Klimastreik-Organisatoren freuen sich über rege Beteiligung

20. September 2019

Zum ersten Mal waren heute auch die Müritzer aufgerufen, sich am weltweiten Klimastreik zu beteiligen – und es kamen viel mehr, als sich die Warener Veranstalter erhofft hatten. „Ich bin stolz auf meine Heimtstadt, dass so viele Menschen unterschiedlichen Alters dabei sind. Auch im kleinen Waren kann man etwas erreichen“, sagte der Schüler Titus Hübner als einer der Organisatoren der Demo. Rund 350 Teilnehmer – so die Schätzung der Polizei und der Veranstalter – kamen, um ihre Sorgen in Sachen Klima mitzuteilen, aber auch, um die Politiker sowie jeden einzelnen Menschen zum Handeln aufzufordern. „Jeder muss sich selbst hinterfragen. Bleibt politisch, und da wo es nötig ist, empört Euch“, so die Warener Pastorin Anja Lünert.

Zu den Forderungen der Veranstalter und Teilnehmer zählen unter anderem, den Nahverkehr deutlich billiger und damit das Busfahren attraktiver zu machen und auch wieder die Dörfer mit Bussen zu erschließen.

„Es geht nicht darum, immer mehr Autos auf Elektro umzustellen, sondern darum, immer weniger Auto zu fahren. Dafür muss aber der öffentliche Personennah- und Fernverkehr ausgebaut werden. „Das Leben auf dem Dorf muss auch ohne Auto wieder lebenswert werden“, meint Anja Lünert. Keuzfahrten und Flüge dagegen sollten ihrer Ansicht nach teurer werden, auch wenn sie weiß, dass das viele Menschen nicht so sehen. „Die Veränderungen in der Klimapolitik werden weh tun, das müssen wir aushalten, ohne gleich alternative Parteien zu wählen“, sagte die engagierte Pastorin und erntete viel Beifall. „Wir sind keine Bessermenschen, denn wir alle sind  mit Schuld an der heutigen Situation. Aber wir alle können auch etwas tun.“

Den Klimawandel könne niemand mehr leugnen: „Man kann den Wäldern momentan beim Sterben zugucken“, sagte Anja Lünert.

Auch Warens Bürgermeister gehörte zu den Demonstranten. „An alle, die immer noch behaupten, dass es keinen Klimawandel gibt: Die 20 heißesten Jahren seit der Wetteraufzeichnung gab es in den vergangenen 22 Jahren. Das kann man nicht ignorieren“, so Möller, der zugab, dass man das Thema Klimaschutz auch in Waren nicht immer mit der nötigen Energie betrieben habe. In Waren gebe es zwar seit vielen Jahren ein Klimaschutzkonzept, die Umsetzung stecke aber immer noch in den Kinderschuhen. „Eine Demonstration wie heute trägt mit dazu bei, auch uns stärker zu sensibilisieren“, meinte der Bürgermeister, der zudem die Schüler, die während des Unterrichtes an dem Streik teilgenommen haben, verteidigte.

„Bei allen Gesetzlichkeiten, die es zu Recht gibt, haben auch Schulen die Möglichkeit, ihren Schüler die Teilnahme an dem Klimastreik zu ermöglichen. Man kann so eine Demo auch im Unterricht nutzen“, erklärte der Bürgermeister, der bekanntlich selbst Lehrer ist und jahrelang Schulleiter war.

Apropos Schulen: Die haben das recht unterschiedlich gehandhabt. Die Arche-Schule hat es ihren Mädchen und Jungen erlaubt, am Streik teilzunehmen, wenn ein Entschudligungszettel der Eltern vorlag. Die meisten fehlten nur während der Veranstaltung und waren dann wieder im Unterricht.

Auch aus dem Privaten Internatsgymnasium Schloss Torgelow durften die Schüler auf Wunsch teilnehmen. Sie wurden sogar gebracht und hatten eine Lehrerin dabei. Diejenigen, die dadurch einen Test verpasst haben, schrieben ihn später in ihrer Freizeit nach.

Andere Schulen, so wurde berichtet, haben es ihren Schülern dagegen verboten, dem Unterricht aufgrund des Streiks fernzubleiben. Das Schulamt in Neubrandenburg soll angewiesen haben, dass Fehlstunden notiert werden, sollte Schüler an der Demo teilnehmen.

