Gastgeber der Region in der Zwickmühle: 2-G oder 3-G?

5. November 2021

Auch an der Müritz sind die Diskussionen über die aktuellen Corona-Regeln vor allem für Veranstaltungen, aber auch in Gaststätten und Hotels in vollem Gange. Keine Veröffentlichung über ein Event, das unter 2- oder 3-G stattfindet, über dann nicht heftig gestritten wird. Das geht inzwischen auch so weit, dass sich Gastronomen der Müritz-Region an den Pranger gestellt fühlen, wenn sie eine der Regelungen anwenden.
„Wir sind Müritzer“ hat die Regelungen deshalb noch einmal hinterfragt und sich auch bei Unternehmen erkundigt. Eines vorweg: Vor allem viele Restaurantbesitzer scheuen die Öffentlichkeit, haben regelrecht Angst vor Anfeindungen in der Öffentlichkeit, vor Beschimpfungen und sogar vor Übergriffen.

„Vorweg muss man festhalten, dass Gastronomen und Hoteliers Gastgeber sind, die grundsätzlich nicht daran interessiert sind, Gäste auszuschließen oder – wie in den sieben Monaten des Lockdowns – gar keine Gäste empfangen zu dürfen“, erläutert Birte Nagel als Beraterin der Branche. „Gastgeber werden leider durch politische Entscheidungen und Verordnungen dazu gezwungen, sich zumindest zeitweise oder bei Veranstaltungen für ein Modell zu entscheiden. So werden sie jedoch für viele Gäste, die sich ausgeschlossen fühlen zum Sündenbock, egal für welche Variante sie sich entscheiden.“

Ein Warener Gastronom schildert die augenblickliche Lage so: „Wir stehen zwischen Baum und Borke. Führen wir keine Regelungen zum Schutz vor Corona ein, sind wir die Bösen und eventuell auch verantwortlich, wenn es bei uns zum Beispiel bei einer Weihnachtsfeier zu mehreren Infektionen kommt. Den Ruf, den wir dann bekommen, können wir gar nicht wieder glatt bügeln. Führen wir aber Regeln ein, sind einige Gäste sauer und meiden unser Restaurant. Und dazu werden wir in Netzwerken schlecht gemacht. Ja sogar Boykott-Aufrufe werden gemacht.“

Doch welche Regelungen bieten welche Vor- und Nachteile?

„Wer jetzt Gäste durch die 2G-Regelung ausschließt, läuft Gefahr, dass diese Gäste auch später nicht wiederkommen. Doch warum entscheiden sich einige für die 2G-Regelung? Wenn nur noch Geimpften und Genesenen der Zutritt gewährt wird, entfallen die Abstandsregel, die Maskenpflicht und die Datenerfassung zwecks Kontaktverfolgung. Durch den Wegfall der Abstandsregel können also mehr Personen zugelassen werden und mehr Umsätze generiert werden, die nicht nur nach der 7-monatigen Schließung, sondern generell in saisonal geprägten Gebieten notwendig sind, um die Nebensaison zu überstehen. Eine Auslastung wäre also so, wie in normalen‘ Zeiten vor der Corona-Pandemie möglich“, erklärt Birte Nagel, die in vielen Restaurants und Hotels unterwegs ist und die Situation, die Stimmung und auch die Bedenken dort bestens kennt.

„Kein Gastgeber wollte vor diese Entscheidung gestellt werden“

So viele der Gäste auch gegen die 2G-Regelung sein mögen, es gebe anderseits auch viele Geimpfte und Genesene, die explizit danach fragen und dann nur diese Häuser auswählen. Sie wünschen sich Sicherheit und, wieder ohne Einschränkungen Essen zu gehen oder auch an den Festtagen feiern zu können.

Richtig problematisch seien die Regelungen für Kinder, die ungeimpft ab einem Alter von 7 Jahren einen tagesaktuellen Test benötigen und ab 1. Dezember ab zwölf Jahren ebenfalls geimpft oder genesen sein müssen.  (https://www.mv-corona.de/news/das-2g-modell-wird-eingefuehrt)

Bei der 3G-Variante haben wie bisher alle Menschen die Möglichkeit, mit Impfausweis, Genesenennachweis oder tagesaktuellem negativen Test die Lokalitäten aufzusuchen. Hier gelten allerdings weiterhin Maskenpflicht (außer an den Tischen), Registrierungspflicht von mindestens einem Gast pro Tisch und die bekannten Abstandsregeln. Diese seien für Häuser mit großen Platzkapazitäten, auch nach dem jahresbedingten Wegfall der Außenplätze, sicher besser umsetzbar.

