Untersuchungen bestätigen: Zerkarien in der Müritz

26. Juli 2018

Jetzt ist es amtlich: In der Müritz treiben Zerkarien ihr Unwesen, und im Melzer See sind sogar Blaualgen festgestellt worden. Das teilte der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte soeben mit. An der Badestelle am Melzer See in Melz sind inzwischen Warnhinweise angebracht worden.

Wie berichtet, kam es bei Badenden in Klink (Müritz) seit einigen Tagen vermehrt zu juckenden Hautirritation; betroffen waren insbesondere Kinder. Das Gesundheitsamt des Landkreises hat daraufhin Untersuchungen durchgeführt und verschiedene Wasserproben entnommen.

Hierbei wurden – wie vermutet– Zerkarien nachgewiesen, die als Verursacher der Hauterscheinungen (Zerkarien- oder Badedermatis) bekannt sind und in der Natur in Binnengewässern vorkommen.

Wassertemperaturen über 20° C begünstigen deren Vermehrung; darum führen die jetzt durchgängig hohen Temperaturen natürlich insbesondere in ufernahen Flachwasserbereichen zu optimalen Lebens- und Vermehrungsbedingungen. Das erklärt auch, warum häufig Kinder von den Hauterscheinungen betroffen sind: Kinder halten sich vor allem dort in den Uferbereichen auf.

Generell handelt es bei diesem Phänomen – wie z. B. auch bei der Algenblüte– um normale und natürliche Vorgänge an Binnengewässer, die bei sommerlichen Temperaturen typisch sind.

Bei der Badedermatitis oder Zerkariendermatitis kommt es zu stark juckenden Hauterscheinungen in den betroffenen Körperregionen Es bilden sich leicht rötliche und juckende Quaddeln auf der Haut
Die Ursache sind meist kleine Larven von Saugwürmern (Trematoden), die in die Haut eindringen. Normalerweise befallen diese Zerkarien Wasservögel, besonders Enten, der Mensch ist für sie ein sogenannter Fehlwirt.

Die Zerkarien sind durch den Juckreiz zwar unangenehm, jedoch ungefährlich. Weil die Lebensdauer der Larven nur sehr kurz ist, halten die Reizerscheinungen in der Regel nur wenige Stunden an und klingen dann folgenlos ab; eine spezifische Behandlung ist nur bei ausgedehnter Reaktion oder anhaltenden Entzündungserscheinungen. Dazu kommt es durch das Kratzen, weil Keime eindringen können.

Zerkarien sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. Weil das Vorkommen an Wasservögel gebunden ist, sollten – insbesondere während anhaltender Wärmeperioden – Gewässerbereiche mit größeren Wasservogelpopulationen (z. B. Enten) zum Baden gemieden und die Tiere nicht durch Füttern oder weggeworfene Nahrungsmittel angelockt werden

Da Zerkarien während der Schwärmzeit, die circa eine Woche dauert, vor allem in flachen Uferbereichen vorkommen, sollten diese gemieden werden. Tiefer (kühlere) Wasserbereiche sind meist ungefährlich.

Zerkarien benötigen durchschnittlich vier Minuten zum Eindringen in die Haut. Deshalb sollte nach dem Baden der Körper zuerst gut abgetrocknet, besser richtig abgerieben, werden. Duschen begünstigt das Überleben der Zerkarien und das Eindringen in die Haut. Deshalb sollte es erst etwas später folgen.

Foto unten (Archiv): Rekarda Disteler kontrolliert das Wasser der Seen in unserer Region regelmäßig – nicht nur in der Hochsaison.


6 Antworten zu “Untersuchungen bestätigen: Zerkarien in der Müritz”

  1. Peter Sohr sagt:

    Zitat: „Es wurden – wie vermutet– Zerkarien nachgewiesen, die als Verursacher der Hauterscheinungen (Zerkarien- oder Badedermatis) bekannt sind und in der Natur in Binnengewässern vorkommen.“

    Sie kommen aber nur deshalb dort vor, weil die Badestellen wie z.B. das Volksbad oder aber wie beschrieben in Klink all abendliche Schlafplätze der Wasservögel sind. Die Hinterlassenschaften der Vögel prägen somit auch besonders den ungepflegten Sandbereich in Klink. Beim aufsuchen und verlassen des Badegewässer ist Parcourlauf um die Tretminen der Vögel angesagt. Mal eins das Badehandtuch auf dem Rasen oder dem Sand ausbreiten, ein Ding der Unmöglichkeit. Hier könnte die Kurtaxe bestens eingesetzt werden um mal einen richtig vernünftigen Strand zu bieten der zumindest Vogelkotfrei ist.