Unter den Streikenden waren aber bei weitem nicht nur Schüler. Ganz im Gegenteil – alle Altersgruppen waren vertreten – Vom Kita-Kind bis zum hochbetagten Rentner.

Und: Alle Redner haben die Teilnehmer der Demo aufgerufen, auch morgen dabei zu sein, wenn in Waren Müll gesammelt wird. Los geht’s an verschiedenen Standorten um 9 Uhr.

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8 Antworten zu “Klimastreik-Organisatoren freuen sich über rege Beteiligung”

  1. Brigitte sagt:

    Wertes Team von „Wir sind Müritzer“,

    Ihre Berichterstattung über den sogenannten Klimastreik läßt nur unschwer erkennen, dass Sie mir den Organisatoren und den Teilnehmern sympathisieren.
    Das ist in Ordnung, denn Sie betreiben ja einen Blog und sind nicht bei ARD und ZDF beschäftigt.
    Die Ausrichtung ihrer Berichterstattung ist also ganz allein ihren Ansichten und Ihrer Meinung verpflichtet aber….., und da habe ich dann doch ein Problem, weil Sie und Ihr Team ganz sicher nicht mehr im jugendlichem Alter sind und es nach meiner Meinung doch an manchen Stellen zu Forderungen durch die Jugendlichen Klimaschützer kommt, die mir Sorge machen.
    Ich habe heute den live Stream vom Brandenburger Tor mit verfolgt und da wurde von der Bühne die Masse zu Sprechchören animiert mit folgender Aussage:….6,7, 8….RWE wird platt gemacht.
    Ich weiß nicht, ob die Jugendlichen wirklich wissen, was es genau bedeutet, wenn denn RWE platt ist !?
    Ich könnte einige Aussagen, die ich auf den Plakaten in Waren gesehen habe genauso kritisch betrachten.
    Und genau da komme ich auf Ihre Positionierung zum Thema zurück.
    Es ist sicher zu loben, das Jugendliche sich arrangieren, aber ist es nicht auch Sache der Erwachsenen zu hinterfragen und hinzuweisen, zu kritisieren wo nötig und nicht einfach alles abwinken, was gerade gefordert wird ?!

    Beim Lesen der Kommentare merkt man um die Polarisierung, vielleicht könnte man auch hier die Wogen glätten, wenn auch ein paar kritische Töne mit einfließen würden.

    • Hallo, wir sympathisieren nicht, haben aber Respekt vor allen, die sich engagieren, obwohl man sie schon im Vorfeld mit Hetze und Häme überschüttet hat. Und wenn Sie sich die Bilder und das Video anschauen, werden sie feststellen, dass heute in Waren mindestens genauso viele Erwachsene wie Jugendliche dabei waren. Kritische Stimmen während der Demo gab es keine. Wir haben zumindestn keine gehört und waren die gesamte Zeit über dabei. Es ist ja einfacher, wenn man auf der Couch sitzt und bei Facebook über die Demonstranten herzieht. Das wurde wirklich ausgiebig genutzt.

      • Brigitte sagt:

        Danke für die Antwort.
        Es ging mir in meinem Anliegen allerdings nicht darum, ob unter den Demonstranten auch Erwachsene waren, sondern darum, dass ausschließlich positiv berichtet wird und bestimmte Statements nicht auch kritisch hinterfragt werden.
        Ich gebe Ihnen recht, dass das Thema immer auch mit viel Häme begleitet wird, aber auch dafür gibt es Gründe , die man nicht einfach ignorieren sollte.
        Sie schreiben, dass es immer leichter ist, auf der Couch zu sitzen und zu kommentieren.
        Es ist aber auch nicht damit getan, nur zur Demo ( in der Schulzeit) zu gehen , und ansonsten alle Annehmlichkeiten mit zu nehmen.
        Wenn ich für eine Sache eintrete, sollte ich sie auch leben.
        Auf dem Video ist zum Beispiel ein sehr junges Kind mit einem Handy zu sehen, und wenn selbst die Tagesthemen berichten, dass die Herstellung von Handys und Computern/ Tablets den CO 2 Ausstoß des Flugverkehrs bei weitem übersteigen, dann hab ich da schon Fragen.
        Die alten Menschen, die oft bei dem Thema als diejenigen genannt werden, die das ganze Schlamassel angerichtet haben, sind ganz sicher nicht diejenigen, die täglich ihr Handy aufladen und diverse Streamingdienste nutzen….von daher…nicht immer ist Häme unbegründet.
        Vielleicht ist es meiner Vergangenheit als DDR-Bürger geschuldet, dass ich eine Abneigung gegen kollektive Statements habe.
        Ich bin dafür , den Schülern das selbständige Denken beizubringen, sie gerade in den sogenannten MInt Fächern mit Wissen vollzustopfen. Wie aber soll das gehen , beim permanenten Lehrermangel, gegen den seltsamer Weise niemand auf die Straße geht.
        Ich wäre dabei.

