Trockene Augen: eine neue Volkskrankheit?
Laut Experten leiden bis zu 15 Millionen Deutsche an trockenen Augen. Augenärzte vergeben die Diagnose an fast jeden fünften Patienten. Das macht die Augentrockenheit zu einer der häufigsten Augenerkrankungen auf der ganzen Welt. In den vergangenen Monaten hat die Corona-Pandemie die Verbreitung des sogenannten Sicca-Syndroms sogar noch gesteigert. Was Verbraucher über die neue Volkskrankheit wissen sollten.
Sicca-Syndrom: Krankheit mit vielen Ursachen
Fremdkörpergefühle, Rötungen und gesteigerte Tränenproduktion sind die häufigsten Symptome des Sicca-Syndroms. Ärzte vergeben diese Diagnose bei einer gestörten Zusammensetzung oder Menge der Tränenflüssigkeit. Die Ursachen für solche Störungen sind vielfältig. Am häufigsten liegt Augentrockenheit an.
Neben trockener Heizungsluft und Aufenthalten in klimatisierten Räumen können Umwelteinflüsse wie Zugluft, Abgase, Feinstaub und Tabakrauch den Tränenfilm der Augen verdunsten lassen.
Für Diabetes mellitus, Rheuma und Schilddrüsenerkrankungen können Benetzungsstörungen symptomatisch sein. Die Einnahme der Pille kann genau wie die Aufnahme von Beta-Blockern und Psychopharmaka eine verminderte Tränenproduktion als Nebenwirkung haben.
Mit steigendem Lebensalter geht die Tränenproduktion natürlicherweise zurück und ist bei Frauen in den Wechseljahren beispielsweise deutlich reduziert. Der konzentrierte Blick auf Computermonitore verringert die Blinzelfrequenz, wodurch Benetzungsstörungen auftreten können.
Make-up und Cremes können im Laufe des Tages ins Auge gelangen und den Tränenfilm stören.
Ohne Sehhilfe müssen sich fehlsichtige Menschen übermäßig konzentrieren, worunter oftmals die Blinzelfrequenz leidet. Falsch gewählte oder zu lange getragene Kontaktlinsen können genau wie Laser-Operationen die Augen überlasten.
Ursachen wie die Letztere lassen sich leicht aus der Welt schaffen. Wer beispielsweise falsche Kontaktlinsen trägt, kann den Auslöser der Augentrockenheit mit dem Umstieg auf die richtigen Modelle für trockene Augen ohne Aufwand aus der Welt schaffen. Andere Ursachen des Sicca-Syndroms sind deutlich schwerer zu beheben. So beispielsweise altersphysiologische Gründe für Veränderungen der Tränenproduktion.
So fördert die Pandemie Augentrockenheit
Seit mehr als einem Jahr fördert die Corona-Pandemie nun schon Augentrockenheit. Das Leben und Arbeiten hat sich seit Anfang 2020 massiv verändert. Durch wiederholte Lockdowns und den Stillstand des gesellschaftlichen Lebens verbrachte man deutlich mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Ein nicht zu unterschätzender Teil davon wurde in Innenräumen zugebracht. Dadurch waren die Augen ständig mit trockener Luft konfrontiert.
Davon abgesehen arbeitete Anfang des Jahres fast ein Viertel aller Deutschen im Homeoffice. Überlastungen der Augen sind am Heimarbeitsplatz noch verbreiteter als in klassischen Büroräumen. Denn das Homeoffice ist in einem Großteil aller Fälle alles andere als augenfreundlich. Platzmangel und falsche Geräteeinstellungen führen in kürzester Zeit zu Überlastungen, die Augentrockenheit begünstigen. Auch die Arbeitszeit hat sich im Homeoffice vielen Experten zufolge gesteigert – der Heimarbeitsplatz ist immerhin ständig präsent.
Außerdem haben sich Videokonferenzen in der Krise gezwungenermaßen zum neuen Standard der bürointernen Kommunikation entwickelt. Dadurch ist die tägliche Bildschirmzeit im Rahmen der beruflichen Tätigkeit angestiegen. Für multifaktorielle Erkrankungen der Augenoberfläche eine ideale Voraussetzung.
Nicht nur bei der Arbeit: Auch in der Freizeit haben Deutsche seit der Pandemie mehr Zeit vor Monitoren verbracht. In besonderem Maß gilt das für Kinder. Ihr Alltag hat sich während der Lockdowns hauptsächlich vor Monitoren abgespielt. Das fördert nicht nur Augentrockenheit, sondern auch Fehlsichtigkeit.
So bleibt trotz Corona kein Auge trocken
Augentrockenheit muss auch während der Krise nicht zum Alltag gehören. Gegenmaßnahmen reichen von Beschränkungen der Bildschirmzeit bis hin zu Augengymnastik. Auch die Ernährung und Hilfsmittel aus der Apotheke können dabei helfen, das Sicca-Syndrom zu bekämpfen. Insgesamt sollten Patienten idealerweise bewusst blinzeln: Wer mindestens 15 Mal pro Minute blinzelt, befeuchtet das Auge optimal mit Tränenflüssigkeit. Besonders vor Bildschirmen ein wichtiger Tipp gegen trockene Augen. Entspannungspausen reichen vom Blick aus dem Fenster bis hin zu Lidmassagen bei geschlossenen Augen. Mindestens einmal täglich außerdem Frischluft tanken.
Bei unzureichender Nährstoffversorgung des Körpers erhalten auch die Augen nicht die Vitamine und Mineralstoffe, die sie brauchen und überlasten leichter. Wer nicht genügend Wasser trinkt, steigert das Risiko verminderter Tränenproduktion.
Luftbefeuchter, richtiges Lüften und kontrolliertes Heizen sorgen dafür, dass in Innenräumen augenfreundliche Bedingungen herrschen. Reiben ist Gift für trockene Augen und verstärkt die Symptome des Sicca-Syndroms. Die Augen lieber so wenig wie möglich anfassen und nicht zusätzlich reizen.
Bei anhaltenden Beschwerden: Der Besuch beim Augenarzt klärt ab, ob sich hinter anhaltender Augentrockenheit eine Erkrankung verbergen könnte. Ist das nicht der Fall, kann der Experte zumindest die Ursache im Einzelfall bestimmen. Dadurch lässt sich das Problem künftig gezielter behandeln.