Noch keine Zustimmung für geplante Biohennenlegeanlage

10. September 2021

Wie heißt es so schön: Der Drops ist noch nicht gelutscht. Und das scheint auch auf die geplante Biohennenlegeanlage in Warenshof zuzutreffen. Nachdem die Stadtverwaltung eigentlich schon resigniert hat und erklärte, dass es keinen Grund gebe, dem Vorhaben das Einvernehmen zu versagen, kommt nach einem Antrag der FDP/MUG-Fraktion jetzt wieder Bewegung in die Sache. „Ja, so wie es jetzt aussieht, müssen wir unser Einvernehmen erteilen. Aber es gibt Wege und wir sollten keine Möglichkeit auslassen, sie zu suchen und zu nutzen“, so Fraktionschef Toralf Schnur. Das Fünkchen Hoffnung, den Bau der umstrittenen Anlage, in der mindestens 12 000 Hühner gehalten werden sollen, zu verhindern, heißt schlicht und einfach Flächennutzungsplan.

In diesem Plan ist geregelt, wie die Flächen der Stadt Waren genutzt werden sollen. Im momentan gültigen Plan ist das Areal, auf dem die Legehennenanlage gebaut werden soll, als landwirtschaftliche Fläche festgelegt. Doch das muss nicht so bleiben, zumal Warens Stadtvertreter schon 2019 beschlossen haben, dass der Flächennutzungsplan überarbeitet werden soll. „Passiert ist aber bislang nichts. Hier haben wir einen Stillstand“, so Schnur.

Der FDP-Mann zielt mit seinen Forderungen darauf ab, dass im besagten Gebiet zwischen den Warener Buchen und der B 108 sowie zwischen der B 108 und den Bahnschienen in der Zukunft beispielsweise eine Wohnbebauung möglich sei. Wohnungen und Bauplätze in Waren werden von sehr vielen Menschen gesucht, die Lage dort sei ideal für die Entwicklung eines Wohnstandortes. Und ein solches Wohngebiet wäre dann beispielsweise ein Grund, einer Legehennenanlage nicht zuzustimmen.

Dem Bürgermeister machte Schnur den Vorwurf, der neuen „Eierfarm“ in der Öffentlichkeit zunächst ablehnend gegenüber gestanden, dann aber nicht versucht zu haben, nach Möglichkeiten zu suchen, diese zu verhindern. „Ich habe mich an Gesetzlichkeiten und objektive Gegebenheiten zu halten“, antwortete Möller, muss jetzt allerdings tätig werden. Denn die Stadtvertreter haben dem Antrag der FDP/MUG-Fraktion mehrheitlich zugestimmt. Das heißt, die Verwaltung muss den besagten Bereich und eine künftige mögliche Nutzung jetzt zügig prüfen, einen Aufstellungsbeschluss sowie eine mögliche Veränderungssperre vorbereiten.

Vernichtendes Urteil

Seitdem die Pläne der Biohennenlegeanlage bekannt sind, gibt es insbesondere von Anwohner massiven Wiederstand. Mehr als 1000 Unterschriften gegen die Pläne des Investors sind bereits gesammelt worden. Zu den Argumenten gegen die Anlage zählen zum einen touristische Bedenken, die auch der Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte teilt, und auch eine Stellungnahme der Ornithologen Warens, die ein vernichtendes Urteil fällen: “Massentierhaltung vor den Toren einer Kurstadt ist absurd”, schreibt Orinithologe Dr. Klaus Kremp und meint, dass so eine riesige Anlage einen Einfluss auf die umgebenden Natur habe und dass trotz der Bezeichnung “Bio” bedenkliche Stoffe wie Antibiotika, Nitrate und ähnliches in den Naturkreislauf gelangen würden. “Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die geplante Großanlage in vielfältiger Weise auch Einfluss auf die Vogelwelt nehmen würde und weitere naturnahe Landschaftselemente gestört würden. Das ist unserer Ansicht nicht mehr zeitgemäß. ”

Ehe sich der Investor für das etwa acht Hektar große Areal in Warenshof entschied, wollte er bei Panschenhagen loslegen. Auch die dortigen Einwohner protestierten und monierten in sehr ausgefallenen Demonstrationen, dass so eine Anlage nichts, aber auch gar nichts mit sanftem Tourismus zu tun habe. Befürchtet wurden nicht nur Geruchs- und Lärmbelästigung, sondern auch eine Zerstörung des Landschaftsbildes sowie der Fauna und Flora durch die sieben Meter hohen Ställe. Außerdem, so die Gegner, habe so eine Massentierhaltung nichts mit Bio und Co. zu tun, sondern sei beispielsweise auch eine Gefahr für das Grundwasser und en Boden, der überdüngt werde.
Das Bauantragsverfahren für Panschenhagen ruht inzwischen, jetzt hofft Fritz Horst Melsheimer, dass er in Warenhof zum Zuge kommt.


