Streit bei Grünen – Direktkandidat Frey will austreten und sich trotzdem wählen lassen

17. August 2021

Ist es ein Wahlkampfmanöver oder haben die Grünen tatsächlich einen ihrer Direktkandidaten an der Mecklenburgischen Seenplatte für die Landtagswahl verloren? Wie „Wir sind Müritzer“ von Stephan Frey erfuhr, hat er gut fünf Wochen vor der Wahl angekündigt, bei den Grünen auszutreten. Zur Wahl antreten will er im Wahlkreis 14 für Malchin, Stavenhagen und Altentreptow aber trotzdem – als Einzelperson, wenn der Wahlleiter „mitspielt.“
Der 52 Jahre alte Mann aus Briggow bei Stavenhagen, der seit 1989 schon  Mitglied der Ökopartei ist, wirft seinen Mitstreitern „Verlogenheit“ vor.

Dahinter steckt der uralte Konflikt zwischen Fundamentalisten – Fundis wie Jutta Ditfurth – und Realos wie Joschka Fischer. Frey rechnet sich den Fundis zu, er kommt aus Nordrhein-Westfalen, war später nach Briggow gezogen. Sein Standpunkt geht auch aus einem umstrittenen Kriegs-Wahlvideo hervor, dass auf das Konto des 52-Jährigen geht.

Das Video mit Bombenabwürfen und anderen Kriegsszenen mit Wehrmachtssoldaten hatte der Briggower produzieren lassen, ohne seine grünen Parteifreunde zu fragen und um sich mit der AfD auseinanderzusetzen. Kürzlich wurde es öffentlich. Dann aber schnell wieder „einkassiert.“

Darin heißt es „Überlassen Sie unsere Zukunft nicht den Gestrigen und Klimaleugnern“, womit Leute gemeint sind, die der Theorie vom Klimawandel nicht folgen wollen. Selbst unter Wissenschaftler ist umstritten, wieviel Einfluss der Mensch auf die in bestimmten Zyklen ablaufende Erderwärmung hat.

Und außerdem heißt es in Freys Spot  „Geschichte kann sich wiederholen“. Einfach gesagt, wer der Argumentation der Grünen nicht folgt, nimmt kriegerische Auseinandersetzungen in Kauf, oder schlimmer noch: Provoziert solche Kriege.

Das war dann wohl sehr „starker Tobak“. So distanzierte sich die MV-Landespartei auch von Frey, und wollte eigentlich mit ihm sprechen. Man wolle Leute, die dem Klimawandel skeptisch gegenüberstehen, nicht „unreflektiert mit Nationalsozialisten gleichsetzen“, hieß es vom Landesverband. Danach wurde Frey prompt von einer Wahlkundgebung in Malchin ausgeladen, seinem Wahlkreis. Das ging dem Briggower zu weit. Die Parteispitze sei verlogen und ordne alles einer hohen Prozentzahl bei der Wahl unter – und er kündigte nach 32 Jahren seinen Austritt an. Die Grünen können nun nichts mehr machen, die Wahlzettel sind gedruckt, die Briefwahl läuft an. Beide Seiten wollen die endgültige Trennung. Aber Frey will trotzdem zur Wahl antreten – sich auch wählen lassen und selbst SPD wählen, wie er sagt.


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