Warener Planungsbüro wehrt sich gegen Vorwürfe aus der Stadtverwaltung

13. Juli 2019

Eigentlich wollte sich das Planungsbüro ign waren GbR nicht in die aktuelle Schuldiskussion in Waren einmischen, doch Chef André Melzer sieht sich nach Äußerungen von Warens Bauamtsleiter Ingo Dann regelrecht zu einem Statement gezwungen. Denn die Stadtverwaltung versucht gerade, dem renommierten Planungsbüro den schwarzen Peter für die erhebliche Kostensteigerung in Sachen Container-Miete zuzuschieben. „Durch solche Äußerungen wird der Ruf unseres Unternehmens geschädigt, wir müssen reagieren“, so André Melzer gegenüber „Wir sind Müritzer“.
Zur Erinnerung: Warens Bürgermeister Norbert Möller musste den Stadtvertretern mitteilen, dass der erst wenige Wochen alte Beschluss zur Zukunft der Warener Schulen nichts mehr Wert ist. Grund: Der Unterricht sollte während der Sanierung der beiden Schulen in Containern stattfinden. Die Miete dafür berechnete die Stadt mit 1,5 Millionen Euro für drei Jahre. Jetzt allerdings sei herausgekommen, dass für die Miete 6,5 Millionen Euro fällig werden.
Wir veröffentlichen hier die Darstellung des Planungsbüros ign ungekürzt:

Die Diskussionen zur Schulentwicklung am Standort Waren West wurden in den letzten Monaten sehr kontrovers, hoch emotional und in großer Öffentlichkeit geführt. Im Regelfall halten wir uns als Fachplaner aus öffentlichen Diskussionen heraus, da unsere Sichtweise eine neut- ral objektive sein muss und auch ist. Diese Zurückhaltung fällt immer dann schwer, wenn es uns als Einwohner, Eltern oder interessierte Fachleute persönlich betrifft. Denn selbstverständlich sind wir als Warener an der positiven Entwicklung unserer Stadt interessiert und manchmal auch betroffen.

Kein respektvoller Umgang

Von Zeit zu Zeit haben wir auch das Glück, aktiv an der positiven Entwicklung unserer Stadt mitwirken zu dürfen. So auch im Falle der Schulentwicklung in Waren-West. Umso schwerer ist es uns gefallen, in den vergangenen Monaten die Diskussion aus Rücksicht auf unseren Auftraggeber nicht zu beeinflussen. In Abstimmungsprozesse möchten wir nur dann eingreifen, wenn wir als Teilnehmer oder Moderatoren, insbesondere aufgrund unserer fachlichen Expertise, erwünscht sind. Den gleichen Respekt erbeten wir uns ebenfalls von unseren Auftraggebern.

Allerdings sehen wir diesen respektvollen Umgang derzeit als nicht gegeben an und sehen uns daher aus aktuellem Anlass gezwungen, in die Diskussionen einzugreifen und eine Klarstellung in Bezug auf die Schulentwicklung Waren West zu geben.

Unser Büro, die ign waren GbR, wurde Anfang August 2018 mit der Erarbeitung eines Schulentwicklungskonzeptes beauftragt. Die genaue Aufgabenstellung sah die Erarbeitung einer Standort- und Entwicklungsstudie für die Grundschule Käthe-Kollwitz mit Sporthalle und Sportplatz Hans-Beimler-Straße sowie Hortzentrum Waren West und für die Regionalschule Waren West mit Sporthalle Friedrich-Engels-Schule und Mensa Waren West vor. Bestandteil der Studie sollte zunächst die Bestandsanalyse, mit darauf aufbauenden Entwicklungsbedarf und das Aufzeigen von Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten sein. Die möglichen Kosten einer Schulentwicklung waren dabei zu keinem Zeitpunkt Gegenstand der Beauftragung.