    Und übrigens, ich kann mich nicht erinnern, in meiner Jugend jemals derartige juckende Pestbeulen gehabt zu haben. Wir sind gar bis zum Bauch im Schilfbereich nach Krebsen unterwegs gewesen und haben ganztags gebadet, ohne uns abzutrocknen und ohne uns abzurubbeln, und ohne ein einziges mal juckende Stellen gehabt zu haben. Wenn die Natur das so ohne weiteres bereits damals geboten hätte, wären wir voll von derartigen Beulen gewesen.

    Nichts gegen Vögel, aber hier werden Angaben gemacht und einfach so hingenommen ohne die tatsächlichen Ursachen zu prüfen und Maßnahmen dagegen zu unternehmen.

    Also hier die Frage: Ist jeder selber schuld wenn er dort baden geht?

  2. Alter Klinker sagt:

    Sehr geehrter Hr. Sohr,

    da kann ich Sie beruhigen, ich bin in Klink aufgewachsen, und wir waren nur im Wasser/Schilf ob Rotfedern angeln oder Schilfkolben holen. So manches mal haben wir uns danach blutig gekratzt.
    Also, auch früher hat man sich „Pestbeulen“ in der Müritz geholt, wenn das Wetter gestimmt hat.

    Und hier meine Frage.: Für was soll die Kurtaxe noch alles genommen werden.

    Wenn der Strand nicht gefällt, gehe ich woanders hin.

    MfG

    • Peter Sohr sagt:

      Sie können mich und alle anderen Betroffenen nicht beruhigen. Mag sein das Sie derartige Erfahrungen machen mussten, ich zumindest bin fast 60 und habe nur in den letzten Jahren derartige „Erfahrungen“ an der Müritz machen müssen.

      Zur Frage wozu die Kurtaxe noch alles genommen werden muss, verweise ich hiermit auf § 43 des Kommunalabgabengesetzes. Hier wird mehr als eindeutig auf eine direkte Verwendung verwiesen, um die Kosten für die Herstellung und Unterhaltung der für die Kur- und Erholungszwecken bereitgestellten Einrichtungen zu decken. Und zwar unmittelbar.

  3. WRN sagt:

    Kann mich den Worten von Herrn Sohr nur anschließen. War einmal (schon paar Jahre her) mit meinem Sohn da, weil er auf die Rutsche wollte. Habe unsere Sachen, aber aus den schon beschriebenen Grund nicht hingelegt. Sind den zur Feisneck geradelt. Es ist , wie schon erwähnt , zwar paar Jahre her, aber die Situation ist ja nicht besser geworden. Im Gegenteil.

  4. Mandy Lauterbach sagt:

    An alle Eltern,
    bitte geht mit euren Kindern nicht mehr am See Baden, besonders in Ufer Nähe wie es im Artikel steht.

    Die Zerkarien haben sich ausgebreitet, wir waren am Stand in Malchow Baden.
    Meine Tochter 1 Jahr und 3 Monate hat am ganzen Körper ausschlag bekommen.
    Das Risiko ist bei den Temperaturen ist einfach zu groß.

    Denkt an eure Kinder.

  5. Elimar sagt:

    Zerkarienquaddeln können manchmal sehr jucken. Bevor diese Ursache bekannt wurde, haben alle an Mücken, Bremsen oder anderer Peiniger Stiche geglaubt. Nun wissen wir es besser. Es ist aber nicht so, dass man bei jedem Baden befallen wird. Ich habe dieses Jahr eine typische Quaddel, und das bei täglich ausgiebigem Baden. Die Ursache kann aber auch eine Andere sein. Also bade ich weiter. Bewegungsmangel hätte schlimmere Folgen.

    Ob man das nun dramtisiert oder nicht, es ist nicht schön. Die Enten scheinen mit den Parasiten zurecht zu kommen. Dennoch kann man sich fragen, ob man gegen diese nicht vorgehen sollte, im Interesse der Menschen. Und den Enten würde das auch nicht schaden. Vielleicht hilft ein Mittel gegen Würmer, welches bei Menschen oder Haustieren verabreicht wird. Da hätte das Entenfüttern mal Sinn. Ob finanzielle Mittel aus der Kurtaxe dafür optimal angewendet würden, kann man erst nach weiteren Studien beurteilen. Aber Stadtverwaltung und Bürgerschaft halten es damit wie immer: https://martinmargulies.files.wordpress.com/2009/07/drei-affen.jpg

    MV wähnt sich als Gesundheitsland:
    „Als Bundesland mit intakter Natur, attraktivem touristischen Angebot und seit Jahren stetig wachsender Gesundheitsbranche entwickelt sich MV zum Spitzenreiter in Sachen Gesundheitswirtschaft. Starke Netzwerke und gute Infrastruktur bieten optimale Standortbedingungen. Für MV beschreibt der „Masterplan Gesundheitswirtschaft 2020″ den Weg zum führenden Gesundheitsland“

    Oh, welcher Anspruch!