Wo einst Krieg geübt wurde: Spannende Versteigerung für großen Kasernenteil in Eggesin

9. Dezember 2018

Ein Stück Militärgeschichte der DDR, zu dem auch viele Menschen in der Müritz-Region bleibende Erinnerungen haben dürften, ist jetzt zu Ende gegangen. Bei einer Versteigerung der Norddeutschen Grundstücksauktionen in Rostock hat ein Bieter den wichtigsten Teil der Mammut-Kaserne Eggesin-Karpin in Vorpommern erworben.
Nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ handelt es sich um den Technik-Teil eines insgesamt mit 120 Hektar riesigen Kasernengeländes.

Der zu versteigernde Teil hat allein 24 Hektar – also mehr als 30 Fußballfelder. Damit haben sich alle Hoffnungen der Region, dass das Riesen-Gelände vielleicht doch wieder militärisch genutzt wird, zerschlagen.

In Eggesin-Karpin mussten zu DDR-Zeiten Zehntausende Wehrdienstpflichtige ihre Armeezeit absolvieren. Die Nationale Volksarmee hatte in einem Waldstück in dem 1950er Jahren faktisch fünf Kasernen bauen lassen, die alle hinter- und neben einander stehen. Mehrere endlose Pflasterstraßen, unzählige Gebäude und Zäune mit Verbotsschildern künden noch davon.

Auch Unteroffiziere wurden dort in einer Extra-Kaserne ausgebildet und lernten, „wie man Grundwehrdienstler in der Ausbildung quält“, wie es damals hieß.
Das ist aber Geschichte, der man wiederum in einem Militärmuseum in Eggesin nachspüren kann.

Ganz nüchtern und ohne Historie verlief dagegen das spannende Bietergefecht. Die Kaufsumme stieg von anfangs 75 000 Euro innerhalb weniger Minuten auf 255 000 Euro. Bei dem Käufer handelt es sich mach WsM-Informationen um einen Wirtschaftsfachmann aus Mecklenburg-Vorpommern, der auch extra nach Rostock gekommen war.

Auf dem Gelände, das direkt an den Truppenübungsplatz Jägerbrück grenzt, stehen etliche Fahrzeughallen, Werkstatt-, Lager und Unterkunftsgebäude. Nun sollen dort Arbeitsplätze entstehen.

Damit hoffen die Eggesiner, dass der geflügelte Spruch der Soldaten, wenn sie früher Ausgang hatten: „Land der drei Meere: Waldmeer, Sandmeer, nichts mehr“, nicht mehr gilt. Die Stadt verlor nach dem Militärabzug fast die Hälfte der Bewohner. Doch mit Millionenhilfe des Landes wurde der Stadtkern umgebaut, etliche Plattenbauten abgerissen und der Sitz des Naturparks Am Stettiner Haff kam nach Eggesin.

Nun soll „sanfter Tourismus“ im Windschatten der Insel Usedom für Arbeitsplätze sorgen – was noch lange nicht reicht. Aber selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kam schon einmal: Für eine Floßfahrt auf der Uecker.


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