Fünf Varianten

Bereits bei der Beauftragung wurde uns vermittelt, dass die gesamte Studie schnellstens zu erstellen sei, da dies für die Beantragung von Fördermitteln relevant sei. Entsprechend wurden dem Auftraggeber bereits im September erste Ergebnisse der umfangreichen Grundlagenermittlung und der mögliche Entwicklungsbedarf präsentiert. Es folgten weitere Abstimmungsgespräche, bei denen wir um Kostenschätzungen gebeten wurden. Dieser Bitte sind wir gefolgt, auch wenn diese Leistung nicht Bestandteil des Auftrages war, da wir im Interesse der Schulentwicklung eine solide Entwicklungsperspektive geben wollten.

Selbstverständlich haben wir dabei die vorhandenen Unterlagen gesichtet, unter anderem auch die viel zitierte Untersuchung des Betriebes für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern (BBL). Im Ergebnis haben wir darauf hingewiesen, dass die durch das BBL genannten Zahlen lediglich Vergleichsschätzungen sind und dabei auf keine örtlichen Baumaßnahmen Bezug nehmen. Entsprechend haben wir im Sinne der Transparenz eine Kosteneinschätzung auf Grundlage konkreter Bauvorhaben vorgenommen, um realistische Investitionssummen zu erhalten. Da diese Summen, wie zu erwarten, deutlich höher waren und über den bisherigen Schätzungen lagen, sollten die durch unsere Studie aufgezeigten Entwicklungsszenarien angepasst werden. Diesem Wunsch unseres Auftraggebers sind wir nachgekommen, was zu insgesamt 5 Entwicklungsvarianten führte. Diese reichten von einer Sanierung bis zu der Entwicklung eines Schulcampus. In Rückkopplung mit der von uns durchgeführten Kostenschätzung haben wir für jede Schule eine Vorzugsvariante benannt.

Kein Auftrag für Kostenermittlung

Die Studie wurde in einer ersten Fassung Mitte Oktober 2018 an den Auftraggeber übergeben und beinhaltete sowohl einen Hinweis darauf, dass es sich bei den Kosten lediglich um qualifizierte Schätzungen zur Orientierung handelt, sowie, dass die Studie aufgrund des geforderten Zeitfensters nicht mit der Öffentlichkeit abgestimmt werden konnte.

In der weiteren Abstimmung mit dem Auftraggeber wurde die Studie bis Mitte November 2018 nochmals in einzelnen Details überarbeitet. Die wesentlichen Inhalte blieben dabei erhalten. Lediglich im Rahmen der Kostenschätzung gab es Ergänzungen. Diese wurden aufgrund der Vorgaben des Auftraggebers vorgenommen, auch wenn die Leistungen zu keinem Zeitpunkt Gegenstand des Auftrags waren, noch formell beauftragt wurden. Somit haben wir die Studie dann auch Mitte November in ihrer endgültigen Fassung an den Auftraggeber übermitteln kön- nen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits abgezeichnet, dass die Ergebnisse der Studie nicht Grundlage weiterer Planungen werden sollen, weshalb wir aus eigenem Antrieb eine zusätzliche Variante für die Regionale Schule Waren West entwickelt haben. Diese konnte im Rahmen einer Bürgerinformation im November 2018 nur sehr kurz vorgestellt werden und sah unter anderem auch eine temporäre Containerlösung zur Beschulung vor, deren Kosten wir aufgeführt haben. Grundlage dieser Betrachtung war eine voraussichtliche Bauzeit von 18 Monaten, sowie die aktuellen Schülerzahlen einer Schule. Nach einer ersten Angebotsanfrage sind wir dabei auf monatliche Kosten von ca. 35.000 € gekommen, die entsprechend ausgewiesen wurden. Ein Angebot dazu liegt uns vor.
Dass die Kostenermittlung für die Containerschule niemals Bestandteil der vereinbarten Leistungen war, die Berechnung explizit für eine Schule mit einer konkreten Schülerzahl und dazu noch begrenzt auf einen bestimmten Zeitraum erfolgte, ist offensichtlich in den weiteren Betrachtungen des Auftraggebers nicht berücksichtigt worden.