11 Antworten zu “Noch keine Zustimmung für geplante Biohennenlegeanlage”

  1. Mario Gütschow sagt:

    Es ist immer wieder ärgerlich zu sehen wie die Komunalen Anstrengungen übergangen werden. In Grüssow war es genauso, alle stimmen dagegen und gebaut wird doch. Da muss man sich nicht wundern das man Politik nicht mag
    und immer schwerer Leute für die Gemeindevertretungen findet. Genau so wird es mit Funktürmen und Windanlagen
    gemacht.

  2. Silke kößler sagt:

    Warum tragen die Leute keine Maske?
    Warum müssen unsere Kinder in der Schule eine tragen und die nicht?
    Es ist immer wieder traurig so etwas sehen zu müssen.

    • Laut Corona-Landesverordnung muss bei Sitzungen keine Maske getragen werden, wenn die Teilnehmer auf Abstand zueinander sitzen. Sobald sie aufstehen, müssen sie Maske tragen, am Rednerpult darf sie wieder abgenommen werden. In den Schulen in unserem Landkreis muss übrigens derzeit keine Maske getragen werden.

  3. Martin Beümmer sagt:

    Und da ist er wieder, „der Retter, der Held, der Macher …“, den Menschen Hoffnungen machen und so tun, als ob man den Schlüssel zum Erfolg gefunden hat. Jeder der mal auf die Landkarte schaut und sich die Größenverhältnisse der zu überplanenden Flächen anschaut, wird schnell sehen, dass es wieder mal reiner Populismus ist, was unser „engagiertester“ Stadtvertreter da von sich gibt. Schön der Stadt den „schwarzen Peter“ zuschieben und bei nicht gelingen die Hände hochreißen und sagen: die haben es ja nicht geschafft.
    Es wäre aus meiner Sicht auch ein reiner Verhinderungsbeschluss und das ist nicht zulässig.

  4. ABC sagt:

    Hallo, Herr Beümmer, wer diese elende Vogelquälanlage hier verhindert, hat Respekt verdient. Ich kenne Herrn Schnur nicht persönlich, aber ich bin sehr dankbar, dass er Alternativen aufzeigt.

    Diese Massentierhaltung ist eine Sauerei vor dem Herrn.

  5. Toralf Schnur sagt:

    Zunächst freue ich mich, dass der Bürgermeister selbst, vertreten durch den zuständigen Amtsleiter Herrn Dann, eingeräumt hat, dass das durch mich und die FDP/MUG-Fraktion vorgeschlagene Verfahren möglich ist. Wir (von mir aus auch ich ganz allein) spielen uns also nicht als der Retter, Helden oder Macher auf, sondern schlagen einen rechtlich einwandfreien Weg vor, der es der Stadt ermöglicht die städtebauliche Sicht auf das entsprechende Areal zu richten und ggf. neu darüber zu entscheiden.

    Entsprechend der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes vom 9. August 2016 unter Aktenzeichen 4 C 5.15 folgt, dass das Recht der gemeindlichen Planungshoheit, bis zu dem Zeitpunkt, in dem eine Baugenehmigung erteilt wird, besteht, gleichzeitig geht diese Entscheidungsfreiheit der Gemeinde ausschließlich zu Lasten des Bauherrn. Erst die erteilte Baugenehmigung selbst ersetzt der gemeindlichen Planungshoheit eine Grenze.

    Wir fordern also nicht etwas zu verhindern, sondern vielmehr, dass sich die Stadt bis zu einer zu erwartenden Baugenehmigung Gedanken macht, ob das Areal links und rechts der B108 städtebaulich entwickelt werden soll und wenn ja wie. Die Stadtverwaltung stand dem recht offen gegenüber, so gesehen verstehe ich nicht, wo das Problem liegt. Es war eine Diskussion, die mehr von einem Miteinander als einem Gegeneinander geprägt war.

    Ärgerlich ist, dass auf Antrag von CDU und FDP/MUG bereits am 22.05.2019 ein Antrag über die Neuaufstellung eines Flächennutzungsplans der Stadt Waren (Müritz) beschlossen wurde und hier im Besonderen der Punkt 2 nie betrachtet bzw. umgesetzt wurde. Hier sind alle Planungsziele aufgelistet gewesen, wie bspw. die Darstellung der Grundzüge der Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Stadt, die besondere Berücksichtigung der Entwicklung von Wohnbauflächen für den Bedarf der gesamten Stadt durch Darstellung entsprechender Wohnbauflächen, die Planungsrechtliche Sicherung der Standortanforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung oder die Einfügung der bestehenden und neu darzustellenden Bauflächen in das Orts- und Landschaftsbild.

