Pandemie und Psyche: Mädchen in MV leiden besonders

6. Oktober 2022

In der Corona-Pandemie zeigen sich weiter Gesundheitsfolgen für Kinder und Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern. Vor allem Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren sind betroffen. Sie leiden im Vergleich zur Vor-Corona Zeit deutlich häufiger unter Depressionen, Essstörungen, Angststörungen und Adipositas. Das ist das Ergebnis des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Mecklenburg-Vorpommern. Für die repräsentative Analyse wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von 25.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen. Danach gingen Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Arzneimittelverschreibungen in 2021 insgesamt weiter zurück.

DAK-Landeschefin Sabine Hansen warnt vor Langzeitfolgen. Für den Kinder- und Jugendreport untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 25.000 Kindern und Jugendlichen aus MV bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2021.

Beispielsweise flossen 2021 rund 141.000 Arzneimittelverschreibungen, 122.000 Arztbesuche und 4.000 Krankenhausaufenthalte in die Analyse ein. DAK-Landeschefin Hansen fordert konzertierte Aktion „Die neuen Daten zeigen bei Depressionen und Angststörungen eine dramatische Entwicklung“, sagt Sabine Hansen, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir dürfen die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen. In einer konzertierten Aktion müssen die Politik in MV und Fachleute aus allem beteiligten Bereichen die Folgen der Pandemie kurzfristig bewerten und Sofortprogramme und Hilfsangebote starten. Wichtig sind offene Schulen im nahenden Corona-Winter. Und auch die Aufrechterhaltung von haltgebenden Alltagsstrukturen, wie beispielsweise Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kinder brauchen einen sicheren Raum, um sich selbstbestimmt und gesund zu entwickeln.“

Anstieg psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen

Die Daten des Kinder- und Jugendreports MV zeigen, dass vor allem bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren die Neuerkrankungsraten bei psychischen Erkrankungen zunehmen. So wurden beispielsweise 2021 im Vergleich zu 2019 weit mehr als ein Drittel der Teenager aufgrund einer Angststörung (plus 37 Prozent) oder von Verhaltens- und emotionalen Störungen (plus 30 Prozent) ärztlich versorgt. Einen deutlicheren Anstieg gab es bei jugendlichen Mädchen: So wurden etwa ein Drittel mehr Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren mit einer Depression (plus 25 Prozent) und ein Fünftel mit Angststörung (plus 19 Prozent) behandelt. Besonders auffällig: Jugendliche Mädchen mit Depressionen wurden verstärkt mit Medikamenten behandelt. So legte die Verordnung von Antidepressiva um sieben Prozent zu (Steigerung 133 Prozent).

Große Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen

Mädchen und Jungen leiden unterschiedlich unter den Auswirkungen der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen. Das zeigt ein Blick in die Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen: Hier stiegen die Behandlungen aufgrund einer Angststörung bei Mädchen um zehn Prozent, während bei den Jungen ein Rückgang festzustellen ist (23 Prozent). Ebenfalls deutlich ist der Geschlechtsunterschied auch bei Depressionen in der Altersklasse 15-17 Jahre): Während 25 Prozent mehr Mädchen 2021 erstmalig aufgrund einer Depression behandelt wurden, war bei den Jungen nur ein Anstieg um sieben Prozent zu verzeichnen.

Adipositas-Anstieg bei Grundschülern und älteren Jungen

In der Altersgruppe der 5-9-Jährigen stiegen die Adipositas-Zahlen insgesamt an: Im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum erhielten 24 Prozent mehr Grundschulkinder 2021 die Diagnose Adipositas. Dabei fällt die Zunahme bei den Jungen (45 Prozent) deutlich stärker aus als bei Mädchen (sechs Prozent). In der Altersklasse der 15- bis 17-Jährigen ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen wesentlich deutlicher: So nahmen 2021 die Neuerkrankungen bei den 15- bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen im Vergleich zu 2019 um 42 Prozent zu, während es bei den Mädchen ein Rückgang um rund ein Drittel (minus 31 Prozent) gab.

Weniger Arztbesuche, Medikamente und Krankenhausaufenthalte

Im zweiten Corona-Jahr kamen insgesamt weniger Kinder und Jugendliche in MVs Arztpraxen und Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Arztbesuche um ein Prozent und Krankenhausaufenthalte um 18 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Besonders groß fielen die Rückgänge bei Infektionskrankheiten (minus 18 Prozent) und Muskuloskelettale Erkrankungen (minus 17 Prozent) aus. 2021 bekamen auch neun Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel als in der Vor-Corona-Zeit verschrieben. Die Zahl der verordneten Antibiotika sank um 44 Prozent, die der Reserveantibiotika sogar um 49 Prozent.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 160.000 in Mecklenburg-Vorpommern, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.


