Verbraucher: Rama ist die „Mogelpackung des Jahres“

24. Januar 2023

Verbraucher haben „Rama“ zur „Mogelpackung des Jahres 2022“ gewählt. Seit letztem Jahr wird das bekannte Streichfett des Herstellers Upfield mit 400 statt 500 Gramm Inhalt zum selben Preis in einer gleich großen Dose verkauft. Das Produkt wurde so um 25 Prozent teurer. Die Verbraucherzentrale Hamburg, die die Wahl der „Mogelpackung des Jahres“ jedes Jahr durchführt, fordert vom Gesetzgeber, Verbraucher besser vor solchen versteckten Preiserhöhungen zu schützen.
Das Abstimmungsergebnis im Überblick:

Neben „Rama“ standen vier weitere Produkte als mögliche „Mogelpackung des Jahres 2022“ zur Wahl. Zweitplatzierter ist der Scheibenkäse „Leerdammer“, dessen Inhalt von 160 auf 140 Gramm schrumpfte, obwohl „dauerhaft 1 Scheibe mehr“ versprochen war. Auf den Plätzen drei bis fünf landen der Wasserenthärter „Calgon“, die „Goldbären“ von Haribo und die „Pringles“ Chips.

1. Platz: »Rama« von Upfield mit 14.285 Stimmen (41,7 %)
2. Platz: »Leerdammer« von Lactalis mit 9.832 Stimmen (28,7 %)
3. Platz: »Calgon« von Reckit Benckiser mit 3.885 Stimmen (11,3 %)
4. Platz: »Goldbären« von Haribo mit 3.435 Stimmen (10,0 %)
5. Platz: »Pringles« von Kellogg mit 2.856 Stimmen (8,3 %)

Mit insgesamt 34.293 abgegebenen Stimmen nahmen im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so viele Verbraucher an der Wahl teil.

Upfield trickst Kundschaft aus

„Upfield hat den Bogen überspannt und Rama die Wahl zur ‚Mogelpackung des Jahres‘ mehr als verdient“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wenn der Inhalt schrumpft, die Packung aber nicht, haben Verbraucher kaum eine Chance, die Weniger-drin-Trickserei zu bemerken.“ Da es sich bei Streichfett zudem um ein oft gekauftes Lebensmittel handele, das quasi immer in 500-Gramm-Bechern angeboten werde, ist das Vorgehen besonders dreist. Nie zuvor hätte die Verbraucherzentrale so viele Beschwerden zu einem Produkt erhalten. Auch bei seinen Marken Lätta, Sanella, Becel und Violife hat Upfield im letzten Jahr Füllmengen reduziert.

„Doch nicht nur die Kundschaft hat das Nachsehen, die Umwelt kommt ebenfalls schlecht weg. Für das Abfüllen von 1.000 Tonnen Rama benötigt Upfield nun eine halbe Million Plastikbecher mehr“, führt Valet aus. Dabei schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite: „Wir betrachten es als unsere Verpflichtung, uns für eine verantwortungsvolle Beschaffung, Nutzung der Ressourcen sowie Produktion einzusetzen.“

Verbraucherzentrale Hamburg verklagt Upfield

Was im rechtlichen Sinne als Mogelpackung anzusehen ist, ist durch lückenhafte Vorgaben oft schwierig festzustellen. „Wenn im identischen Becher ohne besonderen Hinweis aber plötzlich 100 Gramm weniger Streichfett sind, ist das eindeutig Irreführung.“ Gegen Upfield hat die Verbraucherzentrale Hamburg daher Klage eingereicht. Verhandelt wird über den reduzierten Inhalt der Pflanzenmargarine Sanella; auch hier enthält der Becher nur noch 400 statt 500 Gramm.

Im zurückliegenden Jahr sind bei der Verbraucherzentrale Hamburg deutlich mehr Hinweise auf Mogelpackungen eingegangen. Dabei meldeten Verbraucher nicht nur Markenartikel, sondern immer öfter auch Produkte von Eigenmarken des Handels.

„Seit Jahren dokumentieren wir die Weniger-drin-Tricksereien der Unternehmen, doch nur der Gesetzgeber kann dem Treiben ein Ende bereiten“, so Valet. Zwar habe sich der Hamburger Senat mehrmals auf Bundesebene darum bemüht, Verbesserungen zu erwirken, doch neue gesetzliche Vorgaben sind nicht in Sicht. Noch immer dürften Unternehmen den Inhalt ihrer Produkte nach Gutdünken schrumpfen und so deren Marge verbessern.

