Waren guckt zurück, blickt nach vorn und zeichnet aus

12. Januar 2019

Nein, den Titel macht Waren so schnell keiner streitig: Die längsten Neujahrsempfänge gab es schon immer in Waren und wird es wohl auch immer in Waren geben: Sage und schreibe zwei Stunden und 55 Minuten hat es heute gedauert, bis Bürgermeister Norbert Möller und Stadtpräsident René Drühl im Kurzentrum auf dem Nesselberg endlich das Glas hoben. Zwei Stunden und 55 Minuten – vollgepackt mit vielen Reden und Auszeichnungen, mit Rück- und Ausblicken und mit einem jungen Gesangsquartett der Kreismusikschule, das die mitunter sehr ausführlichen Reden wohltuend und unterhaltsam unterbrochen hat.

Sowohl René Drühl als auch Norbert Möller erinnerten in ihren Reden an viele Ereignisse, die das Jahr 2018 in der Müritzstadt prägten. Dazu gehörten bunte Feste genauso wie die Müritz, die fast 70 cm ihres Wasserstandes einbüßte, die Diskussionen um den Lärmaktionsplan inklusive Ortsumgehung, der Beschluss zum Ausbau der Steinmole und natürlich der geplante Aqua Regia Park auf dem Nesselberg, den beide Redner trotz des aktuellen Dilemmas nicht ausklammerten. Norbert Möller wiederholte seine Ansicht, wonach der Aqua Regia Park ein Alleinstellungsmerkmal für Waren sowie ein Zugewinn für viele Unternehmen wäre.

„Wir haben in jüngster Vergangenheit Entwicklungstendenzen zur Kenntnis nehmen müssen, die aus meiner Sicht nicht unbedingt nur förderlich für das Vorhaben waren“, sagte Norbert Möller und meint damit sicher die Androhung von Schadenersatzforderungen durch Investor Gregor Schmidt. Wie es mit dem Vorhaben weitergeht, wollen die Stadtvertreter schon in der kommenden Woche beraten.

Kein Neujahrsempfang ohne den Ausblick auf das gerade begonnene Jahr. Möller und Drühl riefen dazu auf, zur Wahl zu gehen, denn am 26. Mai bestimmen auch die Warener ihre neue Stadtvertretung, den Kreistag und das Europaparlament.

In Waren soll laut Ankündigung des Bürgermeisters weiter am Wohngebiet „Papenberg“ – hier sind Grundstücke für Häuslebauer geplant – gearbeitet, außerdem an der Wiedernutzung des Bahnbetriebsgeländes als Gewerbegebiet, am barrierefreien Zugang auf die Volksbad-Brücke, am barrierefreien Umbau des Bahnhofstunnels, an der Sanierung des Kunstrasenplatzes im Müritzstadion sowie an der Sanierung der Straßen am Teschenberg sowie zum DRK-Pflegeheim am Kietz.

Auch ein größeres Jubiläum steht ins Haus: Warens Feuerwehr feiert in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag. Bereits im März findet der Landesausscheid „Jugend musiziert“ in Waren statt, im Oktober gibt es in Waren die zentrale Gedenkveranstaltung des Landes zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution zum Ende der DDR.

Und diese Auszeichnungen gab es heute:

Den Wirtschaftspreis der Stadt Waren (Müritz) erhielten der Campingplatz Ecktannen mit Leiter Jens Dörge und das Unternehmen Oceanarchitects von Christian Klein.

Der Campingplatz Ecktannen, zwischen 1920 und 1930 entstanden, hat sich seit der Übernahme durch die Kur- und Tourismus GmbH bilderbuchmäßig entwickelt. Rund 4,4 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in die beliebte Anlage investiert worden. Zählte man im Jahr 2004 noch 45 000 Übernachtungen, waren es 2018 rund 135 000 – der Umsatz stieg im gleichen Zeitraum von 361 000 Euro auf fast 1,5 Millionen. Der Campingplatz Ecktannen gehört mit seinen 450 Stellplätzen zu den 100 beliebtesten Campingplätzen in Europa.