    Hätten wir unsere Hausaufgaben also vollständig gemacht, dann würden wir heute nicht diskutieren müssen, aber es sit eben so, also müssen wir jetzt nach vorne blicken. Natürlich ist allen Beteiligten (einschließlich meiner Person) klar, dass es durchaus dazu kommen kann, dass dort eine Legehennenanlage entsteht. Ich erwarte nur, dass wir uns mit der städtebaulichen Entwicklung in diesem Bereich beschäftigen.

    Abschließend noch soviel, ganz besonders hat mich gefreut, dass die sachliche Diskussion gerade dazu führte, dass auch Frau Julitz als Landtagskandidatin der SPD unserem Antrag zugestimmt hat. Wie bereits gesagt, die Diskussion war von großer Sachlichkeit und inhaltlicher Schärfe geprägt, weshalb auch eine deutliche Mehrheit den Vorschlag getragen hat. Es war ein wirklich schönes Signal an die Demokratie, dass ohne persönliche Angriffe und ohne Schaum vorm Mund diskutiert wurde. Es war ein guter Tag und eine gute Entscheidung für die Stadt.

  6. Simon Simson sagt:

    Wenn es sich bei Herrn Beümmer um einen Tippfehler und es sich um einen Kommentar vom Herr Brümmer handelt, bin ich etwas sauer auf die Unsachlichkeit. Herr Brümmer ist ein noch nicht so lange amtierender Stadtvertreter, SPD, wobei unklar ist, ob und wie sehr er der Verfilzung insbesondere im Bauausschuss, widersteht. Es geht nicht um mehr oder weniger Show für Herrn Schnur, sondern darum, ob das Areal trotz Knappheit an Bauland für die Massentierhaltung im Stadtgebiet verhökert wird. Natürlich an einen Großinvestor, den es, wie stets, je nach Nähe, zu hofieren gilt. In dieses Bild passt für mich, wenn o.g. Stadtvertreter zwar auf den nervig umtriebigen Herrn Schnur schimpft, aber nichts schreibt, wie er sich selbst in der Sache engagiert. Wäre schade fürs Erste oder es gibt auch einen anderen, nicht als Stadtvertreter aktiven Herrn Beümmer.

  7. PeMi sagt:

    Die nächste Konsequenz ist der Bau von Windrädern! Die Ankündigung kam bereits von Herr Böhrensen, Geschäftsführer der Naturagrar Waren GmbH.
    Die Perle an der Müritz ist dann bald Geschichte!

  8. ABC sagt:

    Na, das mit den Windrädern wäre ja ein Riesenunsinn. Warum können denn da nicht paar friedliche Häuschen stehen und Menschen freuen sich, dass sie schön ruhig leben können. Vielleicht ist es ja naiv, aber warum kann man die Fläche nicht einfach in Ruhe lassen? Für Wildbienen oder andere Insekten. Die Menschen kommen doch hierher, weil es hier NICHT so zugepflastert ist wie anderswo schon lange. Und deswegen leben wir doch hier. Sonst könnten wir ja wegziehen an Orte, wo man wenigstens ein anständiges Gehalt gezahlt bekommt und wo eine Schwimmhalle so normal ist wie ein Kino oder eine Bibliothek.

  9. Martin Brümmer sagt:

    Antwort an Simon Simson

    Erstens bin ich kein Stadtvertreter sondern „sachkundiger Bürger“ für die SPD.
    Zweitens würden mich die Verfilzungen im Bauausschuss sehr interessieren. Sollte außer Anschuldigungen ihrerseits, irgendetwas an diesen Behauptungen dran sein, bitte ich Sie, mir oder besser dem Ausschuss ihre Erkenntnisse mitzuteilen.
    Drittens gehört das Gelände (meines Wissens) schon längst dem „Investor“ und es handelt sich auch nicht um städtisches Gelände. Es wurde ihm (wenn ich das richtig verstanden habe) vom Landkreis vorgeschlagen.
    Viertens plant die Stadt gerade ein sehr großes neues Wohngebiet (B-Plan Papenberg Nr. 24a).