Bei 3G werde kein Gast von vornherein ausgeschlossen. Inwieweit die Gäste allerdings dazu bereit seien, für die Schnelltests im Vorfeld eines Restaurantbesuchs zu bezahlen und ob die Verordnungen bei den erwartenden steigenden Infektionszahlen in diesem Winter wieder weiter verschärft werden müssen, sind offene Fragen, die den Gastgeber gerade große Sorgen machen und ihnen die Planungssicherheit nehmen

„Für welche Möglichkeit man sich also entscheidet, sie bringt neue Herausforderungen und Konflikte mit sich, die auf dem Rücken der Gastgeber ausgetragen werden und nicht nur für die Gegenwart, sondern auch mit Auswirkungen auf die Zukunft. Letztendlich ist es eine unternehmerische Entscheidung, die vermeintlich bessere Option für sein Haus zu wählen, aber sicher keine Entscheidung, vor die ein Gastgeber je gestellt werden wollte und für die er verurteilt werden sollte“, so Birte Nagel.


6 Antworten zu “Gastgeber der Region in der Zwickmühle: 2-G oder 3-G?”

  1. Petra sagt:

    Diese 2 G-Regel ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Inzwischen sind auch viele Geimpfte , und ich habe selber 2Genesende im Ruhrpott, die erneut erkrankt sind. Abstand, Maske und Nachverfolgung durch Erfassung ist meiner Meinung nach wichtiger, denn auch 2G kann den Virus verteilen und ist kein Allheilmittel

  2. Lasse sagt:

    2 G-Regel geht gar nicht, hatten wir schon mal. In den dunklen Zeiten damals. Wollen wir da wieder hin?

  3. Bille sagt:

    Das es schwierig ist,mit dieser Entscheidung…. keine Frage.
    Es ist im wahrsten Sinne: ,,Wählen zwischen Pest und Kolera,“
    Aber immer wieder in irgendwelchen Kommentaren
    die Verbindung mit dem dritten Reich und und den damit verbundenen Grausamkeiten herzustellen und einen Vergleich damit zu ziehen, ist in meinen Augen völlig deplatziert!
    Bei diesem ganzen Corona Sch……
    und den ganzen Versuchen alles richtig zu machen, hat doch niemand die perfekte Lösung,aber hinterher wissen es alle besser.Es ist wie überall….
    In diesem Sinne,bleibt gesund und
    ein schönes Wochenende

  4. Warener sagt:

    Ich kann es nicht mehr hören. Die Geimpften und Genesenen sollten wieder in der Öffentlichkeit mehr Rechte bekommen.
    Wer sich nicht impfen lassen möchte, muss dann mit den Einschränkungen leben.
    Ich denke , dass auch der Gastronom an seinen Schutz und seiner eigenen Mitarbeiter denken sollte und nicht nur an seinen Profit.
    Auf solche Gäste kann man verzichten, denn die Mehrheit der Bevölkerung ist geimpft.

  5. Ein freier Mensch sagt:

    Ich bin entsetzt, immer wieder diskriminierendes ja sogar faschistoides Gedankengut zu lesen. Speziell für euch, aber natürlich auch für alle Freigeister, die Zeilen von Albert Schweizer – Arzt, Philosoph, Theologe, Friedensnobelpreisträger.

    Ein freier Mensch

    Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein.
    Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zu fallen – wenn ich es kann.
    Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten.
    Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt.
    Ich will dem Risiko begnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen, Schiffbruch erleiden und Erfolg haben.
    Ich lehne es ab, mir den eigenen Antrieb mit einem Trinkgeld abkaufen zu lassen.
    Lieber will ich den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten, als ein gesichertes Dasein führen; lieber die gespannte Erregung des eigenen Erfolgs als die dumpfe Ruhe Utopiens.
    Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben.
    Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen:

    Dies ist mein Werk! Das alles ist gemeint, wenn ich sage:

    Ich bin ein freier Mensch!

  6. Simon Simson sagt:

    Interessant ist der Begriff Zwickmühle. Er bedeutet, dass man in eine missliche Lage geriet, in der es rasant schnell abwärts geht, man de facto nur noch verlieren kann. Andererseits sagt er auch was dazu, dass man vorher beim Mühlespiel schlecht aufgepasst hat. Vielleicht waren nur die Gastronomen damit gemeint, die sich auf die absehbare Lage nicht eingestellt haben. Birte Nagel verschiebt aber den schwarzen Peter unzulässig. Die Politiker müssen angesichts der Bedrohung durch das Virus Entscheidungen treffen. Sie haben sich die Pandemie nicht ausgedacht. Zum Entscheiden haben wir sie gewählt. Sie sollen für uns Schaden abwenden vom Volk und damit natürlich auch von Gastronomen, alle gleich behandeln (Rechtsstaat, Grundgesetz). Deshalb sind eher sie die Sündenböcke für die Coronaleugner und die Gastronomen vielleicht auch Blitzableiter, wenn ein Unterbelichteter die Risiken der Impfung entgegen allen, weltweiten Statistiken höher, als die durch eine Coronainfektion sieht. So eine abstruse Haltung wird sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch in anderen Dingen zeigen, dem Einnehmen einer Opferrolle, dem Ausweg in rechte Ideologien mit Tendenz zur „Verteidigung“ ihrer Wahrheit. Wie Warener sagt: Auf solche Gäste sollten die Gastronomen geschlossen verzichten. Das führt dann zu weniger Konfrontationen. Dieser mögliche Ausweg unterscheidet ihr Schicksal von dem in einer Zwickmühle.