Aufruf: Studie öffentlich diskutieren

Mit der Vorstellung unserer zusätzlichen Variante im November 2018 ist unsere Bearbeitung der Studie nicht weiterverfolgt worden. Eine weitere Diskussion oder auch Bearbeitung des Schulentwicklungskonzeptes hat nicht stattgefunden. Lediglich eine Bitte der erneuten Übermittlung der Studie im Januar 2019 hat uns erreicht. Da die Diskussion um die Schulentwicklung zu diesem Zeitpunkt bereits fortgeschritten war, haben wir bei der erneuten Übermittlung der Unterlagen nochmals darauf hingewiesen, dass es sich bei den Kosten um Schätzungen handelt, die zu überprüfen und zu qualifizieren sind.

Insgesamt hat uns überrascht, dass das vorliegende Konzept zu keinem Zeitpunkt öffentlich diskutiert wurde. Unserer Meinung nach sollte diese Studie die Anregung zu einem qualifizierten Diskurs geben. Insbesondere der Umgang mit den Kostenschätzungen, die lediglich der Orientierung dienen sollten und explizit nicht als reale Kosten zu werten waren, hat uns fortwährend überrascht. Aus Verpflichtung unserem Auftraggeber gegenüber haben wir an der bisherigen Diskussion nicht teilgenommen. Da uns dieser aber nun Fehlinformationen unterstellt, sehen wir uns genötigt, diese Darstellung zu verfassen und unsererseits einen Beitrag zu der Diskussion zur Schulentwicklung Waren West zu leisten.

Wir möchten an dieser Stelle auch dazu aufrufen, die in der Stadt Waren bereitliegende Standort- und Entwicklungsstudie öffentlich zu präsentieren und die Ergebnisse zu diskutieren.


4 Antworten zu “Warener Planungsbüro wehrt sich gegen Vorwürfe aus der Stadtverwaltung”

  1. Schulz sagt:

    Das erfinde persönlich auch das man es öffentlich präsentiert die Entwicklungsstudie! Da hat wohl die Stadt Waren ( Bauamtleiter Herr Dann ) seine Aushaufgaben wohl nicht richtig gemacht!!

  2. rainer sagt:

    Völlig unerheblich ob es nun eine konkrete Kostenschätzung gab oder nicht.
    Ein Planungsbüro, bestückt mit Architekten und Bauingenieuren, bekommt ein Angebot eines Containerverleihers und nimmt dieses Angebot und reicht es weiter.
    Ohne aber einmal bei vergangenen Bauprojekten nachzuschauen, ob denn dieses Angebot realistisch ist!

    In Wismar wurde eine Containerschule für 2,8 Millionen errichtet. Größe ausreichend für 500 Schüler und für 2 Jahre Bauphase der Originalschule. Ein Anruf hätte genügt in Wismar oder in anderen Städten, die eine Containerschule hatten und man hätte gewusst, dass das eigene erhaltene Angebot Unfug ist.

    Und eine Stadtverwaltung kann von einem renomierten Planungsbüro erwarten, dass es Angebote prüft.
    Hier und da darf es natürlich Abweichungen geben, auch beim Preis.
    Aber auf keinen Fall um diesen Faktor! (Waren – 33.000 monatlich gegenüber Wismar – 116.000 monatlich)

    Den schwarzen Peter dürfen sich aber Planungsbüro UND Stadtverwaltung teilen. Denn auch hier hat sich die Verwaltung nicht mit Ruhm bekleckert.

    https://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Wismar/So-sieht-es-in-Wismars-neuer-Container-Schule-aus

    P.S.:
    Wenn mir ein Autoverkäufer einen VW Passat, 2 Jahre alt, gute Ausstattung und 70.000 km gefahren für 5.000 Euro anbietet, sollte ich doch auch stutzig werden.

  3. Schulz sagt:

    Zu den letzten Schreiber möchte ich mal was dazu seinem Schreiben mitteilen, vielmehr zu seinem letzten Satz ; Was hat bitteschön der Artikel o.g. mit einem Vergleich Autoverkäufer gemeinsam zu tun???
    Das passt doch irgend wie nicht ganz zusammen!! Und das kann man auch nicht vergleichen, das sind zwei verschiedene paar Schuhe..
    Ansonsten der andere Text in soweit Ordnung..

  4. BAT sagt:

    Wenn eine Kostenschätzung nicht Bestandteil des Auftrags ist, kann man auch nur eine überschlägige Schätzung erwarten.
    Wer arbeitet schon ohne Bezahlung.