herein fahre und die Marienkirche sehe, heißt das – ich bin wieder zu Hause in meinem Waren. Wenn ich abends am Hafen flaniere und zu den Kirchen blicke, gibt mir das ein Gefühl von Geborgenheit. Und wenn mir Leser schöne Bilder der beleuchteten Kirchen schicken, muss ich sie einfach veröffentlichen, um damit auch anderen eine Freude zu machen.

Nun möchte die Stadt Waren auch den grässlichen Schornstein am Hafen anstrahlen. Bunt, wie die Marienkirche. Und – so sehr ich die Kirchen-Beleuchtung mag – die Anstrahlung des Schornsteins halte ich schlichtweg für eine Schnapsidee. Da stellt sich doch wirklich die Frage, ob diejenigen, die das ernsthaft wollen, zuvor am Glühweinstand bei Parschau mehr als drei hochprozentige Heißgetränke genossen haben. Anders ist die Nennung des Schornsteins in einem Atemzug mit „historischen und kulturellen Gebäuden“ eigentlich nicht zu erklären.

Zugegeben, das lange Ding ist potthässlich. Vor allem, wenn man als Bootsfahrer den Hafen ansteuert. Doch man sieht ihn nur am Tage, nach Einbruch der Dunkelheit ist er kaum wahrnehmbar. Bis jetzt. Denn wenn die Stadt ihren Plan umsetzt, zieht dieses grauenhafte Bauwerk auch nachts die Blicke auf sich. Die Stadt erreicht damit also, einen Beton-Schlot in den Mittelpunkt zu rücken, den man eigentlich verstecken sollte. Vielleicht schlägt demnächst mal jemand vor, übervolle Papierkörbe anzustrahlen, um sie nachts einfach hübscher wirken zu lassen.

Einmal von den Kosten abgesehen  – für das Geld gibt’s sicher auch andere Maßnahmen, um die Stadt zu verschönern – hoffe ich wirklich inständig, dass die Mitarbeiter des Bauamtes noch einmal in sich gehen, erleuchtet werden und merken, dass diese Idee auch mit ganz viel Glühwein oder Aperol im Blut nicht besser wird.                                                                                                                                             Antje Rußbüldt


18 Antworten zu “Stadt will hässlichen Schornstein am Hafen anstrahlen”

  1. Herby sagt:

    so geht es wenn man, da ja erlaubt, anfängt zu kiffen.

  2. Micha sagt:

    Ich hoffe so 🌈 😂 endlich mal Farbe!

  3. MillyMeter sagt:

    Der Turm ist hässlich, keine Frage. Aber könnte man ihn nicht einfach (weiß) anstreichen, ohne Beleuchtung? Es erscheint mir ein etwas teures Unterfangen…

  4. Warener Bengel sagt:

    macht doch aus dem Schornstein ein Leuchtturm. Wäre besser anzumalern, als ständige Kosten der Beleuchtung zu haben

  5. WRN sagt:

    Moin ,
    sehr guter Kommentar Fr. Rußbüldt .👍 .
    Als ich die Überschrift lass ,dachte ich heute ist der 01.04.🙈.
    Das ist totaler Schwachsinn ,das Geld kann man sinnvoller ausgeben.

  6. Vadding sagt:

    Nach dem Lesen dieser Nachricht ging mein erster Blick zum Kalender: Ist denn schon der 1. April? Nein, wenn es eines Beweises für die Forderung nach Bürokratieabbau bedarf, liefert ihn die Stadt Waren. Es gibt so viele Möglichkeiten, die Attraktivität als Tourismusort zu verbessern, Stege an Feissneck und Müritz, Verlängerung des Uferwanderwegs bis zur Kuhtränke, Verkehrsberuhigung am Hafen…Wahrscheinlich muss die für viele Einwohner erhöhte Grundsteuer schnell wieder ausgegeben werden.

  7. sagt:

    Dem Beitrag von Frau Rußbüldt ist nichts hinzuzufügen.
    Wie bekloppt muss man sein um auf so einen Gedanken zu kommen.
    Da reicht kiffen und trinken doch gar nicht.
    Was haben die genommen?
    Sofort zum Idiotentest!!!!

  8. m,74 sagt:

    Das Problem besteht ja hauptsächlich tagsüber, wenn man ihn sieht. Da wäre Farbe vielleicht besser, bestimmt aber Unsichtbarkeit. Und jetzt soll er auch nachts noch besser auffallen? Wie hoch wären denn die Abrisskosten?