Oceanarchitects von Christian Klein ist ein Unternehmen, das weltweit tätig ist. Die heute 11 Mitarbeiter sind auf städtebauliche Konzepte sowie das Design für Kreuzfahrtschiffe spezialisiert. Vor gut zehn Jahren von dem 42 Jahre alten gebürtigen Warener gegründet, hat sich Oceanarchitects mit Sitz in der Kietzstraße inzwischen einen Namen bei Schiffbauern weltweit gemacht. Aber nicht nur die modernen „Pötte“ tragen die Handschrift von Christian Klein und seinen Mitarbeitern, sondern auch Hotels wie das Kaiserstrand Beach Hotel Bansin, das Radison Blue in Rostock oder das Bahia del Sol Santa Ponsa auf Mallorca. In Waren hat der neue Wirtschaftspreisträger seine Spuren unter anderem am Jugendzentrum „JOO“, am Schmetterlingshaus und am Seehaus in der Gerhart-Hauptmann-Allee hinterlassen.
Derzeit plant Christian Klein eine Niederlassung in China.

Mit dem Umweltpreis der Stadt Waren (Müritz) ist heute der Landschaftspflegehof „Müritzhof“ geehrt worden. Er gehört sowohl bei Einheimischen als auch Urlaubern zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Region und wird seit 1992 vom Lebenshilfswerk betrieben. Gegenwärtig beweiden 60 skandinavische Fjällrinder, 120 Gotlandschafe und 13 Shetlandponys die Weideflächen am Müritzhof. In der Gastronomie der Einrichtung werden eigene Produkte vermarktet, mit seiner 320 Quadratmeter großen Solarfläche ist der Hof weitgehend autark. 31 Mitarbeiter haben in Müritzhof einen Job, 20 von ihnen haben eine Behinderung und hätten auf dem „normalen“ Arbeitsmarkt kaum einen Chance.

Den Richard-Wossidlo-Kulturpreis der Stadt Waren (Müritz) erhielt der Innenstadtverein mit ihrer Vorsitzenden Claudia Bergmann als wichtiger Partner bei der Gestaltung des kulturellen Lebens in Waren. Die Mitglieder des Vereins organisieren im Jahr zahlreiche Veranstaltungen, die zur Belebung der Warener Innenstadt, aber auch zu mehr Geselligkeit beitragen – das alles auf ehrenamtlicher Basis. Da ist zum Beispiel das große Osternest, das seit Jahren nicht nur Besucher aus der Region auf den Neuen Markt zieht, da sind aber auch die langen Einkaufsnächte, der Apfelmarkt und die Weihnachtsmärkte.

Wahrscheinlich zum letzten Mal sind heute der Sanierungspreis der Stadt Waren (Müritz) und zwei Anerkennungspaletten für gelungene Sanierungen vergeben worden. Nicht, weil die Stadt den Preis nicht mehr vergeben will, sondern aus einem ganz einfachen Grund – in Waren gibt es kaum noch unsanierte Gebäude.

Ein Haus, das viele Jahre Kopfschmerzen bereitet hat, erhielt heute den Sanierungspreis – die alte Jugendmode. Die Bauherren Detlef Böser, Tobias Briehn und André Melzer haben aus dem historischen Gebäude eine Seniorenresidenz mit 20 Ein- und Zweiraumwohnungen „gezaubert“ und zudem 30 neue Arbeitsplätze geschaffen. Alleine die Sanierung der Fassade einschließlich des Dachbereiches verschlang mehr als eine Million Euro, die Stadt beteiligte sich mit einer großzügigen Städtebauförderung. „Nach fast 25 Jahren Leerstand und einer mehrjährigen Baustelle ist nunmehr ein Schmuckstück der Warener Innenstadtsanierung entstanden“, heißt es in der Begründung für den Sanierungspreis.

André Melzer durfte gleich zwei Preise in Empfang nehmen, denn gemeinsam mit Dr. Felix Handy und Arnim Voigtländer machte er sich auch an den Warener Bahnhof und erhielt dafür eine Anerkennungsplakette. Das Backsteingebäude fristete lange ein eher bescheidenes Dasein, die Deutsche Bahn zeigte wenig Interesse, wollte aber zunächst zu viel Geld für das Gebäude. Nach einer Versteigerung übte die Stadt ihr Vorkaufsrecht aus, weil sie eine Immobilienspekulation vermutete und verkaufte das Bahnhofsgebäude schließlich an die drei Investoren, die gemeinsam die „Alter Bahnhof Waren (Müritz) GbR“ gründeten und ein Facharzt- und Therapiezentrum aus dem historischen Haus machten. Neben einer Zahnarztpraxis finden sich im Innern jetzt auch eine Logopädie und Physiotherapie sowie das ign Ingenieurbüro.