„Aber vor allem in Krisenzeiten wie diesen mit stark gestiegenen Lebenshaltungskosten ist Preistransparenz wichtiger denn je. Es muss endlich gehandelt werden“, sagt Verbraucherschützer Valet und fordert vom Gesetzgeber zügig strengere Regelungen:

– Packungen müssen prinzipiell voll befüllt sein und nur in Ausnahmefällen ist ein technisch notwendiger Luftraum erlaubt.
– Bei reduzierten Füllmengen müssen auch die Packungen entsprechend kleiner werden.
– Auf Produkten mit geringerem Inhalt müssen die alte und die neue Füllmenge sowie die Reduktion in Prozent angegeben werden.


8 Antworten zu “Verbraucher: Rama ist die „Mogelpackung des Jahres“”

  1. Shabby sagt:

    Das ist eine Riesensauerei in Deutschland. Nicht nur bei Lebensmitteln sondern auch bei Strom, Diesel oder Heizöl beispielsweise. Die Preise sind nicht mehr nachzuvollziehen so wie auch die Zusatzstoffe bei Lebensmitteln. Kein Mensch weiß wie sich diese Stoffe insgesamt auf unsere Gesundheit auswirken. Da hätten unsere über 700 „Volksvertreter“ ein weites Betätigungsfeld im Sinne der Bürger die sie gewählt haben oder sind wir nur Wahlvolk. Zum Schluss noch eines: In Deutschland gibt es Lobbyarbeit, in den meisten Ländern heißt das aber einfach Korruption. Es ist wie mit dem Klimaschutz, man muss es nur aktiv verändern wollen.

  2. AA sagt:

    Vielleicht sollten wir alle diese Produkte (und alle anderen Mogelpackungen, von denen man weiß) dann einfach boykottieren?!

  3. Verbraucher sagt:

    Mogelpackung?
    Steht ja nicht 500g drauf und sind nur400g drin! Auch hier gilt, wer lesen kann ist klar im Vorteil. Ich verstehe die jährliche aufregung nicht. Wenn ich mit Preis und Leistung nicht zufrieden bin kauf ich es nicht oder halt nur ein mal!(wenn ich es vorher mal nicht gelesen habe) ;-)

  4. Adernalinius sagt:

    Nunja. Die extrem billige Fettigkeit auf dem ersten Platz, weil ja sooo beliebt. Ich finde das alles nicht schlimm. Nur die Kilopreise müssten deutlich größer an den Regalen stehen. Ohne Lesebrille geht da bei mir leider nichts mehr. Wenn sie denn dranstehen. Denn das wird, ups, gern mal vergessen, vor allem, wenn er irrsinnig hoch ist, wie bei den Schokoladenhohlkörpern mit der lila Alufolie drum herum.

  5. rmk sagt:

    CO2 Fußabdruck am Regal ist für jedes Produkt am Regal anscheinend wichtiger wie der Kilopreis .Wir sind im besten Deutschland aller Zeiten .

  6. rmk sagt:

    Es wird noch etwas besser , Insekten in vielen Lebensmitteln ab sofort erlaubt . Wo sind wir gelandet ???

  7. Xenia sagt:

    mk
    Wir sind schon lange irgendwo gelandet, um es mal mit Ihrer Ausdrucksweise zu umschreiben. Schon mal was von E120 gelesen oder gehört. Mit Sicherheit aber schon mal gekostet😜 Ich wette, dass Sie ein DiscounterEinkäufer sind. Im Bioladen wäre das nicht passiert!!

    Ist übrigens seit 1959 zugelassen. Mahlzeit!

  8. W sagt:

    rmk, im Mehl sind seit eh und je Insekten drin. Man muss es nur eine gewisse Zeit aufbewahren, bis sie aus den stets mitgelieferten Eiern geschlüpft sind. Sieht man dann an den Gespinsten. Gleiches bei Teigwaren und sogar in Nesquick. Nun mag die Politik der Realität hinterherkommen. Aber statt der drei Fragezeichen hätte eins genügt und dann eine Quellenangabe. Sonst stelle ich mir die Frage: Wo bin ich hier gelandet?