  9. Heike sagt:

    Ich lese immer wieder gerne deinen Kommentar Antje. Ich bin auch der Meinung, dass das Geld anders investiert werden könnte, als solch hässliches Ding anzustrahlen. Wer muss es bezahlen, natürlich die Einheimischen.

  10. ABC sagt:

    Die Idee mit dem Leuchtturm finde ich gut, falls das geht. Wer hat hier schon einen Leuchtturm? Das mit dem Anstrahlen hat Aussicht auf die Mogelpackung des Jahres und erscheint mir zu westlich.

  11. R.P sagt:

    Am Tage verschandelt er schon den Gesamteindruck, nun auch noch nachts sichtbar machen???
    Wie kann man nur auf so eine Idee kommen?!
    Warum denn nicht für das gleiche Geld abreißen oder wenigstens (für weniger Geld) in dezenter(!) Farbe anstreichen?

  12. Dörfler sagt:

    Die Leuchtturmidee hatte ich auch schon. Hübsch angemalt, vielleicht noch mit kleinen aufgemalten Fenstern und ein kleines Leuchtfeuer obendrauf – das wäre dann tatsächlich eine zusätzliche Touristenattraktion. Plau hat schließlich auch schon einen. Vielleicht wird das ja was?

  13. Wolfgang Müller sagt:

    Meine Frau & Ich sind heute mal wieder an der Feisneck spazieren, der „ Badesteg“ immer noch ein Schandfleck.
    Da fehlt das Geld, gegenüber der Steg, Fehlanzeige, kein Geld. Aber für diese „ Schnapsidee ist Geld da.
    Herr Bürgermeister, hallo wach werden .

  14. Wolfgang Vogel sagt:

    Zuerst frage ich mich wieso wissen einige Stadtvertreter nichts von dieser absurden und nicht nachzuvollziehenden Aktion nichts.
    Meiner Meinung nach sollte man sich mit dem Eigentümer zusammen setzen den Schornstein der ja nun wirklich hässlich ist abreißen. Die Einnahmen für die Pacht der Antennen kann die Stadt weiterhin zahlen bzw. sukzessive einfrieren.
    Ein nachts angestrahlter Schornstein ist für mich auf jeden Fall absoluter Blödsinn.

  15. Rainer sagt:

    Eine tolle Idee. Bitte umsetzen!

  16. Edith sagt:

    Sehr guter Kommentar!
    Wer hatte denn die Schnapsidee, ausgerechnet das hässlichste Bauwerk in Waren so unsäglich geschmacklos anzustrahlen, wenn die Stadtvertreter nicht einmal davon wussten?
    Es fehlen einem wirklich die Worte.

  17. Adernalinismus sagt:

    Waren, schon lange ein extremes Beispiel für die Versieglung von Flächen den besonders wenigen großen Bäumen und auch, was Lichtverschmutzung betrifft. Die Kirchen sind schön anzusehen, wenn man sich der Stadt nähert. Aber der Aufwand dafür ist berächtlich. Ich wurde nicht gefragt, das mitzubezahlen, aber da bin ich tolerant. Dann, Frau Gest, fragen sie mal ein Warener Kind, ob es schon mal die Milchstraße gesehen hat. Geht nicht, weil hemmungslos Lichquellen nach oben in den Himmel gerichtet sind, z.B. zur modernen Illumination der Verwaltungskästen am Amtsbrink (Die realtiv neue Straße heißt wirklich so und das passt perfekt). Dass nachaktive Tiere darunter leiden, inbesondere Falter, dürfte auch Ihnen nichts Neues sein, geht aber unter. Was in Waren nur heißt: mehr vom Selben! Die Energie übrigens, kann die Stadt locker wieder einsparen, z.B. bei der kommunalen Wärmeplanung. Denn auch dabei macht Waren die denkbar schlechteste Figur. Man lässt dem dafür gebundenen Ingenieurbüro endlos Zeit, allein herumzuwurschteln, macht keinerlei Vorgaben, bringt nichts ein, von Geothermie ist schon gar keine Rede seitens der Stadt. Der Aufschrei wird kommen, wenn allgemein bekannt wird, wie wenig Bereiche in den angedachten Genuss von irgendwann zentraler Wärmeversorgung kommen. Aber jetzt erst mal: Mehr Energieverbrauch, für jeden Sch. Kommt ja aus der Steckdose, ich meine, wenn man so damit umgeht, immer noch viel zu billig.

  18. Erich Düwel sagt:

    Die Leuchtturm Idee hatte ich auch.Und sie ist Nachhaltiger.

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