  2. W sagt:

    Brigitte,
    ihr Schauen auf das Handy kann ich ausweiten. Die Schuhe der Demonstrierenden haben Gummi- und PUR-Sohlen igittigit, die Pappschilder und manche Lippen sind mit Farbe bemalt – wie die wohl hergestellt sind? Die Leute sind in ein System geboren, aus dem sie nicht ausbrechen können, dass sie aber verändern wollen und zum Vorteil aller Menschen und nicht egoistischer Vorteile wegen, auf Kosten anderer. Ich war dabei Ich wüsste ich, was Frau Gest hätte anders berichten sollen. Ich kann manches an WsM belächeln. Die Berichterstattung war aber in Ordnung und neutral. Genau so war es dort. Niemand hat überzogen und es gab keine Kontroverse, über die man hätte schreien können. Am späten Abend sprach ich mit einem gut situierten Bekannten. Der beklagte sich über all das und das mediale Rauschen dazu. Letzteres kann ja nerven, ändert aber nichts an der Sache. Aber seine ganze Rede war auch frustdurchdrungen, seinen überaus gelebten und vorgezeigten Wohlstand nicht in genau der Form, wie bisher beibehalten zu können. Wie armselig.

    • Brigitte sagt:

      Die Diskussion zum Thema sprengt vielleicht den Rahmen dieses Forums und auch meine zeitlichen Möglichkeiten.
      Ich möchte darum nur kurz auf Ihren letzten Satz eingehen…, dass Sie es…armselig…finden, dass Ihr Bekannter seinen gelebten und vorgezeigten Wohlstand behalten möchte.
      Nun ich denke, das ist zunächst legitim, soweit er sich den durch seine Arbeit , wo und wie auch immer , selbst erarbeitet hat.
      Es gibt da durchaus andere Beispiele, siehe AWO Chef, diverse Politiker die eventuell auf einen Teil ihres Wohlstandes verzichten sollten und auch könnten.

      Ich kenne kaum jemanden mit „ vorzeigbarem“ Wohlstand, sondern sehe vor allem am Monatsende Rentner, die das Kleingeld im Portemonnaie suchen, Kinder, die erst eine Flasche abliefern müssen, um sich dann das billigste Brötchen zu kaufen, das im Regal liegt.
      Das Klientel ist durch die sogenannte Energiewende schon ziemlich gebeutelt und steht dem ganzen Thema Klima eher ängstlich gegenüber.
      Wenn ich dann Sätze von Greta Thunberg lese : „ wenn Sie zu der kleinen Gruppe gehören , die sich von uns bedroht fühlen, dann habe ich schlechte Nachrichten für Sie, denn das hier ist nur der Anfang „, dann wird mir schon sehr unwohl. Drohen ? Wie kann das sein ?

      Aber wir leben in einem freien Land und jeder kann für das eintreten, was er für richtig hält.
      Was ich nicht akzeptieren kann, ist das indoktrinieren von Menschen, die andere Meinungen haben.
      In diesem Sinne, schauen wir, wie sich alles entwickelt.

  3. Katrin sagt:

    Wertes Team von „Wir sind Müritzer“!

    Das stimmt so nicht ganz. Es gab öffentliche Kritik. Der Demo-Zug lief 100 Meter hinter dem Kreisverkehr direkt auf 2 sehr große Holztafeln mit kritischen Äußerungen zu. Aber leider lösten sich gleich ein paar Leute aus den vorderen Reihen des Zuges und rissen die Schilder ab. Schlimm, dass das Thema „Meinungsfreiheit“ für diese Demonstranten keine Bedeutung hat.

    Freundliche Grüße, Katrin

  4. Balou sagt:

    Um das Klima zu schonen wird ja auch mit zwei Flugzeugen nach Amerika geflogen.
    Eins für A.Merkel und eins für Annegret Kalaschnikov,weil einer den anderen nicht
    mitnehmen will.