Eine Anerkennungsplakette kann auch Bauherr Jan Granzow an die „Hof-Suiten“ in der Großen Wasserstraße schrauben. Auf zwei Innenstadt-Grundstücke hat er gemeinsam mit seiner Partnerin Silke Jähn eine hochwertige Herberge „gesetzt“, die zwar neu gebaut wurde, aber die dennoch viel an Warens Geschichte erinnert. Beispielsweise haben die Suiten historische Namen, im alten Gewölbekeller spüren die Gäste einen Hauch früherer Zeiten und können sich später von den Hausherren über das „alte Waren“ erzählen lassen.

Neben diesen Preisen hat Bürgermeister Norbert Möller zudem engagierte Bürger geehrt. So Regina Illing, die seit vielen, vielen Jahren für den Deutschen Wetterdienst  Daten aus Waren liefert und dafür auch schon mit der Wetterdienstplakette ausgezeichnet wurde.

Peggy Kiepke, Lehrerin am Warener Gymnasium, wurde für ihre Arbeit als Chorleiterin ausgezeichnet. So steht sie dem Popchor „Mee(h)rklang vor und leitet zudem den Chor „Unerhört“, in dem Menschen mit Handicap, die vom Lebenshilfswerk betreut werden, singen.

Für ihren Rettungseinsatz am Warener Volksbad ehrte Norbert Möller die Krankenschwester Laura Handorf (nicht anwesend) und Rettungsschwimmer Stephan Radtke. Beide waren zufällig zur Stelle, als im Juli 2018 ein 21-Jähriger am Volksbad verunglückte. Der junge Mann konnte zunächst von den Ersthelfern wiederbelebt werden, starb aber später im Krankenhaus.
Möller nutzte dieses Beispiel, um an alle zu appellieren, zu helfen und nicht wegzuschauen, wenn andere in Not sind.

Und hier unsere Bildergalerie, bitte anklicken:

 


3 Antworten zu “Waren guckt zurück, blickt nach vorn und zeichnet aus”

  1. Schulz sagt:

    Ja da kann man sehen, die Gesellschaft gibt sich ein Stell dich ein!
    Da wird gefeiert, gelacht aber die Probleme der Stadt Waren bleiben.
    Da sollte sich doch Stadtverwaltung Waren sich an die Nase fassen..

  2. 00schneider sagt:

    3 Stunden Gelaber vom obersten Regal. 0 Prozent Inhalt. Es geht bergab. Zumindest dem Stadtpräsidenten ist es gelungen mal kurz das Hirn einzuschalten. Er philosophierte über die Anzahl von Telefonen 1899 in Amerika, mit einem Umweg über 1979 und 1989 kam dann seine Rede. Was der Künstler sagen wollte- blieb verborgen. Aber auch der Bürgermeister ergoss sich anschließend in Lobeshymnen auf seine Arbeit. Ich seh nur nix im Stadtbild. Reicht es eigentlich nicht den Menschen ein gesundes neues Jahr zu wünschen und dann bei individuellen Gesprächen sich auszutauschen ‚ in Waren offenbar nicht. Alle Türen zu. Alle müssen ertragen was da geboten wird. Das bringt mich zum Kulturprogramm. Die 4 jungen Leute waren ganz gut, bei den ersten beiden Liedern. Bis zu Jugend musiziert gibt’s noch viel Arbeit. Aber sie haben echt Potenzial. Für mich hat sich das Thema Neujahrsempfang Waren erledigt. Es ist eine Strapaze, eine Zumutung.

  3. rederang21 sagt:

    Warum? sind Sie denn zu dieser Veranstaltung gegangen? Es entsprach doch nichts Ihren Vorstellungen. Ich würde mir das nicht antun.