5 Antworten zu “Pandemie und Psyche: Mädchen in MV leiden besonders”

  1. G.Rehfeldt sagt:

    Wer diese Auswirkungen vor einem Jahr prophezeite, galt wahlweise als Schwurbler, Aluhutträger oder Coronaleugner. Merkel äußerte sich während einer Ministerpräsidentenkonferenz dahingehend, dass sie sich nicht anhängen ließe, Kinder zu quälen……
    Es gibt Namen und Verantwortliche für das, was im Bericht beschrieben wird, ob sie je Verantwortung übernehmen, bezweifle ich stark.
    Ich frage mich auch, wie es den vielen Befürwortern der Maßnahmen , ob in Bezug auf Kinder und Jugendliche oder Menschen in Altenheimen und Pflegeheimen geht. Auch hier erwarte ich keinerlei Einsicht und eventuelle Erkenntnisse .
    Ein Anfang wäre , zu erkennen: ich habe mitgemacht, um eventuell bei nächsten staatlichen Maßnahmen anders zu reagieren.

  2. Stefan-Fan sagt:

    Genau G. Rehfeldt, Sie sind so weise und unpauschal, das ist schon ziemlich erschreckend.
    Eltern tragen natürlich keine Verantwortung für ihre Kinder. Diese übernimmt vollumfänglich die Politik. Ja, so ist es wohl.

  3. G.Rehfeldt sagt:

    @ Stefan – Fan, ich habe in meinem Kommentar in keiner Weise geschrieben, dass Eltern keine Verantwortung für ihre Kinder haben. Sie scheinen allerdings die Maßnahmen , die im vergangenen Jahr in Bezug auf Kinder und Jugendliche getroffen wurden, zu befürworten und den zahlreichen inhaltsgleichen Untersuchungen , Berichten aus Jugendpsychatrien , diversen Statistiken , berichten von Ärzten und nicht zuletzt Erfahrungen von Eltern und Erziehern zu widersprechen .
    Natürlich sind zuallererst die Eltern verantwortlich, aber die Rahmenbedingungen für die Schulbildung werden von der Politik geschaffen, und wenn flächendeckend kein Unterricht stattfindet, die Digitalisierung in Deutschland eher einem dritte Welt Land gleicht, der Einbau von modernen Lüftungsanlagen an der Bürokratie scheitert …tja, da sind einem als Eltern schon ein wenig die Hände gebunden.
    Dazu kommt der Aspekt, dass nicht alle Eltern in der Lage sind, ihre Kinder zu Hause entsprechend anzuleiten, zu unterstützen und zu fördern, weil sie selbst in diversen Notlagen stecken. Sprechen Sie gerne mit Kollegen der Jugendhilfe, schauen Sie sich den Armutsbericht in Bezug auf Kinder und Jugendliche an…..
    Ich finde es schon erstaunlich, dass es selbst jetzt, nachdem die Aufarbeitung der Maßnahmen in Bezug auf Corona von offizieller Seite aufgezeigt wird, noch Befürworter wie Sie gibt.
    Gerne können wir auch noch über die katastrophalen Auswirkungen der Maßnahmen in alten und Pflegeheimen diskutieren.

  4. Stefan-Fan sagt:

    Ihre pauschalierten Schubladenthesen überdenken Sie bitte mal. Vielleicht gibt es auch Menschen, die Corona nicht leugnen u. gleichwohl nicht a l l e Regierungsentscheidungen zu diesem Thema gut heißen. Könnten Sie sich dieses Phänomen vorstellen?

  5. G.Rehfeldt sagt:

    @ Stefan- Fan, Sie sind wahrlich ein Meister darin, anderen Kommentatoren Dinge in den Mund zu legen. In keinem meiner Post habe ich Corona geleugnet, wohl aber die Maßnahmen und explizit die, die in Bezug auf Corona bei Kinder und Jugendlichen ergriffen wurde.
    Ich könnte Ihnen auf Anhieb zehn Artikel, zehn Studien verlinken, die die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Kinder und Jugendlichen aufzeigen.
    Wenn Sie angesichts der Fülle dieser Aussagen an Ihrem Narrativ festhalten, dann ist das in Ordnung. Ich diskutiere allerdings immer gerne faktenorientiert, und denke, dass Sie in Zukunft nicht mehr mein Disskussionspartner sein werden.
    Ich gehe davon aus, dass Sie keine Kinder haben, wenn doch , hoffe ich, dass Ihnen selbige nicht irgendwann Fragen zum warum und weshalb stellen.