Zahl der Arbeitslosen sinkt an der Seenplatte auf niedrigsten Wert seit 30 Jahren

1. Oktober 2021

„Im September ist die Zahl der Arbeitslosen  an der Seenplatte auf den niedrigsten Wert seit 30 Jahren gesunken. Und dank vergleichsweise moderater Corona-Zahlen befindet sich der Arbeitsmarkt auch weiter auf Erholungskurs. Dabei sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch nicht überwunden. Einige Unternehmen leiden etwa unter Material- und Lieferengpässen und sind dadurch auf das Kurzarbeitergeld angewiesen“, sagte der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse in einer aktuellen Einschätze der Arbeitsmarktlage. Im September waren in der Seenplatte 344 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im August. Insgesamt 10.228. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,9 Prozent. Im Vergleich zum September des Vorjahres sind es 962 Arbeitslose oder 9 Prozent weniger.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im September hat für den Arbeitsagenturchefs drei wesentliche Gründe: Erstens halten Unternehmen an ihrem Personal fest. Statt ihre Mitarbeiter zu entlassen, nutzen sie interne Personalanpassungsstrategien, vor allem durch Kurzarbeit, Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit, Abbau von Überstunden und eine Reduzierung der Guthaben auf den Arbeitszeitkonten. Das führte zu einem deutlichen Rückgang des Zugangs in die Arbeitslosigkeit.

So mussten sich insgesamt 1.237 oder 19 Prozent Menschen weniger neu oder erneut arbeitslos melden, als im September 2020. Diese Verbesserung schlägt sich in einem tendenziell sinkenden Zugangsrisiko nieder.

Zweitens: Wegen der Sommerferien verschieben viele Unternehmen die Aufstockung ihrer Belegschaft auf den Frühherbst. Davon profitieren insbesondere junge Fachkräfte, die nach ihrer Ausbildung aus unterschiedlichen Gründennicht übernommen und daher kurzfristig arbeitslos wurden. Der Ausbildungsbeginn führt jedes Jahr zu einem Rückgang der Arbeitslosenzahl bei den unter 20-Jährigen.

Und drittens haben arbeitsmarktpolitische Maßnahmen – dazu gehören beispielsweise berufliche Weiterbildungen – stärker entlastet. So ist die Zahl der Menschen, die an arbeitsmarktpolitischen Programmen teilnehmen, zum Vormonat (+206) gestiegen.“

Besse unterstreicht: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind noch nicht überwunden.“ Und seit den Öffnungsschritten in der Corona-Pandemie, die zu einem deutlichen Abbau der Arbeitslosigkeit führten, werden strukturelle Probleme wieder klarer sichtbar.“ Dazu gehört etwa, „dass Arbeitslose mit ihrer Qualifikation oft nicht zu den Bedarfen der Betriebe passen. Auch weist ein beträchtlicher Teil der Arbeitslosen sehr lange Zeiten ohne Beschäftigung auf“, so der Agenturchef.

Für Besse liege das Risiko, arbeitslos zu werden, vor allem bei Menschen, die keine ausreichende Qualifikation haben. Die Zahl der arbeitslosen Fachkräfte mit dualer Ausbildung lag im September hingegen weiter unter dem Niveau des Vorjahres (minus 734). Während der Markt für Fachkräfte eng ist – die Unternehmen versuchen auch bei schlechter Auftragslage ihre Fachkräfte zu halten – kann eine wirtschaftliche Schwächephase für ungelernte Mitarbeiter das Aus in einem Unternehmen bedeuten: „Wir werben bei den Unternehmen dafür, dass sie Mitarbeiter weiter qualifizieren. Viele sind schon lange im Betrieb, absolut zuverlässig und loyal. Wir wollen gemeinsam mit den Arbeitgebern Wege finden, das Potenzial dieser Menschen für die Unternehmen zu nutzen.“

Abschließend betonte Besse: „Ich gehe davon aus, dass wir auch im kommenden Monat Oktober einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit melden können.“

Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze und verhindert Arbeitslosigkeit

„Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher“, sagt Thomas Besse. Im September wurde für 26 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Mai 2021, 6.861 Mitarbeitende aus 1.108 Unternehmen in Kurzarbeit.

Insgesamt 2.686 Personen erhielten im September 2021 Arbeitslosengeld, 905 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im September bei 14.497. Gegenüber September 2020 war dies ein Rückgang von 1.216 Personen. 9 Prozent der in der Seenplatte lebenden Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis u. 65 Jahre) waren damit hilfebedürftig.

Beinahe 3.000 gemeldete freie Arbeitsstellen:  Qualifizierte Arbeitskräfte sind gefragt

Im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vormonat leicht gesunken. Zurzeit gibt es 2.993 freie Arbeitsstellen. 18 weniger als im Vormonat und 498 mehr als im September des Vorjahrs.

Die größte Nachfrage gab es im September aus den Bereichen: im verarbeitenden Gewerbe (387 freie Stellen im Bestand); im Gastgewerbe (377); im Baugewerbe (353); Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (349); in der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (314) sowie in der Zeitarbeit (175).

Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im September relativ einheitlich. In allen Regionen war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Rückgang zu verzeichnen. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Neustrelitz; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 16 %. Demgegenüber steht die Entwicklung in Röbel mit einer Abnahme von 2 %.


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