Viel zu früh – das erste Rehkitz ist geboren

16. Januar 2021

In Deutschland herrscht Winter, doch trotz der kalten Jahreszeit wurde nun in der Nähe von Hamburg ein Rehkitz mit seiner Mutter gesichtet – viel zu früh und eine echte Rarität. Denn normalerweise werden Rehkitze erst im Frühling geboren. „Jungtiere kommen vermehrt immer früher im Jahr auf die Welt und reagieren damit auf die veränderten Umweltbedingungen“, erklärt Florian Eiserlo, Diplom-Biologe und Betriebsleiter von VIER PFOTEN TIERART. Die internationale Tierschutzstiftung bittet die Bevölkerung um erhöhte Aufmerksamkeit und Rücksicht bei Waldspaziergängen, um Wildtiere nicht zu stören.

„Es ist ein Rätsel, weshalb das kleine Neujahrs-Kitz in dieser feindlichen Jahreszeit geboren wurde. Es kann eine physiologische Fehlfunktion sein, krankheitsbedingt oder eben mit dem Klimawandel zu tun haben. Wir haben in den letzten Jahren kaum noch richtig harte Winter erlebt und die pflanzliche Nahrung ist länger verfügbar. Auch bei anderen Tieren beobachten wir eine Verschiebung der Geburten. Es werden jetzt schon Lämmer geboren, die eigentlich erst um Ostern auf die Welt kommen würden. Auch bei Wildkatzen sehen wir ähnliche Entwicklungen und haben beobachtet, dass die Tiere häufig sogar zweimal im Jahr Junge bekommen“, erklärt Eiserlo.

Auch in Norddeutschland ist es aktuell kalt und das Nahrungsangebot für Wildtiere spärlich. Dennoch wurde hier jetzt das erste Neujahrs-Kitz gesichtet. Zum Glück sind Mutter und Kind wohlauf und haben es sich in einem Brombeerdickicht bequem gemacht. Das berichtet der Besitzer des Grundstücks, auf dem die Tiere sich zurzeit aufhalten. Doch die Geburt des kleinen Rehkitzes ist ungewöhnlich.

Eine kürzere Keimruhe kann viele Gründe haben

„Normal ist das nicht, denn Rehe haben wie Marder, Dachs, Hermelin und Braunbär eine sogenannte Keimruhe. Dabei wird die Entwicklung des Embryos unterbrochen und die Tragzeit verlängert. Dadurch soll verhindert werden, dass der Nachwuchs zu Zeiten, in denen das Futterangebot für die Aufzucht nicht optimal ist, auf die Welt kommt. Rehkitze werden in der Regel im Frühjahr geboren, wenn es genügend Nahrung für Mutter und Kind gibt“, erklärt Diplom-Biologe Florian Eiserlo.

Das Neujahrs-Kitz aus Norddeutschland mag ein Sonderfall sein, doch es ist nicht auszuschließen, dass in unseren Wäldern noch viele weitere wilde Winterkinder um ihr Überleben kämpfen. VIER PFOTEN ruft daher zu besonderer Aufmerksamkeit auf. „Wenn man in diesen Tagen ein Kitz oder auch ein anderes Jungtier entdeckt, sollte man es keinesfalls gleich aufnehmen“, betont Eiserlo. „Man sollte sich stattdessen Zeit nehmen und das Tier beobachten, denn meistens ist die Mutter in der Nähe. Wer aber ein sehr schwaches oder auch verletztes Tier findet, sollte sich an die nächste Wildtierstation wenden“, sagt der Biologe. Hundehalter werden dringend gebeten, darauf zu achten, bei Spaziergängen durch Wald und Flur auf den Wegen zu bleiben und ihre Vierbeiner stets anzuleinen.


5 Antworten zu “Viel zu früh – das erste Rehkitz ist geboren”

  1. Delos sagt:

    Im Gegenzug starteten heute morgen vom Hotelparkplatz Resort Van der Valk Linstow zig Fahrzeuge mit Jägern . Autokennzeichen verschiedener Herkunft .
    Jagdtourismus ??????
    Welche Coronaregelungen greifen nicht für diese Menschen ?

    • Leo sagt:

      Ich teile die Meinung um Jägertourismus. Es nervt. Wann sie wollen, wo sie wollen und vor allem wen sie wollen. (du kannst nicht sicher sein, ob nicht mal deine gechippte, geimpft, geliebte Katze oder gar dein Hund abgeknallt werden.

      Jäger brauchen neue Regeln! Bzw wenigstens die gleichen wie wir alle: ob es Corona ist oder das willkürliche Abknallen von Fremdeigentum bzw geliebten Haustieren.

      • Stefan sagt:

        Solange Leute im Prüfungsausschuss sitzen die den Prüflingen erklären sie sollen „SSS“ anwenden und sich darüber freuen wie kleine Kinder…

        Für diejenigen die das nicht verstehen:
        Schießen, Schaufeln, Schweigen

        Es scheint einigen Herren ein Ersatz für kleine blaue Pillen zu sein anderer Leute Haustiere abzuknallen.
        „Wildern“ bedeutet für sie ja schließlich auch „Sichtung ohne Besitzer“. Egal ob Waldo und Minka gerade friedlich an einer Blume riechen oder einfach nur etwas Auslauf genießen…

  2. S. sagt:

    Sollte dies ein erstes Vorzeichen sein und ein weiterer gewaltiger Sommer auf uns zukommen??

    • Stefan sagt:

      Ja!

      Genauso wie die Mengen an Kastanien und Eicheln der letzten Jahre ein eindeutiges Indiz für die klirrend kalten Winter die wir erdulden mussten waren….