Wenn die Brückensprengung für einen gemütlichen Abend sorgt

19. Januar 2025

Ein richtig gemütlicher Abend mit Freunden, leckerem Essen und gutem Wein – und zwar Dank der heutigen Brückensprengung in Waren. Ute und Ulrike Brandt gehören zu den knapp 300 Warenern, die heute bis spätestens 8 Uhr ihre Wohnungen verlassen haben müssen, weil sie im Sperrbereich liegen. Die beiden Schwestern wohnen in einem Haus, das ziemlich dicht an der Brücke liegt – an der Ecke Lange Straße/Mecklenburger Straße. Älteren Warener ist es noch als „Bäcker Brandt“ bekannt. Doch Ute und Ulrike haben aus der Not eine Tugend gemacht. Sie sind schon gestern Abend zu ihren Freunden Monique und Nico gefahren, haben bei ihnen einen angenehmen Abend verbracht und auch dort geschlafen. Frust wegen des erzwungenen Auszugs gibt es bei ihnen nicht. Sie nehmen die Sache locker und habe auch keine Angst, dass ihr Haus bei der heutigen Brückensprengung Schaden nehmen könnte. Dabei ist das Gebäude fast 140 Jahre alt.

Wie viele Anwohner haben sich Ute und Ulrike Brandt nicht für die von der Stadt Waren angebotene Notunterkunft entschieden. Bis Freitag gab es dafür laut Stadt-Sprecherin Steffi Schabbel lediglich zwei Anmeldungen. Wie Ute und Ulrike sind viele Müritzer bei Freunden untergekommen, und es gibt sogar eine größere Truppe, die sich auf der Kegelbahn Reschke eingemietet hat, dort heute erst gemütlich frühstückt und dann versucht, alle Neune umzuwerfen. Ein erlebnisreicher Sonntag also.

„Angst um unser Zuhause haben wir wirklich nicht. Die Leute machen es ja nicht zum ersten Mal“, so Ulrike Brandt gestern Abend gegenüber „Wir sind Müritzer“. Die Vorbereitung und Betreuung der Anwohner sei wirklich bestens gelaufen. „Wir wurden umfassend informiert und hätten bei Fragen auch eine Hotline anrufen können.“ Die Schwestern sind übrigens sogar doppelt betroffen, denn auch ihr Garten am Tiefwarensee, in dem sie in den Sommermonaten viel Zeit verbringen, liegt im Sperrgebiet. 

Die Bauarbeiten, die seit einigen Monaten auf der Brücke laufen, sind im Haus schon zu spüren, aber alles im Rahmen, wie die beiden Warenerinnen – bekannt als Stimmungskanonen des Karnevalclubs – meinen. 

Beide hoffen, dass sie heute am Nachmittag in ihre Wohnungen zurückkehren können, Ulrike hat aber vorsichtshalber Klamotten und Arbeitsutensilien für die ganze Woche mitgenommen. Man weiß ja nie…

Und hier noch mal ein paar Hinweise: Der Sperrbereich muss bis 8 Uhr heute beräumt sein, auch Autos sollten dort nicht mehr stehen. Die B 192 wird um 7 Uhr komplett gesperrt. Auch Fußgänger haben in dem Bereich nichts zu suchen. Die einzigen Möglichkeiten, etwas von der Sprengung zu sehen, sind der Mühlenberg oberhalb des Gymnasiums oder der Garten des Lebenshilfswerkes am Tiefwarensee. Dichter kommt niemand heran.

„Wir sind Müritzer“ wird live berichten.

Foto oben: Ute und Ulrike Brand hatten bei ihren Freunden Nico und Monique einen gemütlichen Abend.

Hier noch einmal der Plan des Sperrgebietes:


2 Antworten zu “Wenn die Brückensprengung für einen gemütlichen Abend sorgt”

  1. Cornelia Reinfeldt sagt:

    Guten Morgen, mit Interesse verfolge ich die Nachrichten aus der alten Heimat. Ich habe als Kind noch den gesamten Bau der damals sogenannten “ Verkehrslösung “ miterlebt. Als Schüler der damaligen Fritz-Reuter-Schule war es für uns ein großes Ereignis. Kaum vorzustellen, dass nun soviel Zeit schon vergangen ist, und die Brücke erneuert werden muss. Auch den Bäcker “ Brand “ hab ich noch in guter Erinnerung. Meine Eltern und auch ich noch später haben da immer unsere Brötchen und den leckeren Kuchen täglich gekauft. Mein Sohn hat dann immer eine „weiße Maus “ aus dem großen Glas bekommen.
    Lang – lang her. Nun lebe ich schon seit 25 Jahren in Hannover, denke aber gern an meine Kindheit zurück.

  2. Ingolf sagt:

    Ja, auch wir hatten aufgrund der Brückensprengung heute einen sehr schönen Tag. Unsere Eltern/Schwiegereltern waren zum Frühstück und zum Mittag bei uns, weil sie in der Gefahrenzone wohnen und das Haus verlassen mussten. So hatten wir viel Zeit miteinander und haben uns passend zum Thema alte und neue Bilder von Waren angesehen. Dabei waren auch Fotos von den Bauarbeiten Mitte der 70er Jahre, als die Verkehrslösung realisiert wurde. Pünktlich um 12:30 gab es den angekündigten „Rumms“, der bei uns nur sehr schwach zu hören war. Hut ab vor dieser Meisterleistung.
    Eine derartige Aktion habe ich Ende 1984 bei der Sprengung des alten Stellwerkes auf dem Mittelbahnsteig des Warener Bahnhofs miterlebt.
    Übrigens war das für heute eingerichtete Bürgertelefon zumindest für uns jedes Mal sofort erreichbar. Unsere Fragen wurden immer sehr freundlich beantwortet, vielen Dank dafür.