    Zu meinem Standpunkt in dieser Sache:
    Ich sehe keine objektive und rechtliche Möglichkeit, dieses Vorhaben abzulehnen. (Die Stadt ist auch nicht zuständig, sondern der Landkreis). Das betreffende Gelände ist als landwirtschaftliche Nutzfläche deklariert. An dieser Stelle könnte auch eine ganz andere Anlage stehen, eine konventionelle mit viel mehr Tieren und keiner Außenfläche. Da ist mir eine Bio Anlage um ein Vielfaches lieber. Mir ist auch vom Investor nichts negatives bekannt.
    „Alle“ wollen Tierwohl und vernünftiges Essen, aber die Herstellung „bitte nicht in meiner Nähe“. An genau der selben Stelle stand noch vor Jahren eine Anlage in Käfighaltung mit 40.000 Tieren. Mir ist keine Bürgerbewegung bekannt, die dagegen vorgegangen ist. Auch sind mir keine Beschwerden bekannt, dass es damals eine Geruchsbelästigung in Warenshof oder Vielist gab.
    Nun zu dem Vorhaben von Herrn Schnur:
    Der Vorschlag beinhaltet, dass die derzeitige landwirtschaftliche Fläche von der Stadt so zu überplanen ist, dass dort ein Wohngebiet entsteht. Das muss begründet und nachvollziehbar sein. Einfach zu behaupten, wir haben etwas vor, reicht aus meinem Rechtsverständniss nicht aus. Das wäre ein Verhinderungsbeschluss und das ist nicht zulässig. Wenn Sie sich also die zu überplanende Fläche einmal anschauen, werden Sie feststellen, dass diese so groß wie Waren West ist. Finden Sie das realistisch!? Die demographischen Zahlen geben das jedenfalls nicht wirklich her. Herr Schnur hat jetzt den „schwarzen Peter“ der Stadt untergeschoben. Denn sollte die Verwaltung jetzt nicht in der Lage sein, eine Überplanung darzustellen, ist sie wieder schuld.

    Die Arbeit aller Ausschüsse ist öffentlich, bis auf einen kleinen Teil in dem es meistens um sensible Daten geht. Ich lade Sie ein, diese zu besuchen und die dortige Arbeit zu beobachten. Einige Zusammenhänge erschließen sich erst in der Nachfrage oder Diskussion. Wenn Sie mitarbeiten möchten, suchen sie sich eine Partei und arbeiten dort in der Fraktion mit. Man muss kein Parteimitglied sein, das bin ich auch nicht. Zu persönlichen Gesprächen stehe ich gern zur Verfügung. Einfach anschreiben oder noch besser ansprechen.

    Und als letztes: Nennen Sie mir doch bitte ein objektives Argument, was gegen diese Anlage spricht, nicht subjektiv (aus persönlichen Gründen). Bis jetzt kam von den Personen, die mich kritisieren jedenfalls noch nichts wirklich Sachliches.

  10. ABC sagt:

    Ganz kurz: Wenn es soviel Platz gibt, dann kann er die Tiere ja auch ‚rauslassen, dass die auch ein Leben haben. Denn schon zu Walthers Zeiten wusste man, wo sie hingehören – auf die Vogelweide.
    Dass man eine Fläche – so dicht an der Ortschaft – für solche Massentierhaltung hergibt, ist schon ein Phänomen.(Das sollte es an keinem Ort geben.) Diese Quälhaltung von Vögeln hat etwas übel Hässliches, auch Ekliges an sich. Ich glaube, wenn dort Rinder auf der Weide stünden, würde kein Mensch etwas sagen. Abgesehen von dem Tierleid, was sowieso nur Wenige interessiert, steht die Anlage dem Charakter der Kurstadt Waren krass entgegen. Selbst die „Vogelweide“ müsste bei so vielen Tieren weiter dezentral liegen.
    Mein rein subjektives Empfinden ist so als hätte man gesagt: „Wir nehmen in Kamerun alles weg und schaffen da z.B. eine Müllverbrennungsanlage mit Tierkörperbeseitigung.“
    Wenn es vor Jahren so war, dass dort eine Legehennenanlage scheinbar kritiklos hingenommen wurde, heißt das nicht, dass es jetzt automatisch auch so ist. Die Zeiten ändern sich. Viele Generationen von Tierleben liegen dazwischen.
    Man tut heute viele grausame Dinge nicht mehr. (Scheiterhaufen, Vierteilen, Leibeigene halten, das Recht der „ersten Nacht“ , abschneiden von Ohren, usw.) Viele Generationen Menschenleben liegen dazwischen.
    Ich weiß auch, dass sie woanders Hunde essen. ABER NICHT HIER !!!!!!!!

    Ich danke Herrn Brümmer für seine Ausführungen. Dass dem „Investor“ das Gelände möglicherweise gehört, klingt
    in meinen Ohren traurig. Trotzdem – und auch wenn es landwirtschaftliche Fläche ist – sollte er damit nicht tun und lassen können was ihm beliebt.