Arbeitslosigkeit an der Seenplatte sinkt vierten Monat in Folge

1. Juli 2023

„Im Juni ist die Arbeitslosigkeit im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte den vierten Monat in Folge gesunken. Der saisonal typische Rückgang ist ein ermutigendes Zeichen, das auf eine gewisse Stabilität hinweist. Trotzdem sollten wir die gegenwärtige Situation mit Vorsicht betrachten, da die Dynamik am Arbeitsmarkt nicht mehr so stark ist, wie vor der Corona-Pandemie“, so die Einschätzung des Chefs der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse. Im Juni waren an der Seenplatte 299 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im Mai. Insgesamt 10.711. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,4  Prozent. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sind es 194 Arbeitslose mehr. Die beste Entwicklung dabei zeigt Röbel mit einem Minus von 10 Prozent im Vergleich um Vorjahr.

Der längerfristige Vergleich der Entwicklung der Arbeitslosigkeit – von Mai auf Juni – macht die saisonale Dynamik sichtbar: „Im Juni 2021 verzeichneten wir einen bemerkenswert starken Rückgang der Arbeitslosigkeit mit einem Minus von 819 Personen. Dies war der stärkste Rückgang in den vergangenen acht Jahren. Im Vergleich dazu ist der Rückgang der Arbeitslosenzahlen in diesem Jahr mit einem Minus von 250 Personen deutlich geringer ausgefallen“, betonte Besse.

„Die niedrigeren Rückgänge der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum langfristigen Trend zeigen, dass wir uns möglicherweise in einer Phase des Plateaus befinden. Diese Entwicklung erfordert unsere gesamte Aufmerksamkeit und gemeinsame Anstrengungen – aller relevanten Akteure am Arbeitsmarkt. Dazu werden wir weiterhin eng mit den Unternehmen und anderen relevanten Akteuren zusammenarbeiten, um die Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region zu stärken und Arbeitsuchende bestmöglich zu unterstützen.“

Es sei interessant zu beobachten, dass im Vergleich zum Juni 2021 die Anzahl der Menschen, die ihre Arbeitslosigkeit durch eine Beschäftigung beenden konnten, im Juni dieses Jahres deutlich gesunken sei. Von 1.169 im Vorjahresmonat auf 692 im aktuellen Juni. “Das zeigt die veränderte Dynamik am Arbeitsmarkt, aber auch, dass Betriebe im schwierigen Umfeld zurückhaltender bei der Neueinstellung von arbeitslosen Menschen geworden sind“, so Besse

Die Ursachen für die nachlassende Dynamik auf dem Arbeitsmarkt in der Region seien vor allem auf die Folgen des Krieges in der Ukraine, die Inflation und die Probleme in den Lieferketten zurückzuführen. Auch mache sich Demografie und der Fachkräftemangel bemerkbar.

Fachkräfte dringend gesucht

„Erfreulich sei, dass sich die Zahl der Stellenmeldungen weiterhin auf einem hohen Niveau bewege. Das zeige die relativ hohe Nachfrage nach Arbeitskräften. Seit Jahresbeginn wurden den beiden Arbeitgeberservice-Teams von Arbeitsagentur und Jobcentern im Landkreis knapp 2.950 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. „Alleine im Juni haben unsere Arbeitgeberservice-Teams 469 freie Stellen akquiriert. Nur 43 weniger als im Vorjahreszeitraum“, sagte der Agenturchef

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mangelt es an Fachkräften. Vor allem im Bau- und verarbeitenden Gewerbe sowie in sozialen und technischen Berufen fehlen qualifizierte Menschen. Um dieser Situation erfolgreich zu begegnen, intensivieren die Arbeitsagentur und die Jobcenter im Landkreis ihre Bemühungen zur Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten. „Die Pflege sowie das verarbeitende Gewerbe gehören seit vielen Jahren zu den Engpassberufen an der Seenplatte. Nicht viel besser sieht es aus bei den Verkehrs- und Logistikberufen, Bau- und Ausbauberufen sowie IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen sowie bei den Lebensmittel- und Gastgewerbeberufen. Auch hier ist der Bedarf an Fachkräften ungebrochen hoch“, sagte Besse. Seit Monaten übersteige die Zahl der gemeldeten Stellen für Fachkräfte die Zahl der Arbeitslosen. Allerdings: Bei den weniger qualifizierten Hilfskräften sei die Situation umgekehrt. Hier gebe es mehr Bewerber als Stellen. Deshalb sei die Qualifizierung für den Arbeitsagenturchef eine entscheidende Säule. „Wir müssen uns noch mehr auf die Förderung von Bildung – auch im Betrieb – konzentrieren, um sicherzustellen, dass die Arbeitskräfte den Anforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes gerecht werden können.“

Noch viele freie Ausbildungsplätze

Zum Abschluss ging Besse auf die Entwicklung am Ausbildungsmarkt an der Mecklenburgischen Seenplatte ein. „Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres. Aber: Der Ausbildungsmarkt bietet weiterhin Chancen für alle, die noch auf der Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle sind. Es gibt noch so viele Unternehmen, die interessante Ausbildungsplätze anbieten. Darum kann ich denen, die bisher vergeblich eine Lehrstelle gesucht haben, nur empfehlen: Meldet Euch bei der Berufsberatung. Nutzt darüber hinaus für die Ausbildungssuche die „AzubiWelt – App“ der Bundesagentur für Arbeit. Die App ist kostenlos und wurde gemeinsam mit Schülern entwickelt. Es gibt die App für Smartphones mit Apple oder Android Betriebssystem. Und wer noch Tipps rund um das Thema Bewerbung benötigt, ist auf der Seite www.planet-beruf.de genau richtig.“

Zu- und Abgänge

564 Männer und Frauen mussten sich im Juni nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes an der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 17 oder 3 % mehr als im Mai. 12 oder 2 % weniger als im Juni 2022.

692 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 111 oder 14 % weniger als im Mai. 54 oder 8,5 % mehr als im Juni 2022. Damit übersteigen im Juni die Arbeitsaufnahmen (692) die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (564).

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im Juni von –0,2% bei Frauen bis +13% bei Ausländern.

Insgesamt 2.961 Personen erhielten im Juni Arbeitslosengeld, 229 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Juni bei 14.893. Gegenüber Juni 2022 war dies ein Anstieg von 660 Personen.

Gemeldete Arbeitsstellen

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist auf 3.167 Stellen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat (Juni 2022) bedeutet dies ein Rückgang von 204. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen ablesen: Im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang des Stellenzugangs um 38 – zum Vorjahresmonat ein Minus um 43.

Die größte Nachfrage gab es im Juni aus den Bereichen: Baugewerbe 410 freie Stellen im Bestand; verarbeitendes Gewerbe (393); Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (349);Gesundheits- und Sozialwesen (332); sowie im Gastgewerbe (265).

Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Juni recht unterschiedlich. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit im Geschäftsstellenbezirk Röbel; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 %. Demgegenüber steht die Entwicklung im Bezirk der Geschäftsstelle Neubrandenburg mit einer Zunahme von 10 %.


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