Wie der Landkreis Schüler buchstäblich im Regen stehen lässt

20. Juni 2015

Die aktuelle Diskussion im Kreistag Mecklenburgische Seenplatte über die Fahrkostenerstattung für Schüler verfolgt Familie Rehbein aus Lansen besondern genau. Und das nicht nur, weil sie von der Streichung des Zuschusses für Mädchen und Jungen, die an so genannten „örtlich nicht zuständigen Schulen“ lernen, wieder einmal betroffen wäre. Sondern auch, weil sie gerade erleben musste, wie der Landkreis die Familien im Stich lässt, wenn wegen einer Verletzung eigentlich Hilfe von Nöten wäre.

Doch von Anfang an: Vor einigen Tagen hatte der 14-Jährige Paul aus Lansen, der in der Friedrich-Dethloff-Schule in Waren paukt, auf dem Schulhof einen Unfall. Seine Kniescheibe ist ‚rausgesprungen. So muss der Jugendliche jetzt noch einige Zeit auf Krücken laufen. Eine Fahrt mit dem Schulbus, so die Ärzte, kommt nicht in Frage. Das würde das Bein zu sehr belasten und die Heilung verzögern oder im schlimmsten Fall verhindern.

Achtung Schler - Gefahrzeichen fr GefahrenstelleMutter Marion Rehbein, nicht bange und auch ganz zuversichtlich, wusste um die Möglichkeit, dass Schüler in solchen Fällen mit dem Taxi gefahren werden können. Stimmt auch. Doch wie man ihr beim Kreis erklärte, trifft das nicht auf Paul zu. Der Lansener besucht nämlich eine „örtlich unzuständige Schule“. Für ihn zuständig – und jetzt wird’s richtig kurios – ist die weiter entfernt liegende Schule in Möllenhagen.

„Für uns kam Möllenhggen damals aber nicht in Frage. Mein Mann und ich arbeiten in Waren, Oma und Opa sind hier, so dass Paul beispielsweise auch zum Fußball gebracht werden kann“, erzählt Marion Rehbein. Doch weil die Dethloff-Schule nicht zuständig ist, mussten die Eltern schon einmal die vollen Fahrtkosten – rund 600 Euro im Jahr – tragen, bis dieses Gesetz geändert wurde.
„Das ist schon schlimm, denn die Fahrt nach Möllenhagen ist eindeutig teurer“, so Marion Rehbein. Und nun auch noch der Ärger, dass ihr Sohn nicht zur Schule kommt, denn täglich 50 Euro für ein Taxi kann die Familie nicht mal so eben abknapsen. Doch deshalb den Unterricht versäumen?

Das kam für Marion Rehbein nicht in Frage. Sie kämpfte weiter, erhielt beim Landkreis – die Zuständigen sitzen ja ganz weit weg – aber eine Abfuhr nach der anderen und auch keinerlei Hilfe bei der Suche nach anderen Möglichkeiten. „Und das, obwohl es sogar ein Schulunfall war.“

Doch zum Glück hat diese Geschichte für die Müritzer Familie einen glücklichen Ausgang. Weil Marion Rehbein nicht aufgegeben hat. Sie konnte erreichen, dass die Unfallkasse bezahlt.

Der Landkreis ist damit zwar fein aus dem Schneider, doch zeigt diese Geschichte einmal mehr, wie unsinnig manche Vorschriften sind und was in Zukunft auf alle Eltern der Müritz-Region zukommt, wenn ihre Kinder zwar in die am besten erreichbare und sogar dichteste Schule gehen, aber eben in eine „örtlich nicht zuständige“.

Freie Schulwahl sieht nicht nur nach Meinung des Kreiselternrates anders aus. Eine Bevormundung, die der Landkreis sich von den Kreistagsmitgliedern gerade absegnen lassen will, um angeblich rund 900 000 Euro im Jahr zu sparen und um gut 1200 Kinder zu benachteiligen.


2 Antworten zu “Wie der Landkreis Schüler buchstäblich im Regen stehen lässt”

  1. In so einem reichen Land wie Deutschland müssen Eltern für ihre Kinder Fahrtkosten bezahlen da muss man sich schämen,die Politikerkaste egal auf welcher Ebene sind immer mehr dem volk abgewandt fahren lieber ins Ausland und verschenken die Millionen und für das eigene volk besonders die Kinder bleibt nichts übrig!mgf

  2. Familie Wicke sagt:

    Nicht nur weil wir Paul und seine Familie persönlich kennen, sind wir auf deren Seite.
    Es ist ja wirklich nicht von der Hand zu weisen das es von Lansen nach Möllenhagen weiter ist ,als nach Waren .
    Da fragt man sich, wo da die Logik ist einem Kind das einen Unfall in der Schule hatte die Fahrtkosten für ein Taxi zu verweigern, zumal dies nur eine Übergangslösung ist und kein Dauerzustand.
    Es gibt doch auch Schüler die mit einem Taxi in viel weiter entfernte Schulen befördert werden,sei es aus dem Grund das sie verhaltensauffällig sind und deshalb zeitweise auf andere Schulen gehen , oder eine Förderschule besuchen müssen. Sicher sind diese Fälle anders gelagert , aber da wird für ein viel größeren Zeitraum doch auch das Geld bereit gestellt.
    In diesem Zusammenhang möchte ich mal etwas anmerken.
    Die Kinder auf dem Land sind jeden Tag mit dem Bus unterwegs ,viele müssen dabei auch lange Fahrtwege in Kauf nehmen nur um auf die “ für sie zuständige “ Schule zu gehen.
    Sicher ist es ein Grund, eine Schule zuzuweisen, um auch die ansässigen Landschulen ,wie die in Möllenhagen zu erhalten, aber es ist doch oft auch den Lebensumständen der einzelnen Familien geschuldet welche Schule besser geeignet ist.
    Die Nutzung des Schulbusses ist für den normalen Schulalltag ( morgens hin – nachmittags zurück ) auch in Ordnung , jedoch bei Aktivitäten nach der Schule , wie Sport und Vereinsarbeit ist es schon wieder ein Problem für die einzelnen Eltern und ihre Kinder, denn es gibt oft keine Möglichkeit nach Hause zu kommen . In diesen Fällen ist es nicht selten,das Kinder auf ein Hobby verzichten müssen.
    Unser Sohn ging auch mal auf die Schule nach Möllenhagen ( es ist wirklich eine tolle Schule ) , hat dann aber ab der 7.Klasse an das Gymnasium nach Waren gewechselt.
    Es ist seitdem einfacher ,denn von Waren aus gibt es doch mehrere Möglichkeiten mit den unterschiedlichen Bussen nach Hause zu kommen, denn wir sind beide berufstätig und haben daher keine Zeit unseren Sohn zu fahren.
    Die Entscheidung für eine Schule in Waren , ist ja bei Familie Rehbein schon in der 4. Klasse gefallen, das heißt Paul kommt jetzt in die 9.Klasse …….wovon reden wir da ,von einer Zugehörigkeit seit mindestens 5 Jahren
    In dem Fall von Paul, hätte es also eine einfache und vor allem unkomplizierte Lösung gegeben müssen ,denn es kann doch nicht sein das die Mutti von Paul von Pontius bis Pilatus laufen muss, um ihren Sohn in die Schule zu bekommen , zumal das Taxi wahrscheinlich von Waren gekommen wäre um dann mit Paul nach Möllenhagen zu fahren . Nachdenken darf man da nicht :-)